Kapitel 22

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Als ich aufwachte, war ich erst verwirrt. Ich lag nicht in meinem Bett und es war auch sicher nicht Kaleb's Arm, der um meine Taille lag. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah mich erstarrt um. Erleichtert entspannte ich mich wieder. Das Gästezimmer. Ich war im Gästezimmer. Langsam kamen meine Erinnerungen zurück und ich wusste jetzt auch wieder, wem der Arm um meiner Taille gehörte. Alec. Leise drehte ich mich um und sah auf Alec's schlafendes, friedliches Gesicht.
Seine Gesichtszüge waren entspannt und ich sah, wie seine Augen unter seinen Lidern hin und her zuckten. Ein Lächeln lag auf Alec's weichen Lippen und seine Haare waren wunderschön zerzaust. Ich beobachtete ihn noch eine Weile, dann wurde seine Atmung unregelmäßiger und ich tat schnell so, als würde ich noch schlafen. Kurz darauf spürte ich Alec's Blick deutlich auf mir und öffnete ganz langsam und gespielt müde die Augen. Ich wollte ja schließlich so tun, als würde ich erst aufwachen.
Ich sah in Alec's strahlende, schokobraune Augen. „Morgen." sagte er mit sexy Morgenstimme und lächelte mich an. „Morgen." erwiderte ich und lächelte unsicher zurück. War das gestern vielleicht doch nur eine einmalige Sache und Alec meinte es nicht wirklich so? Da ich davon ausging, versuchte ich aufzustehen, aber ein starker Arm zog mich wieder zurück. „Du bleibst bei mir, kleiner Teddy." knurrte Alec schon fast und zog mich fest an seine Brust. Etwas überwältigt davon, erstarrte ich erstmal einen Moment, dann fing ich mich wieder und kuschelte meinen Kopf an Alec's trainierte Brust.
Wir blieben noch eine Weile so liegen, dann hörte ich jedoch wie jemand unten die Haustüre zuschlug und schnell die Treppen hoch gerannt kam. Ich versuchte mich von Alec zu lösen, aber der brummt und zog mich wieder an sich. „Alec! Lass mich los!" befahl ich und er öffnete seine Augen, die er kurz geschlossen hatte. „Wieso?" fragte er verwirrt, tat aber, was ich wollte. Ich stand auf und sah zur Tür. „Irgendwer ist gerade ins Haus gekommen." erklärte ich und ging langsam auf die Tür zu.
Es klopfte und ich wusste, wer da vor der Tür stand. „Lucy!" rief ich fröhlich und drehte den Schlüssel, bevor ich die Tür auf riss. Meine beste Freundin grinste mir entgegen und fiel mir um den Hals. „Nimm's nicht persönlich, aber was machst du hier?" fragte ich, als ich mich von meiner besten Freundin wieder trennte. „Kaleb hat mir erzählt, dass du gestern angerufen hast und auch was du gesagt hast. Es ist echt nicht toll, dass ich das von ihm und nicht von dir erfahren hab. Wann hattest du vor uns das zu sagen?" sagte Lucy gespielt beleidigt.
Wenn ich sie nicht so gut kennen würde, hätte ich gesagt, dass es sie wirklich verletzte, aber ich wusste, dass sie eben nur so tat als ob. „Sobald sie mit Sam Schluss gemacht hätte, hättet ihr es auch erfahren." meinte Alec hinter mir und umarmte mich von hinten. Lucy musterte ihn prüfend und lächelte dann. „Glückwunsch, Ami. Du hast es geschafft den größten Badboy unserer Schule zu zähmen." grinste sie und da kam Kaleb die Treppe hoch und zu uns. „Und du hast es geschafft, dass Kaleb vernünftig ist." erwiderte ich und grinste zurück. „Dafür haben wir die hübschesten Mädchen der Schule bekommen." meinte Kaleb. „Und die klügsten." bestätigte auch Alec und drückte mich fest an seine nackte Brust.
Erst jetzt schienen meine besten Freunde zu bemerken, wie wir aussahen und Kaleb hob eine Braue. „Wir haben bis eben noch geschlafen." erklärte ich und merkte, wie mir die Röte in die Wangen schoss. „Was habt ihr denn gestern Abend noch so getrieben?" grinste Kaleb und Lucy schlug ihn empört auf den Arm. „Also wirklich! So was fragt man doch nicht, wenn beide da sind!" meinte sie grinste aber ebenfalls. „Alec hat gekocht und wir haben Filme geschaut. Mehr nicht!" sagte ich und war mir sicher, dass ich so rot war, dass ich es mit jeder Tomate aufnehmen konnte.
„Wie auch immer. Ihr beide zieht euch um und kommt dann runter. Wir wollten in ein Café zum frühstücken und ihr kommt mit." sagte Lucy entschlossen. „Aber erst machst du mit Sam Schluss." fügte Kaleb hinzu und zog Lucy mit nach unten. „Wir könnten auch noch etwas in meinem Bett bleiben." meinte Alec, als die beiden weg waren. „Lieber nicht." grinste ich zurück und drehte mich endlich zu ihm um. Es hat mich wahnsinnig gemacht, ihm so nah zu sein und nicht mal sein Gesicht zu sehen. „Deine Eltern gehen bestimmt bald wieder weg und dann haben wir genug Zeit zusammen." erklärte ich, gab ihm einen flüchtigen Kuss und ging dann schnell in mein Zimmer, um mich um zu ziehen.
Da an meiner Haut noch Alec's betörender Duft klebt, beschließe ich, schnell zu duschen und mir was frisches anzuziehen. Ich flitzte ins Bad und machte mich in Rekordzeit, was ganze zehn Minuten waren, fertig. Als ich aus dem Bad kam, stand Alec grinsend im Gang und musterte mich kritisch. Als ich fragend eine Braue hob, meinte er „Du solltest keine so schlabbrigen Oberteile anziehen. Eng, steht dir besser." grinste er schief und ich rollte nur lachend die Augen.
Ich lief an ihm vorbei und schnell in mein Zimmer. Als Alec mir folgen wollte, schüttelte ich nur den Kopf und schloss die Tür. Ich zog mir mein Shirt über den Kopf und ging zu meinem Kleiderschrank. Ich suchte mir ein enger anliegendes Top, dass nicht die Hotpants, die ich an hatte, ganz verdeckte.Ich würde schnell fündig, streifte es mir über und ging wieder aus meinem Zimmer. Alec stand mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht an der gegenüberliegenden Wand, doch als er mich sah, breitete sich wieder ein Grinsen aus und wir gingen zusammen runter.
In der Küche warteten Kaleb und Lucy schon und redeten über irgendeinen Stuss, von dem ich keine Ahnung hab, wie sie darauf gekommen sind. Als Kaleb mich bemerkte, sah er auf und zog eine mitleidige Mine, bevor er mir das Telefon reichte. „Mach Schluss, bevor es noch schwerer für dich wird. In der Schule willst du das sicher nicht mit ihm diskutieren. Ich geh mit Lucy solange hoch und zeig ihr, was ich mit der Gitarre geübt hab." meinte er und wollte tatsächlich nach oben verschwinden. „Was?! Nein, Kaleb. Ich brauch meine beste Freundin dazu. Nimm Alec mit hoch und schaut, wer besser spielen kann." sagte ich und zog Lucy dicht zu mir.
Da ich eben auch nur ein Mädchen war und Kaleb wusste, dass er nicht gegen mich ankam, ließ er es zu und schleifte stattdessen Alec mit hoch. „Ich hätte gerne gewusst, was er spielen kann, aber ich versteh dich." meinte Lucy lächelnd und nahm mir das Telefon aus der Hand und erst. Als sie auf die grüne Taste drückte, verstand ich, was sie da tat. „Was soll das werden?!" rief ich panisch und riss ihr das Telefon aus der Hand. „Du musst mit ihm Schluss machen und zwar möglichst schnell. Ich hab Hunger." erklärte meine beste Freundin grinsend und ich merkte, wie mein Unterbewusstsein aktiv wurde.
Zum Glück hatte ich aber nicht lange genug Zeit, um komplett durchzudrehen, denn da nahm Sam ab. „Hey." sagte er fröhlich und ich seufzte, bevor ich mir das Telefon ans Ohr hielt. „Sam... " fing ich an, aber er unterbrach mich. „Ich hatte gehofft, dass du dich meldest. Ist alles okay mit dir? Mit uns?" „Nein." sagte ich einfach und möglichst kalt. „Wie 'Nein'?" wollte Sam wissen und klang wirklich verwirrt. „Es ist nichts okay mit uns. Ich mach Schluss." sagte ich schnell und gab meiner Stimme einen desinteressierten Unterton. „Was? Wieso?!" fragte Sam ungläubig, aber es war keinerlei Trauer oder sonst was in seiner Stimme. „Ich liebe dich nicht und ich werde es auch nie." erklärte ich und legte schnell auf. Ich legte das Telefon weg und sah unsicher zu Lucy.
„Ich bin stolz auf dich. Jetzt lass uns die Jungs holen und frühstücken gehen." meinte meine beste Freundin und grinste schief. Ich grinste leicht verunsichert zurück und atmete dann erleichtert auf. Ich hatte es geschafft. Ich hatte mit Sam Schluss gemacht. Lucy verschwand kurz und ich war erst etwas verwirrt, bevor sie mit Alec und Kaleb kam. Kaleb nahm mich erstmal in den Arm und ich entspannte mich. Das hatte mir gefehlt. Eine Bestätigung, dass es in Ordnung ist, sich jetzt seltsam zu fühlen. „Ich fass es nicht, dass du sie nicht in den Arm genommen hast!" sagte mein Artgefährte lächelnd zu Lucy, als er wieder von mir ab ließ. „Sonst mag sie das auch nicht." verteidigte sich diese.
Ich nickte und versuchte immer noch zu verstehen, was ich gerade gemacht hatte. Ich hatte Sam für Alec verlassen. Könnte das ein Fehler gewesen sein? Könnte ich Sam zurück haben, wenn etwas schief lief? Doch anscheinend hatte Alec meine Zweifel gesehen. Er kam auch zu mir und zog mich für einen Kuss an sich. Ich erwiderte ihn natürlich und entspannte mich komplett. „Du wirst es nicht bereuen." versprach Alec mir leise und küsste meine Wange. Ich lächelte und löste mich von ihm.
Ich sah zu Lucy und Kaleb die selbst in einem Kuss vertieft waren. Ich suchte nach einem Handtuch und warf es nach ihnen. Sofort lösten sie sich überrascht voneinander und Kaleb funkelte mich dann böse an. Ich grinste einfach nur breit und er schmiss das Handtuch zurück. Alec fing es knapp vor meinem Gesicht und warf es hinter mich auf die Ablage. „Schluss damit. Ich dachte, wir wollten frühstücken gehen." meinte er und nahm meine Hand. Ein Kribbeln ging davon aus. „Ich muss nur schnell meine Tasche holen." sagte ich und wollte schon los laufen, doch Alec zog mich zurück und meinte „Brauchst du nicht. Ich lade dich ein." Mir war unbehaglich bei dem Gedanken, aber ich wusste, dass ich Alec nicht vom Gegenteil überzeugen konnte, also ließ ich es.

Wir fuhren mit Kaleb's Auto, was zur Folge hatte, dass ich mit Alec auf der Rückbank saß. Ich kuschelte mich an ihn und lächelte zufrieden. Endlich hatte ich es geschafft, Alec für mich zu haben. Vielleicht nicht für immer, aber für eine Zeit lang und egal, wie kurz diese Zeit auch sein mag, ich will sie in vollen Zügen genießen. „Amélia?" murmelte Alec in mein Haar und ich sah fragend zu ihm auf. „Ja?" fragte ich und legte den Kopf leicht schief. „Versprichst du mir etwas?" wollte er wissen und strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Kommt darauf an, was." erklärte ich und nahm mir seine Hand, um mit seinen Fingern zu spielen.
Ich spürte, wie Alec leicht nervös wurde und sah ihm fragend in die Augen. „Versprichst du mir, mich nie an zu lügen?" Er hielt meinen Blick fest und ich hatte Schwierigkeiten einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn zu sprechen. „Nur, wenn du mir auch etwas versprichst." erklärte ich nach einer Weile. „Immer." meinte Alec. „Brich mir nicht das Herz." sagte ich und biss mir unsicher auf die Unterlippe. „Versprochen." murmelte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Erleichtert schloss ich die Augen und genoss es die restliche Fahrt einfach, ihm so nah zu sein.

„Wir sind da, Schlafmütze. Aufstehen." holte mich eine wunderschöne Stimme aus meinen wunderschönen Träumen. Verwirrt schlug ich die Augen auf und verlor mich sofort in Alec's, die mir sanft entgegen sahen. „Wenn ihr damit fertig seid, können wir dann ins Café? Ich hab immer noch Hunger." holte mich Lucy's Stimme dann jedoch in die Wirklichkeit zurück. Schnell sah ich mich um und merkte, dass wir auf einem Parkplatz waren und Lucy und Kaleb schon ausgestiegen waren.
Ich gab Alec schnell einen Kuss auf die Wange und meinte dann „Klar." Ich stieg aus und Alec kam mir hinterher, um sich noch einen richtigen Kuss zu holen. In diesem Moment fiel mir auf, wie perfekt gerade alles war. Leider gibt es da aber einen Haken. Wenn alles perfekt ist, was denkt ihr, passiert dann? Richtig. Ab diesem Moment ging alles wieder schief und so geschah es ganz plötzlich. Wie aus dem Nichts kam ein blonder Typ geschossen und packte Lucy's Taille. Bevor er wieder verschwand, sah er mit seinen gelb blitzenden Augen zu mir und ich erkannte ihn sofort.
Ohne lange nach zu denken, rannte ich Kevin hinterher und sprang instinktiv in mein Wolfsgesicht. Meine einzigen Gedanken galten nur Lucy, deren Augen vor Angst geweitet waren und die sich wild in Kevin's festem Griff wand. Mein Artgefährte lief blitzschnell in den Wald, der hier in der Gegend nur am Rand der Stadt zu finden war. Die Sorge um meine beste Freundin wuchs und ich rannte so schnell ich konnte hinter Kevin her. Ich beschleunigte noch etwas und Kevin kam wieder in Sicht.
Mithilfe meines 'Springer-Radars', merkte ich, dass Kaleb mir dicht auf den Fersen war und blieb dann erschrocken stehen. Kaleb lief einfach weiter. Zu fixiert auf seine Freundin, um mein Zögern zu bemerkten. Noch bevor ich es wirklich entschlossen hatte, drehte ich mich um und lief zurück zum Waldrand. Dort verwandelte ich mich blitzschnell zurück und lief ohne auf die Autos zu achten, über die Straße zum Parkplatz und tatsächlich! Alec stand angespannt dort und starrte mich an.

Also meine Lieben,
das war jetzt das letzte Kapi nächste Woche kommt noch der Epilog und dann müsst ihr entscheiden, ob es noch einen Teil gibt.

Amélia - Erbin der 1.000 GesichterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt