Kapitel 3

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Sterne kreisten vor seinen Augen. Sein Kopf dröhnte und schmerzte höllisch. Er spürte, dass er getragen wurde. Katsuki fühlte sich zu schwach, um dagegen zu protestieren. Ihm wurde erneut schwarz vor Augen.

Als er das nächste Mal die Augen öffnete, lag er auf einer weichen Wiese. Die Sonne lachte über ihm. Wind fuhr durch die Blätter des Apfelbaumes.

Katsuki blinzelte. Sein Kopf drehte sich und die Kopfschmerzen ließen seine Augen tränen. Langsam drehte er den Kopf zur Seite und versuchte zu erkennen, wo er sich befand. Er entdeckte Eijiro, der schweigsam neben ihm saß und an einer Blume zupfte. Sein Gesicht sah ungewöhnlich ernst aus.

„Wo... sind wir?"

Seine Stimme klang heiser.

Eijiro wandte ihm ruckartig den Kopf zu. Erleichterung breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Katsuki, Elise sei Dank, du bist wach! Wie geht es dir?"

Katsuki hob die rechte Hand und strich sich durchs Gesicht.

„Ging mir schon besser", murmelte er. „Wo sind wir?"

„Auf einer Apfelwiese, ein Stück vom Wald entfernt."

Katsuki runzelte die Stirn und versuchte nachzudenken. Es fiel ihm schwer.

„Sind wir schon durch den Wald? Ich dachte, wir hätten noch ein Stück vor uns."

„So viel war es gar nicht mehr. Die letzte Stunde hab ich dich getragen."

Das machte alles keinen Sinn. Verwirrt versuchte er sich zu erinnern, weshalb er so höllische Kopfschmerzen hatte und von Eijiro hatte getragen werden müssen. Er erinnerte sich an die fürchterliche Nacht und die Suche nach der Kette. Jetzt spürte er den Stein in seiner Hand. Er musste sie die ganze Zeit verkrampft festgehalten haben. Als er die Kette fester umschloss, schossen auch die restlichen Erinnerungen durch seinen Kopf, als durchbrachen sie eine Barriere.

Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht. Tiefe Trauer schüttete über ihn. Er seufzte schwer.

„Scheint, als würdest du dich wieder erinnern", hörte er Eijiro murmeln.

Katsukis Hals war eng, er nickte leicht.

Für einen Moment herrschte Stille, in der Katsuki die letzte Stunde noch einmal durchleben musste. Und mit ihr die vergrabenen Erinnerungen, an die er sich aus irgendeinem Grund seit Jahren nicht mehr erinnert hatte. Wie konnte es sein, dass er Izuku vergessen hatte? Er war zwei Jahre lang sein engster Vertrauter gewesen.

„Ich weiß nicht, ob es blöd ist, wenn ich frage, aber... was ist da gerade passiert? Ich begreife überhaupt nichts."

Katsuki seufzte erneut. Er legte sich die Hand über die Augen. Kurz überlegte er, ob er einfach nichts sagen sollte, aber sein Freund hatte die Wahrheit verdient. Außerdem musste er darüber reden, sonst platzte er noch.

„So ganz begreife ich es auch nicht", fing er vorsichtig an. „Aber ich bin mir ganz sicher, dass ich den Nymph kenne. Er heißt Izuku. Wir... waren beste Freunde, als wir noch klein waren. Er lebte in dem Wald neben meinem Kindheitshaus. Aus dem sind wir ausgezogen, nachdem Kira... du weißt schon."

Eijiro nickte, er wusste vom Tod seiner Schwester.

„Aber was hat Izuku mit deiner Schwester zu tun?", fragte er leise.

Katsuki schluckte hart. Tränen wollten wieder aufsteigen, doch er zwang sie zurück.

„Er ist schuld an ihrem Tod."

„Was meinst du?"

Katsuki brauchte lange, bis er die Worte über die Lippen brachte: „Sie ist in seinem Teich ertrunken. In dem Teich, in dem wir zwei Jahre lang gemeinsam geschwommen sind. Er hat sie einfach ertrinken lassen."

Von Nymphen und FeuerkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt