Kapitel 18

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Zögerlich folgte ich Izzy zurück zum Wohnhaus. Ich wollte dieses Gespräch nicht führen, doch gleichzeitig musste so vieles richtig gestellt werden. Ich wollte, dass mich Magnus wieder ansah und nicht mit diesem enttäuschten Gesichtsausdruck, sondern mit einem Lächeln. Denn sein Lächeln ließ mein Herz jedes Mal schneller schlagen.

Ich wusste, Izzy würde mir beistehen. Also atmete ich tief durch und straffte die Schultern, um möglichst selbstbewusst aufzutreten. Ich würde mich nicht noch einmal so klein machen lassen, ganz egal, was mir Simon an den Kopf warf. Also setzte ich eine harte Miene auf, während ich hinter Izzy ins Wohnzimmer trat, wo die anderen wieder auf den Sofas lungerten.

Als sie mich sahen, verdüsterten sich direkt einige Gesichter. Magnus blickte einfach nur zu Boden und ich spürte fast schon physisch einen Stich direkt im Herzen. Ich hatte den Drang, ihn vor allem Schmerz und Leid zu beschützen, daher wäre ich auch niemals überhaupt in der Lage, ihm etwas so Wertvolles wie die Kette seiner Mutter zu nehmen. Ich hoffte, er würde das einsehen.

„Alec war's nicht", verkündete Izzy knapp und stellte sich mit verschränkten Armen neben mich.

„Und woher willst du das wissen? Die Sachen waren unter seinem Bett! Alles passt zusammen!", gab Simon zurück und lehnte sich nach vorne, während er mir einen giftigen Blick zuwarf.

„Er ist mein Bruder und ich glaube ihm", fuhr Izzy scharf dazwischen. Simon wirkte auf einmal nicht mehr so selbstbewusst. Tja, meine Schwester hatte eben schon immer einen gewissen Einfluss auf das männliche Geschlecht gehabt und Simon schien wohl auch etwas überrascht zu sein, auf einmal auf Izzys schlechter Seite zu stehen.

„Ich kann es beweisen", erklärte ich, ein wenig versöhnlicher. Alle sahen mich fragend an. Selbst Magnus hob langsam den Kopf.

„Ich gebe zu, die anderen Male waren ungünstige Zufälle und ich war falschen Zeit am falschen Ort. Aber irgendjemand versucht mir die ganze Sache in die Schuhe zu schieben. Mein Beweis ist das Verschwinden von Magnus' Kette. Vom Zeitpunkt des Diebstahls bis dahin, als Simon die Sachen unter meinem Bett gefunden hat, war ich kein einziges Mal auf dem Zimmer. Ich war nur unten im Wohnzimmer bei Magnus und im Stall. Wäre ich ins Zimmer gegangen, um die Kette zu verstecken, hätte es einer von euch sicher gesehen", erklärte ich.

Simon starrte mich an. Er wusste, dass ich recht hatte. Ich hatte keine Möglichkeit gehabt, die Kette ins Zimmer zu bringen, ohne von jemandem beim Hochgehen gesehen zu werden. Dennoch befand sich die Kette genau dort. Ich konnte sie dort nicht hingelegt haben.

„Er hat recht", meldete sich Magnus schließlich zu Wort und mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Er glaubte mir und war mein Alibi. Auch Jace und Clary nickten, mein Argument leuchtete ihnen ein.

„Aber wenn Alec es nicht war, wer dann?", stellte Simon bedächtig die Frage, auf die ich selbst keine Antwort hatte. Wer und warum?

„Ich weiß es nicht", seufzte ich. Aber ich würde es noch herausfinden. Und ich hoffte, die anderen würden mich dabei unterstützen.

***

Der restliche Tag war entspannt gewesen. Wir hatten einen Film gesehen und alles war wie immer gewesen. Trotzdem war ich so froh, endlich nicht mehr ausgeschlossen zu werden und dass mir sogar Simon geglaubt hatte. Er hatte sich auch noch einmal entschuldigt, wenn auch etwas wiederwillig. Ich vermute, Izzy hatte ihre Finger im Spiel.

Meine Schwester hatte in der Nacht wieder bei mir im Zimmer geschlafen und ich hatte den anderen versprochen, ihnen am nächsten Morgen auf einem Ausritt einen geheimen Ort zu zeigen, den ich entdeckt hatte. Ich war mir sicher, die Quelle würde ihnen gefallen. Vielleicht war es auch irgendwie als Friedensangebot gemeint.

Also sattelten wir die Pferde und ritten in den Wald. Die Sonne schien, dennoch war der Himmel von einigen Wolken bedeckt. Es war auch eine Unwetterwarnung für den Nachmittag verkündet worden, allerdings würden wir bis dahin sicherlich wieder zurück sein. Falls der Himmel sich verdunkeln würde, wären wir innerhalb von zwanzig Minuten wieder am Stall.

Wenig später erreichten wir die Lichtung. Selbst Jace schien sie noch nicht zu kennen, obwohl er hier lebte. Also war ich fast ein wenig stolz, sie entdeckt zu haben. Wir stiegen von den Pferden und ließen sie aus der Quelle trinken, während Clary und Izzy eine Picknick Decke ausbreiteten, die an Beranilahs Sattel befestigt war.

Jace hatte auf Dreamcatchers Rücken sogar einen kleinen Korb transportiert, den Helen mit verschiedenen Dingen gefüllt hatte. Das Mittagessen würden wir zeitlich wohl verpassen, daher war ein kleiner Snack ideal. Wir breiteten Gebäck, frisches Obst und ein paar Süßigkeiten auf der Decke aus und ließen uns nieder.

Die anderen redeten wieder aufgeregt vom Turnier und wer wohl alles teilnehmen würde. Jace klärte uns etwas über die umliegenden Reiterhöfe auf, von denen sicher einige Teilnehmer a den Start gehen würden. Magnus und ich hörten nur stumm zu, aßen und genossen die Umgebung. Irgendwann lehnte er sich leicht zu mir.

"Ich kenne diesen Ort, war allerdings schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier. Ich bin froh, dass du ihn gefunden hast", wisperte er in mein Ohr und ich lächelte ihn warm an. Meine Hand fand seine fast wie von selbst und sanft umschloss ich seine Finger mit meinen. Ein warmes Gefühl von Wärme und Geborgenheit durchfuhr mich. Magnus' Blick nach schien es ihm ähnlich zu gehen.

Ich errötete leicht und sah zur Seite, konnte mein Lächeln dennoch nicht verborgen. Oh Gott, ich verhielt mich schlimmer als ein pubertierender Teenager. Aber was sollte ich sagen, ich hatte eben nie wirklich die Möglichkeit gehabt, Erfahrungen zu machen. Meinen einzigen Kuss hatte ich damals mit einem Mädchen in der sechsten Klasse und danach war mir klar, dass ich an Mädchen einfach kein Interesse hatte.

Izzy schien meinen Blick zu bemerken und grinste. Ich schätzte, sie hatte einfach schon immer einen Radar für gewisse Dinge gehabt. In der Schule war sie immer eine der ersten gewesen, die den neuesten Tratsch mitbekam und verbreitete. Trotzdem war ich froh, dass sie es jetzt etwas dezenter anging.

"Wie wär's, wenn wir langsam zurück reiten? Vielleicht ist ja noch was vom Mittagessen da, ich könnte jetzt echt noch was richtiges zu Essen vertragen", schlug sie vor. Simon pflichtete ihr sofort bei und stand auf. War ja klar, dass der Nerd jetzt versuchte, sich wieder bei ihr einzuschleimen...

"Ich denke, ich bleibe noch ein bisschen", gab ich zu und ich war froh, als Magnus verkündete, dass er auch noch nicht zurück reiten würde. Während die anderen also wieder auf die Pferde stiegen und sich auf den Weg zurück machten, blieben wir beide auf der Decke sitzen. Und irgendwie konnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren, als auf Magnus.

Hätte ich nur mal einen Blick in den Himmel geworfen...

Love on Hooves - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt