Albträume und Traumata

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⚠️Triggerwarnung: Vergewaltigung, Trauma, Panik, Mord

Ich war in meiner Heimatstadt, gerade auf dem Weg zu einem Blind-Date, das ein Kumpel von mir organsiert hatte. Er wusste, dass ich Homo war und versuchte einen Partner für mich zu finden. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und waren unzertrennlich. Dort angekommen winkte der Typ mir zu, er wusste offenbar, wie ich aussah. Wir unterhielten uns und es war ein netter Abend. Etwas später gingen wir zu mir. Wir küssten uns und gerade als er intimer werden wollte, hielt ich ihn davon ab. Ich erklärte ihm, dass mir das unangenehm war. „Komm schon, stell dich nicht so an" raunte er nur und wollte weitermachen. Ich versuchte ihn von mir wegzudrücken, vergebens. Er zog mir gewaltvoll meine Sachen aus und warf mich aufs Sofa. Ich versuchte weiter ihn von mir abzustoßen, versuchte meine Beine einzusetzen, aber er hatte mich zu feste in seinem Griff. Mit Gewalt drückte er ihn rein und ich schrie vor Schmerzen und musste anfangen zu weinen. „Jetzt heul doch nicht. Du machst die Stimmung kaputt!" ICH mache sie kaputt?! Mal abgesehen davon: welche Stimmung?! Alles, was folgte war einfach nur grauenvoll. Als er fertig war, ließ er mich auf dem Sofa liegen und ging. Ich zitterte am ganzen Körper, unfähig zu denken. Ich konnte mich kaum bewegen. Das Telefon war in Reichweite. Ich rief meinen Kumpel an. Er war sofort unterwegs. Er hatte einen Zweitschlüssel für meine Wohnung und kam rein. Ich hatte es nur geschafft mir eine Decke über zu legen. Er sah meine zerrissenen Klamotten und wie ich zitterte. Als er näherkam, sah er auch das Blut auf dem Sofa. Er holte mir was zum Anziehen, setzte sich neben mich und half mir. Er umarmte mich und entschuldigte sich mehrmals. „Das konntest du ja nicht wissen..." versuchte ich ihn zu beruhigen. 

Mit Tränen in den Augen wachte ich auf und schreckte leicht hoch. Ich spürte, wie ich Panik bekam. Lucifer ist davon ebenfalls aufgewacht und versuchte herauszufinden was los war. Ich sagte nichts und legte mich einfach in seine Arme. „Ein Albtraum?" versuchte er es nochmal. „Könnte man so sagen..." gab ich ihm zur Antwort. Er graulte mich am Rücken und strich mir über den Kopf. Das war sehr angenehm und ich beruhigte mich wieder. „Willst du mir erzählen, von was er handelte?" versuchte Lucifer es. Ich schwieg. Dies war für ihn Antwort genug und er nahm mich fest in den Arm. Irgendwann würde ich ihm erzählen, dass mir sowas passiert ist, leider vier Mal und dass auch noch etwas schlimmeres passiert war, aber nicht heute. In seinen Armen schlief ich wieder ein.

Ich wachte vor ihm auf. Die restliche Nacht verlief traumlos, dennoch überkam mich derselbe Ekel, wie damals und ich ging unter die Dusche. Als hätte dieser Traum ein altes Trauma erweckt, bekam ich unter der Dusche wieder Panik. Ich erinnerte mich an damals, wie ich auch damals duschen ging. Ich sah an meinem Körper die blauen Flecken und hatte überall schmerzen. Da ich direkt danach unter die Dusche gegangen war, sah ich nur wie das Blut an meinen Beinen runter lief und auch etwas von seinem Sperma. Damals hätte ich mich fast übergeben und auch jetzt kam es mir hoch. Bei einem Blick in dem Spiegel sah ich das Blut an meinen Lippen von seinen gewaltvollen Küssen. Auch jetzt stand ich vor dem Spiegel und fuhr mir über die Lippen. Ich schloss die Augen und wieder kamen mir die Tränen. Nein, verarbeitet hatte ich es auch nach dieser langen Zeit nicht. Ich wischte sie mir weg, zog mich an, atmete einmal tief durch und betrat wieder das Zimmer. Lucifer war mittlerweile wach und begrüßte mich mit einem liebevollen und sanften Kuss. Gerade jetzt brauchte ich das. Seine Küsse waren immer voller Liebe. Er strich mir jedes Mal sanft über den Nacken. Ich legte meine eine Hand an seine Taille und die andere auf seine Wange. Ich genoss den Kuss, nahm alles von den Gefühlen in mir auf. Mir ging es deutlich besser. Lucifer ging ins Bad. Kaum war er weg, fing alles wieder von vorne an. Die Panik, die Erinnerungen. Es fühlte sich an, als würde mir jemand die Luft abdrücken, so wie er es damals tat. Ich bekam keine Luft. Lucifer kam rein und bemerkte es. „Hey, ganz ruhig. Setzt dich erstmal." Er führte mich zum Bett und ich setzte mich. Mein Blick auf den Boden gerichtet. Er kniete sich vor mich. „Alastor, schau mich an." Ich folgte seinen Anweisungen. „Es ist alles gut. Du bist hier, im Hazbin Hotel, mit mir an deiner Seite. Keiner kann dir etwas antun, du bist nicht in Gefahr oder ähnliches. Ich bin hier, bei dir." Meine Atmung wurde ruhiger und ich bekam wieder Luft. „Besser?" fragte er nach einer Weile. Ich nickte nur und er stand auf, um mich in den Arm zu nehmen.

Ich entschied mich dazu, heute zu pausieren. Lucifer unterstütze diese Entscheidung und ging allein mit den anderen mit. Ich las ein Buch, das half immer. Andere Welt, andere Gedanken. Das Buch half aber nicht diesmal. Wieder kamen mir die Erinnerungen, auch an die anderen drei Typen und was sie mir antaten. Es wurde schlimmer und ich verlor mich in meiner Panik. Die Panik wurde schlimmer, als ich mich daran erinnerte, wie sie alle vier gemeinsam auf der Straße mich überraschten und über mich herfielen. Sie ließen mich einfach da liegen und hätte mich nicht jemand gefunden, wäre ich vielleicht sogar an den inneren Verletzungen und an Verblutung gestorben. In diesem Moment wollte ich auch Tod sein. Als ich das Krankenhaus verlassen konnte, brannte der Hass in mir. Ich fing an mich an jedem einzelnen zu rächen. Als ich den tötete, der mich als erstes vergewaltigt hatte, sagte ich nur zu ihm, als er jammerte und bettelte „Wer zerstört hier nun die Stimmung?" mit einem verstörenden Lächeln auf dem Gesicht. Ich genoss es bei jedem einzelnen sie so klein und wimmernd zu sehen. Sie hatten ihre Stärke wohl verloren, wenn der Spieß umgekehrt war. Dieser Hass überkam mich wieder und ich würde sie nochmal töten, wenn ich es könnte. Ich merkte erst jetzt, dass ich mir einmal mit vollem Druck auf den Fingerspitzen übers ganze Gesicht gekratzt hatte. Blut lief mir übers Gesicht und den Hals. Ich lag am Boden, immer noch voller Panik. Lucifer kam herein und sah mich am Boden zittern. Er erschrak, als er mein Gesicht sah, und holte sofort nasse Handtücher, um das Blut weg zu tupfen. „Bitte sag mir endlich was los ist" flehte er, den Tränen nahe.

Ich erzählte ihm alles, auch wie ich sie danach tötete. Er hörte zu und als ich fertig war, nahm er mich in den Arm. „Es tut mir so leid, dass dir das passiert ist." „Du kannst nichts dafür." „Wie wäre es mit einem Entspannungsbad? Charlie hat mich heute echt fertig gemacht und mir würde das grade echt guttun und dir wahrscheinlich auch." Ich schaute ihn skeptisch an. „Wenn du willst, können wir auch Badesachen anziehen, wenn das für dich angenehmer ist" schlug er vor und ich stimmte zu. In der Wanne kuschelte ich mich wieder an ihn. Ich erzählte ihm auch, dass andere mich zwar in Ruhe ließen, aber nichts mehr von mir wissen wollten, als ich klarstellte, dass Sex für mich keine Option ist. Wieder hörte er einfach nur zu und hielt mich in seinen Armen. Ich saß seitlich zwischen seinen Beinen und lehnte meinen Kopf auf seine Schulter, meine Arme um mich geschlossen. Mit seinen Fingern streichelte er mich leicht. Bei ihm fühlte ich mich wohl, sicher und geborgen. Mittlerweile war ich mir sicher, dass er mir niemals so etwas schreckliches antun würde. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich wollte wieder diese Liebe spüren, also küsste ich ihn und er erwiderte den Kuss auf die liebevolle übliche Art. Wieder strich er mir über den Nacken, den Daumen dabei immer auf dem hintersten Teil meines Kieferknochens ruhend. Manchmal streichelte er mich dabei. Ich liebte ihn über alles. 

Hazbin Hotel // RadioappleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt