Kapitel 7 - Nochmal alles auf Anfang

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„Hey, Rosa! Come stai?"

Meine Managerin gähnt in die Kamera und umklammert ihre Kaffeetasse.

„Mir geht's gut. Aber meine Schlaflosigkeit macht mich kirre."

Bei ihr in Italien ist es im Moment ein Uhr nachts. Es hat mich aber trotzdem nicht gewundert, dass sie mich nach meiner Messenger Nachricht gleich per Videocall angerufen hat.

Wie sie eben schon sagte, leidet Rosa zurzeit an Schlaflosigkeit. Und es wird immer Schlimmer, statt besser.

„Das ist der Stress.", stelle ich fest.

Sie verdreht die Augen und gähnt erneut.

„Der Stress ist mittlerweile eine Symbiose mit mir eingegangen. Untrennbar vereint..."

„Such dir lieber einen tollen Mann und sag das über ihn."

„Klar, heiraten und eine Familie gründen mit Kindern, die mich noch mehr Zeit kosten, die ich sowieso nicht habe. Ganz tolle Idee."

Ich muss bei ihrer Bemerkung kichern. Rosa ist ein Workaholic wie er im Buche steht. Aber insgeheim weiß ich, dass sie sich nach jemanden sehnt, mit dem sie ihre Sorgen und ihr Leben teilen kann. Aber sie möchte sich nicht binden, weil sie sich für ihre Mama verantwortlich fühlt. Selbst wenn Mama Theresa ihr oft gesagt hat, dass sie endlich das Leben führen soll, dass sie möchte, lässt sich Rosa nicht davon abbringen je von ihrer Seite zu weichen.

„Statt dich um mein Liebesleben zu kümmern, solltest du deine Eltern öfter anrufen."

Jetzt bin ich dran mit dem Augenverdrehen.

„Haben sie sich bei dir wieder beschwert?"

Sie verstellt die Stimme und mimt den weinerlichen Ton meiner Mutter nach.

„Dieses undankbare Kind! Zuerst lässt sie uns mit dem Gasthof in stich, verschwindet dann auf die andere Seite der Welt und lässt nie etwas von sich hören! Sie hätte hierbleiben sollen, um den Gasthof zu übernehmen."

„Oh Mann... Und hat sie dir wieder vorgeschwärmt wie gerne mich Clemente, der Sohn vom Orangenbauer Meruzzo heiraten möchte?"

Rosa kichert.

„Was glaubst du denn? Er wartet jeden Tag auf dich, um dich endlich vor den Traualtar schleppen zu können. Deine Eltern haben mit Bauer Meruzzo sogar schon über eine Mitgift gefeilscht."

Ich weiß, dass Rosa mich mit dem letzten Satz nur aufziehen will, doch ein Schauder läuft mir den Rücken entlang.

Gott bewahre mich davor.

Clemente ist ein netter Kerl. Wir sind zusammen aufgewachsen und jedes Mädchen im Dorf steht auf ihn. Mit seinen dunklen Haaren und den hellblauen Augen, ist er für sämtliche Mädchen wie der wahrgewordene Traum. Seine Familie hat mit der Plantage und einigen Nebenbetrieben ein ansehnliches Vermögen angehäuft. Und meine Eltern wünschen sich nichts sehnlicher, als mich eines Tages mit ihm am Traualtar zu sehen. Aber das können sie vergessen. Clemente ist und war schon immer nur ein Freund für mich gewesen. Ich habe seine Avancen immer im Keim erstickt und ihm schon lange vor meiner Abreise einen freundlichen aber bestimmten Korb gegeben.

Aber diese Nachricht war wohl noch nicht bis zu meinen Eltern vorgedrungen. Oder Clemente hatte mein Nein nicht so verstanden, wie er sollte. Wie dem auch sei. Nie im Leben würde ich so enden. Never.

„Erzähl mir lieber wie das Geschäft läuft. Hast du eine Pachtverlängerung für deine Agentur bekommen?"

Ihr Gesicht verzieht sich von einem amüsierten Ausdruck, zu einem verkniffenen.

From Zero To HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt