Kapitel 13

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Die Runde durch den Wald war absolut das Richtige gewesen, um Cany etwas entspannen zu lassen. Er liebte es, sich zu bewegen, aber bei diesen Temperaturen war selbst er recht unmotiviert. Im Wald spendeten die Bäume jedoch genug Schatten und es war wirklich angenehm.

Gedanklich ging ich die vergangenen Tage durch. Der Hof Alicante war zu einem zweiten Zuhause für mich geworden. Die Leute auf dem Hof wie eine Familie. Wir alle verstanden uns prima und hatten viel Spaß an der Arbeit mit den Pferden. Dennoch erdrückte uns die neue Last, die uns nun auferlegt wurde.

Der Hof war keinem von uns egal. Ich hatte die Herondales und all die Pferde hier ins Herz geschlossen und fühlte mich irgendwie verantwortlich, etwas zu tun. Es war einfach nicht richtig, wegzusehen, bald abzureisen und all das hinter mir zu lassen. Ich wollte Hurricane nicht im Stich lassen. Und ich wollte Magnus nicht enttäuschen, denn ihm drohte, sein Zuhause ein weiteres Mal zu verlieren, nachdem er bereits mit dem Verlust seiner Mutter und der Abwesenheit seines Vaters zu kämpfen hatte.

Ich lenkte Cany auf den breiten Weg, der zurück in Richtung Hof führte. Izzy und Jace striegelten draußen vor dem Stall Dreamy und Saphira, Magnus brachte gerade Beranilah auf die Koppel. Auch sie waren also für heute fertig und verwöhnten die Pferde noch eine Runde. Genau das würde ich gleich auch tun. Cany würde endlich seinen wohlverdienten Apfel bekommen und anschließend eine kühle Dusche.

Ich schwang mich aus dem Sattel und griff Hurricanes Zügel, ehe ich ihn in den Stall führte. Clary und Simon hatten Millie und Caramel bereits zurück in die Boxen gebracht und wuselten nun hektisch umher. Ich hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Stattdessen zog ich Cany die Trense ab und streifte ihm sein Stallhalfter über, bevor ich ihn festband.

Anschließend nahm ich ihm Sattel und Gamaschen ab, welche nasse Abdrücke auf seinem grauen Fell zurückgelassen hatte. Ich seufzte und brachte alles in die Sattelkammer, bevor ich nach Hurricanes Putzbox griff und ihn striegelte. Clary und Simon waren immer noch damit beschäftigt, den Stall offensichtlich nach etwas abzusuchen.

"Was sucht ihr?", fragte ich also, während ich Canys schwarze Mähne durchkämmte und dabei einige kleine Zweige herauszog, die auf unserem Ausritt hinein geraten sein mussten.

"Clarys Uhr. Sie hat heute Morgen vergessen sie auf dem Zimmer abzunehmen und es ist ihr erst beim satteln aufgefallen. Aber statt sie ins Haus zu bringen, hat sie sie hier irgendwo hingelegt uns jetzt weiß sie nicht mehr wohin", schilderte Simon leicht genervt die Situation, während Clary ihm einen giftigen Blick zuwarf. Jace kam gerade mit Dreamcatcher zurück in den Stall und brachte den Schimmel in seine Box.

"Kann ich helfen?", bot er großzügig an. Ich kannte Jace noch nicht lange, aber ich konnte sagen, dass er niemandem einfach so seine Hilfe anbieten würde. Niemandem, der nicht Clary Fairchild hieß. Aber bei ihr konnte er wohl gerne mal eine Ausnahme machen, was Simon überhaupt nicht gefiel. Es war ihm deutlich anzusehen, dennoch sagte er nichts.

"Hast du mal in der Sattelkammer nachgesehen?", hakte er nach, während er Dreamys Box verriegelte. Clarys Augen leuchteten auf.

"Nein, aber gute Idee!", rief sie und lief in die Sattelkammer. Seufzend klopfte ich Canys Hals und entschuldigte mich bei ihm, ehe ich den anderen folgte. Ich wollte meine neuen Freunde nicht sofort wieder vergraulen, indem ich keine Hilfe anbot. Also war ich mal so freundlich...

In der Sattelkammer sah es wie gewöhnlich eher verwüstet aus. Spinde standen teilweise offen und überall waren Halfter, Stricke, Bürsten, Gamaschen, Fliegensprays oder Karotten verteilt. Das übliche Chaos. Doch es war nicht gerade ein Ort, um verlorene Dinge wiederzufinden. Izzys Armband war noch immer nicht aufgetaucht.

Diese kam gerade herein, gefolgt von Magnus, der uns neugierig beäugte und fragte, was wir hier tun würden. Also erklärte Simon die ganze Situation gleich nochmal. Magnus seufzte, während Izzy mitleidig zu Clary blickte. Wie ich es mitbekommen hatte, war die Uhr ein Geschenk ihrer Mutter gewesen, was sie auf keinen Fall verlieren wollte.

"Dann sollten wir wohl alle gemeinsam suchen. Bei der Gelegenheit können wir auch gleich etwas Ordnung in den Laden hier bringen. Bei der Hitze gibt es sowieso nichts anderes zu tun und hier ist es wenigstens schattig", verkündete Jace und krempelte seine Ärmel hoch. Wir alle stöhnten. So viel Tatendrang hatte ich selbst einem verliebten Jace nicht zugetraut.

Gerade, als ich mich an die Arbeit machen wollte, klingelte mein Handy. Entschuldigend blickte ich zu den anderen, bevor ich mich in die Stallgasse zurückzog und den Anruf entgegen nahm. Es war Jordan, einer meiner besten Freunde aus der Schule. Er fragte, wie es mir ging und riss ein paar Witze über meine Ferien mit Ponykuscheln, was mich die Augen rollen ließ. Wenn er nur wüsste...

Dennoch schätze ich es trotzdem sehr, dass er auch in den Ferien anrief und sich nach mir erkundigte. Ich hatte nicht viele Freunde, daher schätzte ich es sehr, jemanden wie ihn zu haben, dem ich vertrauen konnte und der mich verstand. Er brachte mich immer zum lachen und tat mir gut.

***

Nach dem Telefonat hatte ich schnell Cany unter der Pferdedusche abgespritzt und dann, mit Fliegendecke ausgestattet, zu Magnus' Stute auf die Koppel gestellt. Anschließend war ich zu den anderen zurückgekehrt, die die Sattelkammer aufräumten. Ich hatte mit angepackt und geholfen, alle Dinge zurück an ihren Platz zu sortieren und zu putzen.

Nach zwei Stunden Arbeit waren wir schließlich einigermaßen zufrieden mit unserem Werk und hatten im Haus zu Abend gegessen. Danach waren Magnus und ich nochmal nach draußen gegangen, um Cany und Beranilah in der späten Abendsonne von der Wiese zu holen und zurück in den Stall zu bringen.

Als die Pferde zurück in den Boxen waren, hatten wir uns auf den Heuballen in der Stallgasse niedergelassen. Wir redeten über alles mögliche und ich bemerkte immer mehr, wie sehr ich Magnus' Anwesenheit genoss. Seine Körpersprache, seine sanfte Stimme, diese Augen, die die gleiche Farbe wie die goldene Kette hatten, die er wie immer um seinen Hals trug.

Sie war mir schon des Öfteren aufgefallen. Magnus trug viel Schmuck, der auch oft variierte. Doch was immer blieb, war diese Kette. Fein und golden, mit einem kleinen Anhänger, der einen grünen Stein umfasste.

"Was ist das für eine Kette? Sie ist wirklich schön", sagte ich also und deutete auf seinen Hals. Magnus lächelte und legte seine Hand darauf.

"Meine Mum hat sie mir geschenkt. Es ist ein Smaragd, ihr liebster Edelstein. Ich trage sie jeden Tag, um sie nah an meinem Herzen zu haben. So ist sie immer bei mir", erklärte er mich einem traurigen Lächeln, bevor er blinzelte und der verklärte Blick auf seinem Gesicht wieder verschwand.

"Tut mir Leid. Normalerweise rede ich nicht so offen darüber, ich weiß auch nicht, was los ist...", erklärte er sich schnell, doch ich lächelte nur. Es gab nichts zu entschuldigen. Ich fühlte mich geehrt, dass er mir selbst bei einem so sensiblen Thema zu vertrauen schien und sich mir öffnen konnte.

"Hey, alles in Ordnung. Du kannst mir vertrauen."

Und ich meinte es so.

Love on Hooves - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt