Kapitel 10

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Drei Wochen später half er Eijiro dabei, das Heu auf den Karren zu laden. Es war die letzte Ladung des Tages, bevor sie endlich zurück in ihre Betten durften. Sie schufteten sich schon den ganzen Tag die Hände wund.

Als endlich die letzte Gabel Heu vor das Pferd gespannt war, seufzte Katsuki auf und ließ seine schmerzenden Schultern kreisen.

„Geschafft, jetzt müssen wir es nur noch in den Stall räumen."

„Das überlasse ich dir und deinen übernatürlichen Muskeln", murrte Katsuki und hievte sich auf den Karrenbock. Eijiro setzte sich neben ihn und schnalzte mit der Zunge, sodass das Pferd zu ziehen begann.

„Wenn du dich lieber wieder in deinem Zimmer vergraben und Memme spielen willst, gerne", gab Eijiro zurück.

Katsuki war zu erschöpft, um nach ihm zu schlagen.

„Dummes Gelaber."

„Bestimmt bilde ich mir die letzten drei Wochen Trübsal nur ein, hast recht", maulte Eijiro zurück. Er schien genauso schlechte Laune zu haben wie er.

„Was weißt du schon", knurrte Katsuki gereizt.

„Nichts. Denn mein bester Freund redet seit Wochen kaum mit mir. Und langsam bin ich es echt leid, dir hinterher zu rennen. Dann behalte deine Scheiße für dich, aber lass mich dann auch damit und mit deiner Dreckslaune in Ruhe. Von Morgen bis Abend rennst du rum mit einer Miene, als hätten wir dreißig Tage Dauerregen vor uns."

Katsuki schnaubte und starrte sauer auf den Pferderücken.

„Da ist es wieder, dein Schweigen! In all den Jahren, die ich dich kenne, warst du noch nie so schweigsam. Wenn du wenigstens brüllen oder dich prügeln würdest, wäre das was, mit dem ich was anfangen kann, aber Stille?"

„Soll ich anfangen, alles abzufackeln, oder was?"

„Ehrlich gesagt wäre mir das lieber, ja", erwiderte Eijiro ernst. „Es ist, als wäre mein bester Freund im verfluchten Wald verloren gegangen und eine leere Hülle zurück gekommen. Was bitte kann so Schlimmes geschehen sein, dass du dich so verschließt?"

„Nichts", murrte Katsuki.

„Und wieder bestreitest du es. Nichts, das ist alles, was ich kriege. Was wurde aus der Zeit, in der wir alles miteinander geteilt haben?"

Er klang ernsthaft verletzt. Katsuki wurde schwer ums Herz. Es fiel ihm wirklich schwer, es einzugestehen, aber Eijiro hatte recht. Er behandelte ihn eher wie einen Fremden als einen Freund.

Mit viel Ruck sprang er über seinen Schatten und seufzte schwer.

„Also gut."

Sofort hellte sich Eijiros Miene auf und gespannt drehte er ihm den Kopf zu. Katsuki rieb sich über die müden Augen, er schlief schlecht. Wie auch sonst, wenn ihn jede Nacht ein grünäugiger Nymph verfolgte.

„Es ist in dem Wald nichts Schlimmes passiert, also nicht in dem Sinne", versuchte er seine Erklärung zu beginnen. Es fiel ihm schwer, über die Zeit zu reden. Er hatte das Gefühl, erst gestern vom Wald zurück gekommen zu sein.

„Um genau zu sein ist das Gegenteil passiert."

„Wie, das Gegenteil?", fragte Eijiro verwirrt.

„Ja, so gesagt. Die wenige Zeit mit Izuku war wirklich schön. So richtig schön, wenn du verstehst, was ich meine."

Eijiros Blick sagte, dass er nicht verstand.

Katsuki seufzte erneut, wie sollte er das seinem Freund sagen?

„Naja, wir haben uns schon auf dem Hinweg gut verstanden, es hat so gut getan, wieder mit ihm zu reden. Immerhin hatte ich vergessen, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Und dann im Wald hat er mich vor einem Krerienangriff gerettet, indem er mit mir in einen Teich gesprungen ist."

Von Nymphen und FeuerkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt