Der Wind wehte sanft durch das hohe Gras der Hügellandschaft, die sich vor der kleinen Gruppe ausbreitete. Die weiten, grünen Hügel schienen endlos zu sein, ihre Kuppen verschwanden am Horizont in einem dunstigen Schleier. Echofeder führte die Gruppe an, seine bernsteinfarbenen Augen aufmerksam auf die Umgebung gerichtet. Jeder Schritt wurde bedacht gesetzt, denn die offene Landschaft bot wenig Schutz vor möglichen Gefahren.
„Es fühlt sich an, als würden wir hier ewig laufen", murmelte Flammenschwinge neben ihm, während sie die weiten Felder betrachtete. Ihre gelben Augen funkelten, doch ein Hauch von Unsicherheit lag in ihrem Blick. Die Hügellandschaft war so anders als der dichte Wald oder das Dorf, das sie gerade verlassen hatten. Hier war alles weit und offen, die Geräusche der Natur gedämpft.
„Haltet die Augen offen", ermahnte Rabe mit ernster Stimme, als sie über eine sanfte Anhöhe stiegen. „In einer Gegend wie dieser kann sich vieles verbergen – und nicht alles ist freundlich."
Wasserpfote schnupperte nervös in der Luft, die feinen Haare in ihrem Nacken standen leicht auf. „Es fühlt sich so leer an", flüsterte sie, als hätte sie Angst, die Stille zu brechen.
Leopardensprung jedoch wirkte unbeeindruckt. „Leere oder nicht, solange es hier keine Streuner gibt, können wir froh sein", meinte er fröhlich, doch selbst er war sich der bedrückenden Weite bewusst, die sich um sie legte.
„Leopardensprung hat Recht, solange hier keine Streuner oder sonstige Gefahren auf uns lauern, ist doch alles in Ordnung... oder?" Silberpfotes Stimme klang unsicher, als sie ihre leuchtenden smaragdgrünen Augen über die endlose Hügellandschaft schweifen ließ. Ihr Schweif zuckte leicht, als ob sie sich selbst zu beruhigen versuchte.
Echofeder, der mit angespannten Muskeln an der Spitze der Gruppe ging, schüttelte kaum merklich den Kopf. „Verlass dich nicht auf eine trügerische Ruhe", murmelte er, seine Krallen gruben sich unbewusst in den weichen Boden. „In dieser Weite können wir alles übersehen – und das macht es umso gefährlicher."
Flammenschwinge warf ihm einen kurzen, prüfenden Blick zu, während sie sich näher an ihn heranschob. „Wir müssen einfach wachsam bleiben. Diese Gegend... sie ist unheimlich ruhig, aber wer weiß, was hinter dem nächsten Hügel lauert." Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch in ihren Augen spiegelte sich die gleiche Vorsicht, die auch Echofeder verspürte.
Rabe, der ein Stück hinter ihnen ging, blieb stehen und hob die Nase in die Luft. „Kein Geruch von anderen Katzen oder Gefahr, soweit ich das beurteilen kann", sagte er schließlich, doch seine tiefe, ruhige Stimme trug einen Hauch von Besorgnis. „Trotzdem sollten wir uns beeilen und das Gebiet schnell durchqueren."
Wasserpfote lief dicht hinter Rabe her, ihre Ohren zuckten nervös. „Ich weiß nicht, ob ich das hier mag... so viel Platz, und doch fühlt es sich so... erdrückend an."
„Du bist nur die dichten Bäume gewohnt", antwortete Leopardensprung leichtherzig. „Hier ist alles offen und... befreiend!" Aber auch er hielt den Blick aufmerksam auf die grasbewachsenen Hügel vor sich gerichtet.
„Laufen wir einfach weiter", schnurrte Flammenschwinge mit einem Anflug von Zuversicht. „Je schneller wir durch diese Landschaft kommen, desto eher sind wir in sicherem Gebiet."
Die Gruppe setzte sich erneut in Bewegung, während der Wind immer stärker über die Hügel strich und die Stille der Landschaft durchbrach.
Plötzlich regte sich etwas in der Ferne. Eine kräftige, dunkelbraune Kätzin mit stacheligen, dornenartigen Mustern auf ihrem Fell tauchte zwischen den Grashalmen auf und hielt direkt auf die Gruppe zu. Ihre gelben Augen funkelten misstrauisch, fast bedrohlich, als sie näherkam.
„Wer bist du?" fauchte Flammenschwinge, doch die Fremde blieb gelassen.
„Dornenranke," stellte sie sich vor, ihre Stimme war tief und klangvoll, fast so düster wie die Atmosphäre, die sie umgab. „Ich warte schon eine Weile auf euch."
Echofeder trat einen Schritt vor, seine grünen Augen verengten sich. „Und was willst du?"
Dornenranke ließ ein humorloses Lächeln aufblitzen. „Ich will nur mitkommen. Wenn ihr es bis zum Gebirge schaffen wollt, solltet ihr jemanden dabeihaben, der sich in solchen Gebieten auskennt." Sie sprach kühl und mit einem Hauch von Arroganz, als wäre ihr der Rest der Gruppe völlig gleichgültig.
„Und warum sollten wir dir trauen?" knurrte Echofeder. Er fühlte eine unheilvolle Verbindung zu der Fremden, als ob sie die gleiche Dunkelheit in sich trug wie er.
„Das musst du nicht. Aber ich werde es euch leichter machen, zu überleben."
Die anderen tauschten unsichere Blicke aus, aber letztendlich nickte Flammenschwinge zögernd. „Gut, aber keine Tricks."
Dornenranke lächelte erneut, düster und berechnend, und schloss sich der Gruppe an.
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Der verlorene fünfte Wächter
FanficEgal ob Clankatze, Hauskätzchen oder Streuner. Die Überlebensregeln gelten für alle. Vertraue niemanden. Gib nie nach. Und vor allem: bewahre deine Träume oder sie werden gegen dich verwendet. (Grundrechte liegen bei Erin Hunter)