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Schon seit meiner Kindheit träumte ich davon, auf einer großen Bühne zu stehen. Seit meinem neunten Lebensjahr nehme ich täglich Gesangsunterricht. Es war immer der Wunsch meiner Mutter, dass ich im Singen, ihrer großen Leidenschaft, Erfolg habe. Früher war es für mich nur ein gewöhnliches Hobby, das ich verfolgte, um meine Eltern glücklich zu machen. Doch es änderte sich schlagartig als Männer, in weissen Kitteln, einer Mutter von einer 16 Jährigen Sofia mitteilten, dass Sie Krebs habe. Es befall die Bauchspeicheldrüse.

Die Worte der Ärzte schwebten in der Luft wie ein schwerer Nebel, der alles um uns herum erstickte. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als die Welt um uns zu zerbrechen schien. Meine Mutter, die immer lichtvoll und fröhlich war, saß da, mit unsicheren nassen Augen, als sie die schockierenden Nachrichten hörte. In diesen Momenten wurde mir klar, wie zerbrechlich das Leben sein kann und dass es nicht nur um die großen Träume geht, sondern auch um die Menschen, die uns am nächsten stehen.

In den Monaten, die folgten, besuchte ich meine Mutter so oft ich konnte im Krankenhaus. Ich wollte an ihrer Seite sein, sie aufmuntern und für sie singen. Ich teilte mit ihr meine größten Ängste und Hoffnungen, aber auch die Freude, die das Singen mir mittlerweile schenkte. Wir sangen zusammen Lieder, die sie liebevoll komponiert hatte, und ich merkte, dass es ihr half, die Schmerzen und die Traurigkeit für einen Moment zu vergessen. In diesen Augenblicken fühlte ich, wie stark die Musik sein kann – sie hat die Kraft, selbst die dunkelsten Zeiten ein wenig heller zu machen.

Dieser Wendepunkt in meinem Leben veränderte nicht nur meine Sicht auf die Musik, sondern auch auf meine Ziele. Ich begann zu verstehen, dass das Singen mehr ist als nur ein Hobby oder eine Möglichkeit, meine Mutter stolz zu machen. Es war mein Weg, mit Gefühlen umzugehen, und es wurde zu einer Art von heilender Therapie für mich. Ich entschied mich, meine ganze Energie in die Musik zu stecken und meine Träume mit einer neuen Intensität zu verfolgen.

Kurz vor meinem zwanzigsten Geburtstag verstarb meine Mutter. Sie ist friedlich im Schlaf gegangen. Die Ärzte versicherten mir, dass sie aufgrund der Medikamente zu benommen war, um etwas zu spüren. Seitdem hat die Welt ihre Farben verloren.

Die Tage nach ihrem Tod zogen schleppend an mir vorüber, wie ein grauer Schleier, der alles in einem trüben Licht erscheinen ließ. Ich erinnere mich, wie ich stumm in ihrem kalten Zimmer saß, umgeben von den Gegenständen, die einst ihre Wärme und Liebe ausstrahlten. Der Geruch von frisch gewaschenen Bettlaken und ihrer Lieblingsseife war nach wie vor spürbar, doch diese gewohnten Düfte fühlten sich plötzlich fremd und schmerzhaft an.

Freunde und Verwandte kamen, hauptsächlich Cousin und Arbeitskollegen, um ihr Beileid auszusprechen, um mich in den Arm zu nehmen. Doch ihre Worte schienen durch mich hindurchzufließen, unerhört im Lärm meines eigenen Schmerzes. Ich lächelte, wo ich lächeln musste, und nickte, wo es angemessen war, während innen ein Sturm wütete.

Die Bilder aus meiner Kindheit blitzen in meinem Gedächtnis auf – Momente, in denen ihre Nähe alles bedeutete, als ob sie meine einzige Verbindung zur Welt gewesen wäre. Ich wusste nicht, wie ich ohne sie weitermachen sollte. Sie hatte immer die Worte gefunden, um mich zu beruhigen, um mir Kraft zu geben – und jetzt war sie einfach weg. Ich fühlte mich wie ein Vogel, dem die Stimme geraubt wurde, gefangen in einem Käfig, dessen Gitter aus Trauer und Einsamkeit bestand. Mein Vater verschwand vor Jahren und widmete seine gesamte Aufmerksamkeit ein Model und ihrer Karriere. Er stand uns weder bei, als meine Mutter noch lebte, noch trug er zu den Kosten ihrer Beerdigung bei obwohl er die Finanziellen mittel hatte.

Mit jedem Tag schien die Welt ein bisschen blasser zu werden, als ob sie den Verlust meiner Mutter spiegelte. In der Stille der Nächte kam die Einsamkeit zurück, und ich war gezwungen, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass ich nie wieder ihre beruhigende Stimme hören und nie wieder mit ihr singen würde. Die Gewissheit, dass ich in Zukunft Entscheidungen treffen müsste, ohne ihren Rat einholen zu können, war überwältigend.

Irgendwo inmitten dieses Chaos' wusste ich, dass ich einen Weg finden musste, nach vorne zu sehen. Ich kündigte also unsere Wohnung und nahm mein Leben alleine in die Hand. Ich zog nach Palms und hielt mich über Wasser mit Kellnern. Die Nächte verbrachte ich damit, den heimlichen Blicken der Männer auszuweichen und Gläser akribisch zu reinigen. Mit Blasen an den Fersen stand ich hinter der Theke, in roten Pumps, mit einem hohen, straffen blonden Pferdeschwanz und einem eng anliegenden Anzug, summte leise vor mich hin und wippte im Takt der Musik.

Der Job wurde schlecht bezahlt und noch schlechter waren die Kollegen die einem das Trinkgeld streitig machten. Meine Karriere als Kellnerin endete damit, als ein schleimiger und überaus ungepflegter Mann, mich nach meiner Schicht vor der Bar anbaggerte und kein Nein als Antwort akzeptierte. Seine Hand schloss sich um mein Handgelenk wie eine Handschelle, und bevor ich es realisieren konnte, lag er mit einem schmerzverzerrten Gesicht auf dem Boden und hielt sich den Unterleib. Anschließend eilte ich mit pochendem Herzen zu meiner Einzimmerwohnung.

Bald stellte sich heraus, dass er ein Freund des Geschäftsinhabers war und mich bei meinem Chef verraten hatte. Natürlich hatte er ihm nicht erzählt, dass ich mich lediglich verteidigt hatte und somit er mich nun hochkant rausgeworfen hat.

Als ich dann nach Nachtburg zog, eine Stadt in der die Nacht zum Tag wurde, weckte ein Plakat am Bahnhof meine Aufmerksamkeit.

"Casting für das Lunar Haze. Junge attraktive Sängerin gesucht! 18Uhr!"

So verbrachte ich den ganzen Morgen im Badezimmer, stand vor einem kleinen runden Spiegel und musste entsetzt feststellen, dass ich seit einer halben Stunde keine Ahnung habe, was ich anziehen soll.

"Dann werde ich wohl mein erspartes in neue Kleider ausgeben müssen!".


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Hallo und willkommen zu meiner ersten Werwolf-Geschichte! Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick geben, was euch noch erwartet. Wie gefällt euch dieses Kapitel? Sind 1000 Wörter angenehm zu lesen, oder sollte ich kürzer treten? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!

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Der Whisky-Fluch: Legenden eines WerwolfsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt