Kapitel 17 - Erwischt!

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„Hey, du bist heute überhaupt nicht bei der Sache! Streng dich ein bisschen mehr an!"

Jules Standpauke lässt mich verlegen auf die Unterlippe beißen...

Apropos Unterlippe beißen...

Und schon wieder sind meine Gedanken ins ‚Christopher Chan Bahng – Land' abgedriftet.

„Aua!"

Das Grammatikbuch trifft meinen Kopf und ist härter, als es den Anschein hat.

„Ich rede mit dir! Schließlich könnte ich jetzt gerade auch daheimsitzen und Videospiele zocken!"

„Ja, ist ja gut... Deswegen musst du mir meine gelernten Vokabeln nicht wieder aus meinem Schädel prügeln."

Beleidigt reibe ich mir die getroffene Stelle.

Ich muss mich wirklich zusammenreißen. Aber immer wieder schleichen sich die Gefühle des letzten Abends in meine Gedanken.

Die Küsse, sein Körper an meinen gepresst, die Berührungen... jedes Mal bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich mich zurückerinnere...

„Du willst mich heute wohl fertig machen! Wiederhol was da steht und zwar Pronto! Tout de suite! Allez!"

Manchmal driftet er ins Französische ab, wenn er gar zu genervt ist. Und das ist gerade der Fall.

„Masa! Kannst du dieser Hohlbirne mal den Stoff von heute beibringen? Ich brauch 'ne Pause!"

Meine Freundin kichert und setzt sich zu uns an den Tisch.

„Was ist denn mit dir los, sag mal? Das sieht dir gar nicht ähnlich, so geistesabwesend zu sein."

Sie stupst mich mit ihren Ellbogen an.

„Liegt es vielleicht an einen gutaussehenden Mädchenschwarm mit australischem Akzent?"

Und nein, ich kann mir den Gag nicht verkneifen...

Grinsend lehne ich mich zu ihr rüber und hebe vielsagend eine Augenbraue.

„Nein, Felix gehört ganz allein dir."

Wie zu erwarten war, läuft sie knallrot an und schlägt mir auf die Schulter.

„Hör auf damit! Ich meine, den anderen mit australischem... Ach, vergiss es!"

Sehr gut. Bei unangenehmen Fragen, einfach von sich selbst ablenken. Hat wunderbar geklappt.

Doch ich habe leider die Rechnung ohne Jules gemacht.

„Was ist denn gestern noch zwischen euch passiert, als wir gegangen sind?"

Das war dann wohl doch nichts mit Ablenkungsmanöver.

„Wir... haben geredet."

„Geredet?"

„Ja, geredet."

„Und was habt ihr so geredet?"

Er lässt nicht locker, was?

„Über Dinge..."

„Aha... und was für..."

„Jules! Wenn du jetzt ‚Was für Dinge' fragst, schmeiße ich das Grammatikbuch zurück!"

„Was denn? Wenn du keinen Bock zum Lernen hast, muss ich mich eben anderweitig beschäftigen. Also erzähl..."

Super. Jetzt starren sie mich beide erwartungsvoll an.

„Wie war eigentlich das Bowlen? Wer hat gewonnen?"

„Nein, kein Themawechsel. Erzähl endlich."

Diesmal war Masako schlauer und hat mein Ablenkungsmanöver im Keim erstickt.

From Zero To HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt