Das Tanztraining ist vorbei und ich verharre noch einige Minuten länger unter der Dusche, um meinen überanstrengten Muskeln eine Pause zu gönnen. Herr Choi hat uns heute ganz schön gequält und durch die Halle gejagt. Immer wieder mussten wir die Passagen wiederholen, bis sie bei dem aller letzten Schüler endlich einwandfrei saßen.
Selbst das Todsündentrio hatte keine Sekunde Zeit, um sich auf mich zu stürzen, wie sie es sonst immer tun. Ein unachtsamer Rempler, ein böswilliger Nachruf, wenn ich an ihnen vorbeigehe oder belustigte Blicke, sind nur ein kleiner Teil ihres Repertoires, der mich jeden Tag erwartet. Doch heute sind sie nicht dazu gekommen, irgendwelche Gemeinheiten auf mich abzufeuern. Oder vielleicht habe ich nichts davon bemerkt, weil ich selbst so eingespannt war von dem Training, dass ich für nichts anderes einen Blick hatte.
Jedenfalls war es heute, trotz aufwendigem und schweißtreibendem Training, eine angenehme Abwechslung.
Als ich aber zu meinem Spind komme und ihn öffnen will, hängt ein Zettel daran. Dort steht etwas auf Koreanisch, dessen Bedeutung ich allerdings nicht verstehe.
Gerade als ich nach dem Blatt Papier greife, das an einem Stückchen Washi-Tape an meinem Spind befestigt ist, streckt sich eine Hand über meinem Kopf danach aus und reißt es ab.
Verblüfft drehe ich mich um.
Bangchan steht direkt vor mir. Und zwar so nah, dass sich unsere Fußspitzen beinahe berühren. Instinktiv versuche ich zurückzuweichen, habe aber die Spindwand direkt in meinem Rücken.
Während ich ihn entgeistert anstarre, beachtet er mich nicht, sondern befasst sich mit dem Zettel und runzelt die Stirn.
„Von wem ist das?"
Seine Miene sieht besorgt und auch wütend aus. Ich schlussfolgere daraus, dass das wohl keine nette Grußbotschaft ist.
„Keine Ahnung... ich... ich weiß nicht einmal was das bedeutet.", stelle ich unangenehm berührt fest.
„Ich werde die Worte nicht laut aussprechen, aber du kannst mir glauben, dass das echt widerlich ist."
Das Trio also. Ich hätte es mir denken können. Sie können es einfach nicht lassen.
Beschämt senke ich den Kopf und ärgere mich darüber, dass Bangchan genau in diesem Moment hier im Flur auftauchen muss. Was macht er überhaupt hier?
Nach einer kurzen Pause, redet er in einem sanfteren Ton als eben auf mich ein.
„Hast du Ärger? Macht dir jemand Probleme? Ist es wegen uns? Wegen mir?"
Mein Blick sucht den seinen. Er ist immer noch gefährlich nah. Seine Hand lehnt seitlich von meinem Kopf an der Metalltür meines Schranks und seine Augen mustern mich besorgt. Die Zuneigung, die ich darin erkennen kann, lässt mein Herz höherschlagen.
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From Zero To Hero
Roman d'amourSusy Tommaselli stammt aus einem kleinen malerischen Dorf aus Süditalien. Ihre musikalische Karriere beschränkt sich allerdings nur auf einige Lokalauftritte. Eines Tages erhält sie durch Zufall und durch das Programm E2K von JYP Entertainment die...