Die Morgensonne stieg langsam über den Horizont und warf ein zartes, goldenes Licht über das verlassene Zweibeiner-Haus. Die Ruhe der Nacht wurde von den ersten Vogelrufen durchbrochen, doch in der Ferne war bereits das geschäftige Treiben des Dorfes zu hören. Echofeder öffnete träge die Augen und blinzelte gegen die Helligkeit, die durch ein zerbrochenes Fenster fiel.
Flammenschwinge lag noch immer ruhig neben ihm, doch die anderen Katzen begannen sich ebenfalls zu regen. Wasserpfote streckte sich verschlafen, während Leopardensprung bereits dabei war, seinen Pelz zu putzen, sein übliches Grinsen auf den Lippen.
Echofeder erhob sich und trat leise nach draußen. Der kalte Morgentau kühlte seine Pfoten, und die frische Luft klärte seinen Kopf. Sie waren immer noch am Rand des Dorfes, und die Reise, die vor ihnen lag, würde nicht einfacher werden.
Flammenschwinge trat kurz darauf aus dem Schatten des Hauses und stellte sich neben ihn. „Bereit für den nächsten Schritt?" fragte sie mit einem leisen, aber entschlossenen Ton. Ihre Augen funkelten im Morgenlicht, doch es war eine gewisse Ernsthaftigkeit in ihrer Haltung zu spüren.
„Es gibt keinen Grund, länger zu warten", murmelte Echofeder, während sein Blick in Richtung des Weges schweifte, der ins Ungewisse führte. „Das Gebirge wartet."
„Lasst uns alle etwas jagen und dann weiterziehen," erklang die ernste, tiefe Stimme von Rabe, der die Gruppe aufmerksam musterte. Seine gelben Augen funkelten im schwachen Licht des frühen Morgens, während er sich umdrehte und in den Wald trat.
Echofeder nickte knapp, seine bernsteinfarbenen Augen auf den schwarzen Kater gerichtet, bevor er sich abwandte. Ohne ein weiteres Wort löste sich die Gruppe auf, jeder machte sich lautlos auf den Weg in die Schatten der Bäume, ihre Sinne geschärft, ihre Körper angespannt.
Echofeder bewegte sich geduckt durch das dichte Unterholz, seine Pfoten lautlos auf dem weichen Boden. Der kühle Morgenwind strich durch sein Fell, und das Zwitschern der Vögel füllte die Stille um ihn herum. Seine Gedanken waren bei der Mission, aber auch bei dem seltsamen Traum, der ihn in der Nacht verfolgt hatte.
Nicht weit von ihm entfernt bewegte sich Flammenschwinge mit erstaunlicher Eleganz durch das Gebüsch. Ihr rot-orangener Pelz war kaum zu sehen, so gut verschmolz sie mit den herbstlichen Farben der Umgebung. Schon bald entdeckte sie eine Maus, die nichtsahnend unter einem Baumstumpf nach Nahrung suchte. Mit einem präzisen Sprung erwischte sie die Beute, ihre Bewegungen so flüssig, als wäre es ein Tanz.
Leopardensprung, immer voller Energie und kaum in der Lage, sich wirklich zu konzentrieren, sprintete durch das Laub, immer wieder nach Beute suchend. Wasserpfote hingegen wirkte unsicher, ihre Bewegungen noch unbeholfen, aber sie gab ihr Bestes, den erfahrenen Kriegern nachzueifern.
Echofeder entdeckte eine Amsel, die in den Ästen über ihm saß, und spannte seine Muskeln an. Mit einem schnellen, lautlosen Sprung griff er nach dem Vogel und brachte ihn mit einem Biss zur Strecke. Zufrieden legte er die Beute ab und blickte sich um, um zu sehen, wie die anderen vorankamen.
Alle kehrten nach und nach mit ihrer Beute zurück. Echofeder legte seinen Vogel ab, Flammenschwinge platzierte eine Maus neben ihn, und Leopardensprung schob stolz einen fetten Hasen vor sich her. Selbst Wasserpfote hatte es geschafft, einen kleinen Spatz zu fangen, was ihr einen stolzen Blick von Flammenschwinge einbrachte.
Die Gruppe setzte sich zusammen unter den Schutz eines großen Baumes und begann, ihre Beute zu verzehren. Die Stille zwischen ihnen war angenehm, erfüllt vom Knistern der Blätter im Wind und dem fernen Ruf eines Raubvogels. Die Sonne stand inzwischen höher am Himmel und wärmte ihre Pelze, während sie aßen. Rabe hielt wie immer etwas Abstand, aber sein Blick ruhte wachsam auf ihnen.
Nachdem jeder satt war, stand Rabe auf und schüttelte sein glänzendes, tiefschwarzes Fell. „Lasst uns weiterziehen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, und es gibt keine Zeit zu verlieren."
Echofeder nickte erneut, seine Augen in die Ferne gerichtet, als er das Dorf in Gedanken schon hinter sich ließ. Der vertraute Geruch der Zweibeiner, der Rauch in der Luft und die Geräusche der fremden Kreaturen verblassten, je weiter sie gingen. Bald war nur noch das Rauschen der Umgebung um sie herum zu hören.
Flammenschwinge lief an seiner Seite und schien gedankenverloren in die Ferne zu blicken. Leopardensprung hüpfte ein paar Schritte voraus, immer voller Energie, als könnte er es kaum erwarten, das nächste Abenteuer zu erleben. Wasserpfote blieb dicht bei Rabe, ihre Augen voller Neugier und Unsicherheit, als sie das unbekannte Terrain durchquerten, Silberpfote dicht an ihrer Seite.
Das Dorf lag bald hinter ihnen, und vor ihnen erstreckte sich die offene Wildnis – die nächste Etappe ihrer gefährlichen Reise.
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Der verlorene fünfte Wächter
FanfictionEgal ob Clankatze, Hauskätzchen oder Streuner. Die Überlebensregeln gelten für alle. Vertraue niemanden. Gib nie nach. Und vor allem: bewahre deine Träume oder sie werden gegen dich verwendet. (Grundrechte liegen bei Erin Hunter)