Kapitel 4

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Nach gefühlten Stunden versiegten Katsukis Tränen. Zitternd atmete er Izukus Geruch nach Waldboden und Algen ein und versuchte seinen Körper zu beruhigen. Izukus sanfte Hände strichen ununterbrochen über seinen verschwitzten Rücken.

Seine Glieder begannen zu schmerzen und er drückte leicht gegen Izukus Gewicht. Sofort zuckte dieser nach oben und ließ zu, dass er sich aufrichtete. Beschämt wischte Katsuki über sein geschwollenes Gesicht. Seit seiner Kindheit hatte er vor niemandem mehr geweint und besonders nicht so.

Izuku berührte sanft sein Kinn und hob es an. Es fiel Katsuki schwer, doch er blickte schniefend in die grünen Augen. Izuku sah ihn ernst an und strich eine übrig gebliebene Träne von seiner Wange. Katsuki bemerkte, dass seine Augen immer noch geschlitzt waren und seine Ohren spitz und geschuppt waren. Er sah nach unten und sah seine Flosse, die sich um ihn rumwickelte.

„Tut das nicht weh mit der Flosse auf dem Stein?", fragte er, seine Stimme bebte noch ein wenig. Er rieb sich über die laufende Nase.

„Nein, das ist schon in Ordnung, so schlimm ist es nicht", erwiderte Izuku sanft lächelnd.

„Kannst du dich nicht einfach in einen Menschen verwandeln?"

„Schon, aber das dauert ein wenig, bis mein Körper größtenteils trocken ist."

Katsuki nickte. Er wusste nicht, wohin er blicken sollte. Er fühlte sich fürchterlich verletzlich, kein schönes Gefühl.

„Vielleicht sollten wir langsam hier weg. Nicht, dass uns doch noch jemand entdeckt", schlug Izuku vor.

Wieder nickte Katsuki und fragte: „Musst du dir ein Gewässer suchen oder kannst du in meinem Zimmer schlafen?"

Überraschung huschte über Izukus Gesicht, dann lächelte er breit und erklärte: „Gerne schlafe ich bei dir. Ich kann für mehrere Tage außerhalb von Wasser sein, aber nach drei Tagen wird es eng."

„Okay", murmelte Katsuki. Kurz blickte er an Izuku runter, dann griff er wie vorhin unter seinen Körper und hob ihn hoch. Das Gefühl der glitschigen Flosse war merkwürdig. Es war, als fasste er einen Fisch an. Izuku umgriff seinen Hals und er bildete sich ein, einen leichten, rötlichen Schimmer auf seinen Wangen zu erblicken. Wahrscheinlich täuschte das Mondlicht.

Leise lief Katsuki mit dem Gewicht auf dem Arm zum Haus zurück. Vorsichtig trat er ein und lief die knarzende Treppe hoch. Einen Vorteil hatte es, Botschafter zu sein. Er bekam sein eigenes Zimmer.

So leise wie möglich schob er seine Tür auf und platzierte Izuku auf dem Boden.

„Wenn du mir ein Tuch bringst, kann ich mich abtrocknen, dann verwandle ich mich schneller", flüsterte Izuku in die Dunkelheit. Katsuki nickte, schloss die Tür und brachte ihm das Erwünschte. Durch das Fenster schien der helle Mond und beleuchtete, wie Izuku sich das durchnässte Hemd auszog und den feuchten Körper mit dem Tuch abrieb. Fasziniert beobachtete Katsuki ihn, wie er sich zu verwandeln begann. Kaum eine Minute später saß Izuku in Menschengestalt da, komplett nackt und vom Mondlicht beleuchtet.

Katsuki realisierte, dass er ihn anstarrte und blickte eilig weg, um ihm seine Privatsphäre zu lassen. Er zog eine seiner Leinenhosen aus der Kiste und reichte sie Izuku, ohne hinzusehen.

„Danke."

Als er sich sicher war, dass Izuku bedeckt war, drehte er sich zu ihm um und blickte ihn nachdenklich an. Seine menschliche Form wirkte so... fremd? Aber irgendwie war er trotzdem eindeutig der Izuku, den er seit seiner Kindheit kannte. Auch wenn er sich erst seit kurzem wieder an ihn erinnern konnte. Katsuki spürte, wie sehr er ihn vermisst hatte, ohne es die ganzen Jahre gewusst zu haben. Doch auch wenn seine Erinnerungen durch Izukus Nymphenkräfte von seinem Bewusstsein verborgen geblieben waren, die Gefühle waren die gleichen geblieben. Er hatte sie nur nicht mehr zuordnen können.

Von Nymphen und FeuerkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt