Kapitel 11

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Katsuki setzte sich neben Eijiro auf den Boden, der das Pferd an den Zügeln hielt und in der anderen Hand noch die Fackel hielt.

„Vielleicht solltest du die in den Boden rammen", überlegte Katsuki. „Sie könnte als Waffe angesehen werden."

Eijiro folgte seinem Rat und rammte die Fackel mühelos in den Erdboden. Dann blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten.

Zuerst tauchte Izuku wieder auf. Sein vom Feuer beleuchtetes Gesicht wirkte ernst. Nacheinander tauchten Nymphenköpfe aus dem Wasser aus. Katsuki bemerkte, dass Eijiro neben ihm unruhig zurück rutschte. Er musste zugeben, auch für ihn war die Szene bedrohlich.

Es waren erstaunlich viele Nymphen. Katsuki versuchte sie zu zählen und kam auf fünfundzwanzig. Damit hatte er nicht gerechnet, wenn man bedachte, dass er bisher nur Mina und Izuku gesehen hatte.

Ein großer Nymphenmann schob seinen Oberkörper aus dem Wasser. Er war vergleichsweise dünn, hatte blondes, zur Seite gestrichenes Haar und einen langen Hals. Er blickte Katsuki direkt an. Der hielt dem Blickkontakt grimmig stand.

„Du bist also der Mann, von dem Mina berichtete. Du behauptest, morgen würden Soldaten bei uns auftauchen, richtig?"

„Richtig", erwiderte Katsuki mit starker Stimme. Er hatte nicht vor, sich einschüchtern zu lassen.

„Seit über zehn Jahren leben wir in diesem Wald. Wir haben immer wieder Schwierigkeiten mit Menschen, die uns zum Spaß abschlachten. Wieso kommt es, dass uns jetzt einer warnt?"

Mit verwundert gerunzelter Stirn sah er zu Izuku. Dieser schüttelte leicht mit dem Kopf. Katsukis Blick wanderte überrascht zu Mina, die seinen Blick sauer erwiderte. Katsuki bildete sich ein, so etwas wie schlechtes Gewissen darin zu lesen. Konnte es wirklich sein, dass Mina sie nicht verraten hatte?

Katsuki holte Luft und sagte: „Weil ich in Izuku einen längst verloren geglaubten Kindheitsfreund gefunden habe und er mir wichtig ist."

Er musste die Bande ja nicht direkt damit überrumpeln, dass sie mehr als Freunde waren.

Ein Raunen ging durch die Reihen der Nymphen. Es tat ihm leid, dass Izuku dadurch so in den Mittelpunkt geriet, aber er musste den Nymphen klar machen, dass es ihm ernst mit seiner Warnung war. Viele Blicke wanderten zwischen ihm und Izuku hin und her, der ihn tapfer ansah, obwohl auf seinen Wangen Röte lag.

Katsuki fuhr fort: „Und ich möchte meinen wiedergefundenen Freund unbedingt vor einem grausamen Schicksal retten, wenn es mir möglich ist. Denn ich lebe zurzeit in der Burg des Königs, dessen Kommandant beschlossen hat, den Weg durch diesen Wald als sicheren Reiseweg herzurichten. Ich habe vorhin zufällig von einem Stalljungen erfahren, dass er morgen einen Trupp Soldaten zur „Reinigung" losschicken wird."

Wieder raunte es. Besorgte Blicke wurden ausgetauscht, andere sahen ihn misstrauisch an.

„Bestimmt ist er einer von der Bande und wurde geschickt, um uns zu täuschen!", rief eine Nymphe mit rötlichen Haaren. „Damit wir es ihnen leichter machen und direkt vor die ekligen Füße laufen!"

Zustimmendes Gemurmel erklang. Katsuki zog verärgert die Augenbrauen zusammen.

„Und sie kommen in der Nacht, damit sie uns den Schlaf rauben und wir weniger stark sind!", stimmte ein anderer Nymph mit ein.

Immer lauter wurden die Stimmen, die Katsuki einen Lügner beschuldigten. Der lange, blonde Mann beobachtete still die Szene.

Katsuki warf Izuku einen Blick zu, der ihn sorgenvoll erwiderte. Doch zu Katsukis Verwunderung war es nicht Izuku, der zu sprechen begann.

Von Nymphen und FeuerkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt