Kapitel 15

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Nachdem ich Magnus versorgt hatte, war ich in den Stall gelaufen und hatte mich mit Jace um Beranilah gekümmert. Sobald wir sie abgesattelt hatten, wurde sie ruhiger. Während die anderen ins Haus gingen, sah ich mir die Stute noch einmal an und tastete sie ab. Und plötzlich hielt ich inne. Dann beugte ich mich nach unten.

Am Bauch, wo der Sattelgurt gesessen hatte, war nun eine offene Wunde. Sie sah frisch aus, außerdem war ich mir sicher, dass Magnus so etwas beim striegeln vorhin nicht entgangen wäre. Als hastete ich schnell zurück in die Sattelkammer und schnappte mir Beranilahs Sattel. Und tatsächlich: Auf der Innenseite des Sattelgurtes klebte ein spitzer Stein. Wie zur Hölle kam der da hin?

Das konnte nur Sabotage gewesen sein. Doch mir fiel beim besten Willen niemand ein, der so etwas tun würde. Alle auf diesem Hof waren total nett und ich konnte mir nicht vorstellen, wer Magnus und Beranilah so etwas antun würde. Vielleicht hatten sie Feinde von außerhalb? Ich würde auf jeden Fall mit Magnus darüber sprechen müssen.

Schnell riss ich den Stein ab und sah ihn genauer an. Er war mit Klebeband angebracht worden, also definitiv kein Zufall. Jetzt erklärte sich zumindest Beranilahs Verhalten. Der Stein hatte ihr eine Wunde zugefügt und natürlich hatte sie Schmerzen gehabt, wenn der Sattelgurt beim Bewegen dauerhaft den Stein tiefer ins Fleisch gedrückt hatte.

Doch irgendwo war ich auch erleichtert, dass es nichts allzu ernstes war. Unvorstellbar, wäre Beranilah ernsthaft krank gewesen. Das wäre nicht nur fürs Turnier übel gewesen. Die Stute hatte eine große Bedeutung für Magnus und er machte sich große Sorgen. Also platzierte ich den Sattel wieder an seinem Platz und lief aus dem Stall, um Magnus und den anderen meinen Fund zu zeigen.

Zurück im Wohnhaus sah ich Simon im Wohnzimmer herumwuseln, während Magnus immer noch auf dem Sofa lag, wo ich ihn hingebracht hatte. Er hatte nun einen Kühlbeutel auf der Stirn liegen, sah aber ansonsten in Ordnung aus, was mich erleichterte. Also keine ernsthaften Verletzungen. Stirnrunzelnd sah ich Simon an, der halb unters Sofa kroch.

"Was macht ihr da?", fragte ich verwirrt und Simon fuhr hoch und stieß sich dabei den Kopf, sodass seine Brille verrutschte. Schnell rückte er sie zurecht und stand dann auf.

"Ich habe meine Kette verloren, obwohl ich sicher war, sie vorhin noch umgehabt zu haben...", erklärte Magnus. Ich stutzte. Meinte er die Goldkette seiner Mutter? Ich dachte, er nahm sie nie ab. Wo war sie dann? Magnus musterte mich.

"Was hast du da?", fragte er und zeigte auf meine Faust. Sofort fiel mir der Stein wieder ein.

"Den hier habe ich an Beranilahs Sattelgurt gefunden", erklärte ich und hielt ihm meinen Fund unter die Nase. "Er war mit Klebeband befestigt und hat sie wund gescheuert. Irgendjemand hat es wohl auf euch abgesehen."

Simon runzelte die Stirn und auch Magnus sah verwirrt aus.

"Jace hat Beranilah untersucht, da war nichts", meinte Simon dann.

"Aber sie hat eine Wunde am Bauch! Der Stein war am Sattelgurt befestigt!", wiederholte ich mich noch einmal. Magnus starrte mich nur an und sagte nichts, während Simon mich genauestens musterte.

"Warum hast du etwas gefunden und Jace nicht?", hakte er dann nach.

"Vielleicht... hat er nicht genau genug nachgesehen?", stammelte ich verwirrt. Wieso glaubte mir Simon nicht? In diesem Moment kamen Izzy, Clary und Jace in den Raum.

"Im Stall war die Kette nicht", meinte Jace.

"In deinem Zimmer auch nicht", ergänzte Izzy. Magnus seufzte. Der Nerd starrte mich immer noch an. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch.

"Lass mich das mal zusammenfassen", sagte er dann. Was kam denn jetzt bitte?

"Ist es nicht merkwürdig, dass ständig Dinge verschwinden? Erst Izzys Armband, dann meine Handschuhe, Jace' Kameratasche, Clarys Uhr und jetzt Magnus' Kette. Die einzige Person, der bisher nichts gestohlen wurde, bist du, Alec. Das kann doch kein Zufall sein", meinte Simon, während er mit dem Finger anklagend auf mich zeigte.

In meinem Kopf drehte sich alles. Gestohlen? Verdächtigte er mich gerade, all diese Dinge genommen zu haben? Das war verrückt. Ich würde so etwas nie tun.

"Und du denkst, ich war das? Komm schon, Simon. Ich war es nicht, nichts davon! Wieso sollte ich so etwas tun! Außerdem habe ich ein Alibi. Beispielsweise als Clarys Uhr verschwunden ist. Ich war die ganze Zeit mit Cany auf dem Dressurplatz, ich kann sie also gar nicht genommen haben!", verteidigte ich mich. Doch zu meinem Entsetzen schaltete sich nun Magnus ein.

"Ehrlich gesagt, stimmt das nicht ganz. Während du alleine auf dem Dressurplatz warst, haben wir festgestellt, dass Millies Vorderzeug kaputt ist. Ich hab angeboten, ihr meins zu leihen. Als ich aus dem Stall zurückgekommen bin, hab ich dich gesehen, wie du ins Haus gegangen bist. Cany stand alleine auf dem Platz...", murmelte er.

Ich starrte ihn fassungslos an. Fiel er mir jetzt in den Rücken?! Verzweifelt wendete ich mich den anderen zu. Diese sahen mich einfach nur an.

"Ich war's nicht! Ich bin ins Haus gegangen, ja, aber ich war nicht im Stall, um Clarys Uhr zu nehmen! Das ist verrückt! Ihr beschuldigt den Falschen! Habe ich eurer Meinung nach auch Beranilahs Sattel sabotiert??", rief ich aufgebracht. Magnus sah zu Boden.

"Du warst es immerhin, der den Stein gefunden hat", warf Simon ein. "Aber gut, wenn du es nicht warst, beweis es."

"Schön, und wie?", giftete ich den Nerd an. Ich dachte wirklich, wir wären mittlerweile sowas wie Freunde geworden.

"Wenn du es nicht warst, hast du ja nichts zu verbergen", sagte er schlicht. Mit diesen Worten ging an mir vorbei und die Treppe nach oben. Wir anderen folgten ihm verwirrt in Izzy und mein Zimmer. Dort sah er sich um und öffnete den Schrank. Dort war nichts. Auch beim Schreibtisch wurde er nicht fündig.

Ich stand nur mit verschränkten Armen da und beobachtet ihn. Schließlich kniete er sich auf den Boden und griff unters Bett. Es war nur ein schmaler Spalt und ich war nicht einmal auf die Idee gekommen, darunter etwas zu verstauen. Aber zu meiner Überraschung zog er tatsächlich etwas hervor. Eine Kiste.

Mir stockte der Atem. Darin lagen: Izzys Armband, Simons Handschuhe, Jace' Kameratasche, Clarys Uhr und sogar Magnus' Kette. Völlig verblüfft starrte ich nach unten. Wie zur Hölle waren all diese Dinge hier her gekommen? Ich hatte damit nichts zu tun! Verzweifelt sah ich die anderen an und erblickte nur enttäuschte Gesichter.

Mir rann der Schweiß die Stirn hinunter. Ich sah aus wie ein verdammter Dieb. Sogar Izzy schüttelte den Kopf. Glaubte sie wirklich, ich würde sowas tun?! Meine eigene Schwester stellte sich gegen mich! Doch mein Herz brach endgültig, als ich Magnus' eiskaltem Blick begegnete, der nur wortlos nach seiner Kette griff und dann ging. So wie alle anderen.

"Ich schlafe bei Clary und Simon", verkündete Izzy knapp, bevor sie die Tür zu zog. Ich blieb alleine zurück und starrte auf die nun leere Kiste. Eine Träne rann mir die Wange herunter, doch ich wischte sie wütend weg. Irgendjemand versuchte, mich schlecht dastehen zu lassen. Ich würde herausfinden, wer und warum. Und dieser Jemand könnte etwas erleben.

Love on Hooves - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt