Kapitel 4 - Der Zusammenbruch

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„Mann! Pass doch auf!"

Sumi, die Todsünde Neid, schubst mich zur Seite, so dass ich der Länge nach hinfalle. Ich habe die Richtung bei einem Seitenschritt verwechselt, aber ich bin mir sicher, dass sie mich mit Absicht härter gestoßen hat, als das es nur auf meine Ungeschicklichkeit zurückzuschließen ist.

„Hey, Mädels! Was ist da los?"

Herr Choi kommt zu uns herüber und ich versuche mich aufzuraffen, indem ich den Schmerz in meinem Handgelenk ignoriere so gut es geht.

„Susy ist einfach nur zu dumm, um links von rechts zu unterscheiden!", jammert sie und reibt sich die Schulter.

Lügnerin! Ich habe ihre Schulter nicht einmal berührt! Aber ich breche keinen sinnlosen Streit vom Zaun. Es reicht mir schon, dass alle uns beobachten. Hee-Jin und Ha-Rin sitzen gemeinsam auf der Bank und stecken kichernd die Köpfe zusammen. War ja klar.

„Ich kann mich so nicht auf die Schritte konzentrieren!", jammert Madame Neid.

Herr Choi seufzt.

„Okay. Ich glaube es ist besser, wenn wir jetzt Schluss machen. Susy, kommst du?"

Toll.

Sumi wirft mir über Herrn Chois Schulter hinweg einen letzten triumphierenden Blick zu. Gott, ich hasse sie!

„Was ist los mit dir?", fragt er mich direkt, nachdem er die Tür zum kleinen Besprechungsraum hinter sich geschlossen hat.

Ich stehe da wie ein gescholtenes Schulkind und starre meine Sneakers an.

„Du siehst in letzter Zeit nicht gut aus und du bist unkonzentriert. Ist dir das alles zu viel? Brauchst du Zusatzstunden?"

Ich lache innerlich auf. Klar, Zusatzstunden. Wo soll ich die Zeit dafür herzaubern? Mein Schlaf beschränkt sich sowieso schon auf nur sechs Stunden pro Nacht. Ich kann ja auch versuchen mir eine Zeitmaschine, wie den DeLorean aus Zurück in die Zukunft zu basteln oder mir so einen Zeit-Umkehrer, wie in Harry Potter zu besorgen. Diese zwei Optionen sind realistischer, als dass ich in meinen vollgepackten Terminplan noch eine Zusatzstunde freischaufeln könnte.

Der nächste bei dem ich mich entschuldigen muss.

Also verbeuge ich mich und verspreche Besserung, ohne auf sein Angebot mit den Zusatzstunden einzugehen.

„Na schön... Ich hoffe, dass du wieder auf die Höhe kommst. Aber bitte sag Bescheid, wenn es dir zu viel wird. Niemand wird dir deswegen den Kopf abreißen, okay?"

Nein, aber sie werden mich aussortieren, wenn sie merken, dass ich dem Ganzen nicht gewachsen bin.

Autsch!

Schmerzhaft verziehe ich das Gesicht, als ich mein Handgelenk bewege. Das entgeht natürlich Herrn Choi nicht.

„Was ist mit dir? Hast du dich beim Sturz verletzt? Zeig mal her."

Gehorsam zeigte ich ihm meinen Arm.

„Ich habe mich mit der Hand abgestützt und bin wohl unglücklich aufgekommen."

„Okay, dann geh bitte zum Betriebsarzt und lass das untersuchen. Ich sage Herrn Kim Bescheid, dass du dich für deinen nächsten Kurs verspäten wirst."

Ich nicke und kann seine besorgten Blicke noch auf mir spüren, als ich mich daraufhin auf den Weg zum Doktor mache.

***

Als ich zu meinem Sprachunterricht erscheine, ist dieser bereits im vollen Gange. Masako und Jules sehen von ihren Büchern auf und lächeln mir freundlich zu.

From Zero To HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt