Epilog

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„Pass auf, dass dir das Brett nicht auf den Kopf fällt", warnte Katsuki und versuchte, möglichst gerade den Nagel hineinzuschlagen.

„Pass du lieber auf, dass du dir nicht wieder auf den Daumen schlägst", murrte Izuku keuchend, der das Brett oben hielt.

So langsam nahm das alte, heruntergekommene Haus Gestalt an. Allerdings stand der Winter bald vor der Tür und es benötigte davor noch so einige Ausbesserungen, um winterfest zu werden.

Als das Brett festgenagelt war, ließen sie beide erschöpft die Arme fallen.

„Ist für heute endlich gut?", jammerte Izuku. „Ich spüre meine Arme schon nicht mehr."

Katsuki verdrehte schmunzelnd die Augen und erwiderte großzügig: „Du kannst ja schon mal das Essen machen, ich will noch den Fensterrahmen reparieren."

„Gute Idee", stimmte Izuku erfreut zu und zischte davon, um die von ihm gefangenen Karpfen anzubraten. Der neu gewonnene See bot nicht nur die Möglichkeit für den Neuanfang einer Unterwasserbehausung, sondern auch mehr Fischbestand.

Als Katsuki mit seiner Fleißarbeit fertig war und der Fensterrahmen endlich wieder gerade hing, schlurfte er müde in den Wohnzimmerbereich, in dem auch der breite Ofen mit der Kochstelle stand. Izuku kniete davor und war gerade dabei, die Fische auf zwei Teller zu verteilen. Er reichte sie Katsuki, der sie auf den Tisch draußen auf der Veranda stellte.

Erschöpft ließ er sich auf einen der Stühle fallen und blickte wie so oft auf den ruhigen See hinaus. Die Sonne ging in etwa einer Stunde im Westen unter und tauchte das Wasser in ein orangenes Rot.

Es erinnerte ihn an den Moment vor zwei Tagen, als Izukus Eltern sie besucht hatten. Bei ihrem Abtauchen hatte das Wasser genauso schön ausgesehen. In der Nähe von Izukus Vater fühlte er sich immer noch nicht wohl, aber es wurde besser. Trotzdem war er froh, dass die beiden im See bei der Brücke geblieben sind und nicht einige von den Nymphen waren, die zu diesem See umgezogen sind.

Er dachte darüber nach, ob er Izuku endlich vorschlagen sollte, mit ihm seine eigenen Eltern besuchen zu gehen. Es wäre zwar eine etwas längere Reise, aber das würde schon klappen. Denn irgendwie war in Katsuki seit einiger Zeit der Wunsch aufgekommen, Izuku offiziell seinen Eltern vorzustellen und wer weiß, ihnen mit Izukus Einverständnis vielleicht sogar sein Geheimnis und ihre Vergangenheit zu erzählen. Vielleicht würde es auch bei seinen Eltern die alte Wunde etwas lindern.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er Izukus nackte Füße hinter sich tapsen hörte.

Izuku gesellte sich zu ihm und stellte Wasser und Seealgensalat dazu.

„Danke fürs Kochen", meinte Katsuki. „Aber das nächste Mal machen wir es anders herum und ich darf kochen, in Ordnung?"

„Na gut, weil du es bist", seufzte Izuku theatralisch. Hungrig machten sie sich übers Essen her. Der frische Fisch schmeckte herrlich. Ein weiterer Vorzug eines Nymphengeliebten, es gab immer ganz frischen Fisch.

„Ich finde es immer noch so krass, wie anders der menschliche Geschmack ist", mampfte Izuku mit vollem Mund. „Für eine Nymphe gibt es nichts besseres als rohen Fisch, aber als Mensch ist er gebraten viel besser."

„Es gibt vieles, was als Mensch geiler ist", witzelte Katsuki mit wackelnden Augenbrauen.

„Das findet Mina inzwischen wahrscheinlich auch", lachte Izuku. „Hast du mitbekommen, dass sie sich diese Woche dreimal mit Eijiro getroffen hat? Auch wenn sie es immer noch versucht zu verheimlichen, aber ihre laute Stimme hört man über den ganzen See."

Katsuki grinste und erinnerte sich an Eijiros Gesicht, als er ihm vom ersten Mal mit Mina erzählt hatte. Der Kerl war schon ab da verloren gewesen. Aber er durfte nicht richten, immerhin hatte es für Katsuki auch nur ein Summen und ein paar heiße Küsse gebraucht und er hatte für Wochen nichts anderes als Izukus windenden Körper im Kopf gehabt.

„Vielleicht zieht er ja bald hier ein", mutmaßte Katsuki, der die Idee, mit seinem besten Freund zusammen zu wohnen, gar nicht so schlecht fand. Immerhin war auch er nach der nächtlichen Täuschaktion mit den Wachen vom Hof geworfen worden. Er lebte zurzeit ein Dorf weiter und arbeitete bei einer Schmiede, so wie Katsuki sich in Windbruch Arbeit im Wirtshaus gesucht hatte. Irgendwie vermisste er die gemeinsame Zeit als Botschafter, auch wenn er hier mit dem Projekt am Haus ein kleines Paradies gefunden hatte, das er nicht mehr hergeben würde.
Zusammen zu wohnen wäre da also gar nicht so abwegig. Auch wenn sie dann gleich zwei notgeile Nymphen unter einem Dach hatten. Die Nächte, die sie nicht im Wasser verbrachten, könnten laut werden.

Als das Essen verschlungen war, machten sie es sich auf dem selbstgebauten Moossofa auf der Terrasse bequem. Izuku kuschelte sich in seinen Arm und sie sahen gemeinsam dem Sonnenuntergang zu.

Da fuhr Izuku plötzlich hoch und rief aus: „Ich wollte dir noch meine neue Schlafhöhle zeigen! Das hab ich ganz vergessen."

Katsuki stöhnte und meinte hoffnungsvoll: „Kann ich sie mir nicht morgen ansehen? Um die Uhrzeit ist der See inzwischen schweinekalt."

„Nichts da", widersprach Izuku, sprang auf und zog ihn auf die Füße. „Wir nutzen das letzte Licht des Tages, komm schon!"

Katsuki ergab sich seufzend und zog sich das Shirt vom Kopf, während Izuku es ihm gleichtat. Einen Moment später standen sie splitterfasernackt am Rand der Terrasse und sahen sich an.

Izuku grinste und rief: „Wer zuerst am Grund ankommt!"

„Deine Spielchen sind unfair!", rief ihm Katsuki hinterher, da Izuku in diesem Moment einen eleganten Köpfer machte.

Er holte tief Luft und sprang ohne zu zögern mit einem Köpfer in das kalte Nass.

ENDE


Von Nymphen und FeuerkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt