Kapitel 3 - Bin ich gut genug?

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Die nächsten Tage fliegen nur so vorbei und sorgen dafür, dass ich mein Zeitgefühl komplett verliere.

Zuerst das intensive Tanztraining, danach schnell duschen, schnell etwas aus der Kantine holen und zum Sprachunterricht eilen. Das Mittagessen fällt fast immer ins Wasser, da meine Zeit knapp bemessen ist. Ich versuche zwar, mir wenigstens einen kleinen Snack zu holen und zu essen, bevor die Jungs zum täglichen Training erscheinen, aber oft bleibt mir nicht einmal Zeit für ein bis zwei Bissen.

Seit einigen Tagen habe ich angefangen die Choreo mit den Jungs mitzutanzen und muss dementsprechend danach erneut duschen. Die verkürzte Snackpause nutze ich dann, um den Rest meines kalten Mittagessens hinunterzuschlingen, falls ich es überhaupt vorher geschafft habe, mir zur Mittagszeit etwas zu holen.

Nach dem Gesangsunterricht sitze ich im Tonstudio mit den Jungs und mache mir Notizen. Das ist eigentlich die angenehmste Zeit von allen. Hier kann ich vom anstrengenden Tag etwas abschalten und wir bestellen jeden Abend etwas Leckeres von einem der Lieferdienste.

Das ist auch oft die erste richtige Mahlzeit, die ich am Tag zu mir nehme. Nicht besonders gesund, ich weiß. Aber der Stress und de Zeitmangel hindern mich daran, gesunde und vollwertige Nahrung zu mir zu nehmen. Da muss ein Powerriegel zwischendurch auch mal reichen.

Abends nach den Hausaufgaben und den Übungen krieche ich dann todmüde in mein Bett und falle in einen tiefen traumlosen Schlaf, bis der Wecker gefühlte zwei Sekunden später klingelt.

***

„Susy, hast du kurz Zeit? Wir müssen uns unterhalten."

Kim Seung-Hyun, der Trainee-Betreuer passt mich nach meinem Gesangsunterricht ab.

Seine Miene sieht heute nicht so freundlich aus wie sonst. Er wirkt eher besorgt.

Oh nein, gibt es vielleicht schlechte Neuigkeiten? Habe ich etwas falsch gemacht?

Anscheinend kann er diese Fragen aus meinem Gesicht herauslesen, denn er versucht mich zu beschwichtigen.

„Mach dir keine Gedanken. Noch ist es nichts Schlimmes. Ich möchte dir nur etwas unter vier Augen mitteilen. Komm bitte hier entlang."

Er führt mich in sein Büro und ich setze mich mit einem flauen Gefühl im Magen vor ihm in den Stuhl.

Nervös nestele ich an meinen Fingern herum und warte angespannt ab, was er mir zu sagen hat.

Er faltet die Arme vor der Brust und sieht mich ernst an.

„Also, ich komme gleich zur Sache. Ich weiß, dass dein Stundenplan vollgepackt ist. Und ich weiß, dass du dir viel Mühe gibst, aber..."

Aber? Was wird das jetzt? Will er mich rauswerfen? Bitte nicht!

„Naja, ich habe mich mit einigen deiner Lehrer unterhalten. Herr Choi, dein Tanzlehrer meinte, du seihst zwar wirklich gut, aber in den letzten Tagen hast du kontinuierlich nachgelassen. Du bist immer schnell ausgepowert und du hängst bei den Choreos nach. Und deine Koreanisch-Lehrerin meinte auch, du kommst im Unterricht nicht so gut voran, wie deine beiden Mitschüler."

Ja, es stimmt schon, dass ich mir schwertue in so manchen Momenten. Aber das liegt einfach daran, dass ich nicht einmal Zeit für eine vernünftige Mahlzeit habe. Mein Kopf ist so voll und ich muss von einem Termin zum anderen springen, ohne auch nur die Chance zu haben, mich vorher etwas darauf vorzubereiten. Dadurch, dass ich zusätzlich noch den Sprachunterricht und die Termine mit den Jungs habe, bin ich heidenlos überlastet.

Bangchan, Felix und die anderen versuchen mir immer wieder koreanische Begriffe zu erklären und bauen kleine Sprachübungen in unsere Stunden mit ein.

From Zero To HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt