Kapitel 8

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Happy Halloween! 🎃
Verkleidet ihr euch? Wenn ja, als was?

***

Am nächsten Morgen fühlte ich mich immer noch ein wenig benebelt. Meine Schwester hatte mich seit gestern Abend bestimmt schon zwanzig mal gefragt, ob alles okay war, doch ich hatte jedes mal die gleiche Antwort gegeben. Mir ging es gut, nichts war los. Eigentlich sollte es mich auch gar nicht so sehr beschäftigen, schließlich war Hurricane nicht mein Pferd und wenn Stephen entschied, ihn aus finanziellen Gründen in ein neues Zuhause zu schicken, konnte ich wohl nichts unternehmen. Oder?

Beim Frühstück verkündete Jace, dass er heute die Reitstunde leiten würde, da ein wenig Dressur auf dem Plan stand. Wir würden an ein paar Feinheiten arbeiten, beispielsweise das Ausreiten von Ecken oder Fußwechsel. Auch Bahnfiguren sollten vertieft werden.

Gedankenverloren holte ich später Cany aus dem Stall und begann, ihn zu putzen. Der Hengst genoss seine Striegeleinheiten wie immer sehr. Ich wollte doch einfach nur, dass es ihm auch in Zukunft gut ging. Er hatte schon so viel mitmachen müssen, da war ich mir sicher. Während die anderen lachten und herumalberten, blieb ich stumm, was mir einige verwirrte Blicke von Magnus einbrachte, doch zum Glück kommentierte er es nicht. Ich würde noch früh genug mit ihm sprechen müssen.

Heute war das Wetter ein wenig besser. Auf dem großen Reitplatz waren einige Pfützen, weshalb wir heute im Dressurviereck reiten würden. Ich führte Cany den anderen hinterher über den Hof und auf den Sandplatz. Dort schloss ich meinen Helm und gurtete nach. Die Steigbügel brauchte ich mittlerweile nicht mehr auf die richtige Länge zu prüfen, da ich sowieso der Einzige war, der Hurricane ritt. Also ich griff ich mit beiden Händen an den Sattel und zog mich hoch.

Magnus beobachtete ich dabei, wir er einen Fuß vom Boden in den Steigbügel stellte und sich dann mit einer fließenden Bewegung in den Sattel schwang. Er hatte dabei die Eleganz einer Katze und man sah, dass er jahrelange Übung hatte. Beranilah blieb seelenruhig stehen und kaute gemütlich auf ihrem Gebiss herum. Sie waren ein tolles Team und ich war schon sehr gespannt, die beiden heute zum ersten Mal in Aktion zu sehen.

Zuerst wärmten wir uns mit ein paar Runden Schritt auf und ritten dann noch ein paar Bahnen im Leichttrab. Heute führte Magnus statt Jace die Abteilung an. Dann folgten Izzy, ich, Clary und schließlich bildeten Simon und Caramel das Schlusslicht. Ich war froh, dass all unsere Pferde gut miteinander auskamen und die Reihenfolge daher egal war.

Schließlich blieben wir stehen und lobten die Pferde, während Jace die nächste Übung erklärte. Wir alle würden sie einzeln durchreiten, die anderen beobachteten und korrigierten Fehler. So konnten wir uns gegenseitig helfen und voneinander lernen. Die Übung war simpel: Eine Volte an der langen Seite, dann durch die ganze Bahn wechseln und schließlich Schenkelweichen bis zur Mitte der langen Seite.

Clary war die Erste. Brav folgte Millie ihren Anweisungen und trabte eine Volte, wenn auch etwas zu eng. Anschließend wechselte sie durch die ganze Bahn und Clary gab das Signal zum Schenkelweichen. Die Islandstute stolperte dabei ein wenig über ihre eigenen Beine, aber im Großen und Ganzen sah es okay aus.

Dann folgte Simon. Caramel war wie immer sehr gemütlich unterwegs und manchmal hatte ich das Gefühl, der Haflinger würde mitten in der Übung einfach einschlafen. Die Volte war in Ordnung, allerdings schnitten sie die Ecke etwas ab. Das Schenkelweichen klappte erstaunlich gut.

Die Nächste war Izzy. Geschickt lenkte sie Saphira durch die Volte, auch wenn sie eher wie ein Ei als wie ein Kreis aussah. Aber kein Wunder, ihr Pferd war ein Quarter Horse und meine Schwester war früher des öfteren beim Westernreiten gewesen. Der Rappe kürzte wie Caramel auch etwas die Ecke und wechselte dann durch die ganze Bahn. Doch das Schenkelweichen wollte den beiden nicht gelingen, stattdessen lief Saphira einfach gerade weiter, was uns alle lächeln ließ. Trotzdem wurde sie gelobt.

Nun folgte Magnus. Ich war schon sehr gespannt. Es brauchte nur eine feine Hilfe und Beranilah setzte sich in Bewegung. Die Volte sah nahezu perfekt aus und aus die Ecke ritten beide perfekt aus. Mit dem Schenkel gab Magnus dann das Signal und Beranilah folgte seinen Anweisungen genau. Bei den beiden sah alles so spielerisch leicht und anmutig aus. Magnus grinste stolz und tätschelte seiner Stute den Hals.

Jetzt war ich also an der Reihe. Ich trabte Cany an und lenkte ihn an der langen Seite nach links in die Volte. Doch der Wallach schüttelte den Kopf und blieb stehen. Verwirrt schnalzte ich mit der Zunge und trieb ihn mit den Schenkeln an, doch er wollte nicht gehorchen. Stattdessen fing er plötzlich an, mit den Vorderhufen kleine Hüpfer zu machen und sich um 180 Grad zu drehen. Ich wusste nicht einmal, dass Cany Dressur beherrschte. Magnus und Jace sahen ebenso überrascht aus wie ich.

Ich lenkte den Apfelschimmel zurück auf der Hufschlag und probierte die Volte noch einmal, diesmal klappte es zum Glück. Bei der Ecke gab ich mir besonders viel Mühe, bevor wir durch die ganze Bahn wechselten. Ich gab eine feine Hilfe und Cany wusste nun genau, was zu tun war. Elegant trabte er seitlich wieder auf den Hufschlag und lief nach vorne zu den anderen, während ich ihn lächelnd lobte.

***

Nachdem die anderen ihre Pferde abgesattelt und in ihren Boxen versorgt hatten, gingen sie zurück ins Wohnhaus. Magnus und ich blieben noch im Stall und striegelten Beranilah und Hurricane extra lang, die es beide sehr zu genießen schienen. Immer wieder beschnupperten sie sich, was uns lächeln ließ. Sie waren echt gute Freunde.

"Ich wusste gar nicht, was Cany alles drauf hat. Ich dachte, er wäre ursprünglich zum Springpferd ausgebildet worden", begann ich das Gespräch.

"Ich auch nicht. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich es nie wirklich probiert habe. In den Papieren war auch nichts davon vermerkt", dachte Magnus laut nach. Ich grinste.

"Ein Talent, das man fördern sollte."

"Ja, stimmt. Wer hat dir eigentlich so viel über Hurricane verraten?", fragte Magnus.

"Sebastian, der Stallbursche", erklärte ich. Dabei musste ich wieder an seine Date Einladung denken und schüttelte mich in Gedanken.

"Verstehe...", murmelte Magnus und kraulte Beranilahs Hals.

"Sag mal... Wusstest du, dass Cany verkauft werden soll?", platzte es schließlich aus mir heraus. Magnus erstarrte kurz, bevor er seufzte.

"Ich hatte es bereits befürchtet. Der Hof läuft nicht mehr so gut wie früher und es war klar, dass Pferde, die normalerweise nicht für den Schulbetrieb genutzt werden können, zuerst gehen müssen. Dennoch hatte ich gehofft, Cany würde es nicht so schnell treffen", murmelte er betrübt.

"Und du nimmst das einfach so hin?? Wir müssen doch irgendetwas tun können!", protestierte ich. Doch Magnus schüttelte nur den Kopf.

"Diese Entscheidung liegt leider nicht bei uns, Alexander."

Schockiert sah ich ihn an, dann in Canys dunkle Augen, die mich voller Treue ansahen. Langsam strich ich ihm über die Blesse. Dieses Pferd bedeutete mir schon jetzt so unglaublich viel. Und ich wusste, es würden noch einige schmerzhafte Momente auf uns zukommen.

Love on Hooves - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt