Kapitel 14

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Gähnend schleppte ich mich am nächsten Morgen zum Frühstück. Magnus und ich waren gestern noch eine ganze Weile im Stall gewesen und hatten geredet. Währenddessen hatte es draußen angefangen zu nieseln und das leichte Prasseln auf dem Dach hatte für eine gemütliche Stimmung gesorgt.

Auch als wir am Nachmittag in den Stall gingen, war der Himmel immer noch etwas verhangen. Eine willkommene Abwechslung zur Hitze, die uns in den vergangenen Tagen gequält hatte. Cany begrüßte mich mit einem freudigen Schnauben und folgte mir bereitwillig nach draußen auf den Putzplatz.

Während ich den Wallach putzte, warf ich immer wieder Blicke zu Magnus und Beranilah. Magnus trug ein dunkelgrünes Shirt und eine enge schwarze Reithose. Seine Stiefel hatten feine goldene Verzierungen und er hatte seine Augen wie immer mit etwas Kajal betont. Kurz gesagt: Er sah einfach absolut umwerfend aus.

Seine Stute war wie immer die Ruhe selbst. Sie genoss es in vollen Zügen, von ihm gestriegelt zu werden und bekam zusätzlich noch Kraul-Einheiten hinter den Ohren, auf die man fast eifersüchtig werden konnte. Diesen Gedanken verbot ich mir aber sofort wieder. Magnus war bloß ein guter Freund, den ich einfach wirklich... sympathisch fand. Genau.

Kurz verschwand er im Stall, bevor er mit Beranilahs Sattel zurückkehrte und ihn auf ihren Rücken legte, wo er ihn noch ein wenig zurechtrückte, sodass er perfekt an Ort und Stelle saß. Dann nahm er den Sattelgurt und befestige ihn. Jetzt änderte sich etwas in der Haltung der Stute. Sie warf den Kopf nach oben und scharrte mit dem Huf. Sie wirkte beunruhigt, obwohl es keinerlei Grund dafür gab. Denn selbst Hurricane neben mir wirkte beinahe tiefenentspannt und das war nun wirklich nicht häufig der Fall.

Auch auf dem Reitplatz änderte sich nichts. Jace musste sie an den Zügeln festhalten, während Magnus nachgurtete und währenddessen beruhigende Worte murmelte. Doch auch das entspannte sie nicht, eher im Gegenteil. Erst, als Magnus sich schließlich auf ihren Rücken geschwungen und ihr eine sanfte Beinhilfe gegeben hatte, hatte sie wiederwillig nachgegeben und sich in der Abteilung hinter mir eingereiht.

In der Regel führte Magnus, doch heute war ich an der Reihe. Dennoch wussten alle, dass sie immer etwas Abstand halten mussten. Wenn Hurricane schlecht drauf oder gestresst war, schlug er auch mal aus. Für das Turnier würde ich daher auch ein rotes Schleichen besorgen müssen, das ich an seinem Schweif befestigen würde. Es symbolisierte anderen Reitern, dass das Pferd ab und zu ausschlug und Vorsicht geboten war.

Jace gab die Anweisung zum Antraben und ich gab Cany eine feine Beinhilfe, woraufhin er schneller wurde und ich in den Leichttrab überging. Immer darauf bedacht, auf dem richtigen Fuß zu traben, beobachtete ich Canys äußeres Vorderbein und stand jedes Mal auf, wenn es sich nach vorne bewegte. Jace korrigierte zwar ab und zu noch, aber es war unsere Aufgabe, auch selbst darauf zu achten.

Magnus hinter mir hatte offensichtlich Probleme. Beranilah war heute nicht sie selbst. Normalerweise waren sie und Magnus die absolute Ruhe, eine Einheit. Jede Bewegung stimmte und die beiden harmonierten perfekt zusammen. Doch dieses Mal warf sie ständig den Kopf nach oben und Magnus hatte Mühe, sie in der Abteilung zu halten.

Ich war so fokussiert auf die beiden, dass ich beinahe Jace' Anweisung überhört hätte. Hastig wendete ich Cany ab und wechselte durch die ganze Bahn. Am anderen Hufschlag angelangt saß ich um, lenkte meinen Wallach schön in die Ecke und warf dann wieder einen Blick über die Schulter. Beranilah wirkte sichtlich gequält und Magnus verzweifelt. Immer wieder strich er über ihren Hals, doch sie beruhigte sich nicht.

Auch nach weiteren zehn Minuten, in denen wir verschiedene Bahnfiguren perfektionierten, wurde es nicht besser. Magnus beschloss, eine Paus einzulegen und stieg ab, stellte sich zu Jace. Im Stehen schien es etwas besser zu werden. Dennoch untersuchten sie die Stute auf Verletzungen, doch konnten nichts finden. Es war wie verhext.

Ich seufzte und wechselte auf den Zirkel, galoppierte Hurricane an. Ich musste mich trotz allem auch auf mich selbst konzentrieren. Cany und ich würden eine Dressurkür vorbereiten müssen, daher suchte ich aktuell schon nach der passenden Musik. Außerdem versuchte ich, Canys Stärken herauszufinden und diese gezielt einzuplanen. Schenkelweichen beispielsweise klappte mittlerweile wirklich gut und war sowieso ein Muss in jeder Kür.

Mit einer Zügelhilfe parierte ich Cany zum Trab durch und gab ihm etwas mehr Zügel. Der Wallach schnaubte zufrieden und ich tätschelte ihm den Hals. Stephen hatte mir Ausbilder empfohlen, doch diese verwendete ich nicht. Ich vertraute Cany und andersherum war es genauso. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass sie nötig gewesen wären. Ich hatte Hurricane trotz seinem Temperament recht gut unter Kontrolle und kam gut mit ihm zurecht.

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Magnus wieder aufstieg und Beranilah hinter mir in die Abteilung lenkte. Sie war immer noch unruhig. Vielleicht wäre es doch besser, zur Sicherheit später den Tierarzt anzurufen. Sie lahmte nicht, aber möglicherweise fehlte ihr doch irgendetwas, was von außen nicht sichtbar war. Magnus war jedenfalls sehr besorgt um seine Stute. Ich wusste, wie viel sie ihm bedeutete.

Jace gab die Anweisung zum aussitzen und angaloppieren. Also tat ich genau dies und beschleunigte Cany. Doch als Beranilah hinter uns den ersten Galoppsprung machte, quietschte sie laut und stieg plötzlich auf die Hinterbeine, stolperte zur Seite. Clary hinter ihr konnte zum Glück rechtzeitig reagieren und ausweichen.

Doch Magnus war es nicht gelungen, sich an Beranilah festzuhalten. Ich beobachtete, wie er in Zeitlupe aus den Steigbügel rutschte und im Zaun landete. Sofort hielt ich Cany an und stieg ab, um zu ihm zu laufen. Jace hatte sich in der Zwischenzeit Beranilah geschnappt. Ich beugte mich zu Magnus hinunter, der sich stöhnend aufrappelte.

"Alles in Ordnung?", erkundigte ich mich besorgt und streckte die Hand aus. Er ergriff sie und ließ sich von mir hochziehen, doch verzog das Gesicht und kippte zur Seite. Schnell ließ ich Canys Zügel los und schlang meine Arme um ihn. Dann hob ich ihn kurzerhand hoch. Izzy kam zu uns und übernahm zum Glück meinen Wallach. Magnus trug ich rüber ins Wohnhaus und legte ihn im Wohnzimmer aufs Sofa.

"So hab ich sie noch nie erlebt", murmelte Magnus, während ich ihm ein Kissen unter den Rücken schob.

"Vielleicht sollten wir sie vom Tierarzt untersuchen lassen. Sie hatte offensichtlich Schmerzen", sprach ich meine Gedanken aus. Magnus nickte.

"Das wäre wohl das Beste..."

Love on Hooves - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt