Prolog - Die Straßen Bernoudis

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Die Straßen Bernoudis waren leer.

Fast!

Meine Nasenflügel bebten vor freudiger Erwartung, als ich die schemenhafte Gestalt in der Dunkelheit ausmachen konnte. Der herbe, würzige Duft den sie verströmte, den Duft, den ein jeder verströmte, zumindest waren seine Adern mit Blut gefüllt.

Ich konnte spüren, wie sich in meinem Mund ein nahezu unbändiger Druck aufbaute, als ich näher darüber nachdachte, wie es sich anfühlen würde, das Blut im Mund zwischen den Zähnen fließen zu lassen und... Meine Güte!

Ich versuchte meine animalischen Instinkte ein Stück zurückzuschrauben. Sachte! Das zumindest hatte ich mir nach dem letzten Mal geschworen, nachdem ich erneut einem Leben ein Ende gesetzt hatte, versehentlich, muss dazu gesagt werden.

Charter hatte mich davor gewarnt, mir immer und immer wieder eingetrichtert, dass frisches Blut einen in einen richtigen Bann ziehen, ja, eine Art Trance erwecken konnte.

Natürlich hatte ich ihm, wie sollte es auch anders sein, nicht geglaubt! Vorsichtig atmete ich mehrmals durch, um mich dann wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich konnte das Pochen des Herzschlages der Gestalt vor mir bis hierhin hören, leicht übertüncht von ihrem Atem und dem leichten Wind, der sich über die Stadt gelegt hatte. Und die Tatsache, dass ich ihr Blut auf eine derartige Weise rauschen hören konnte, machte die ganze Angelegenheit natürlich auch nicht wirklich besser.

Mit starrer Gewalt versuchte ich, mich auf meinen eigenen, gekünstelten Atem zu konzentrieren, um mich von der Gestalt unweit von mir entfernt abzulenken, musste aber schnell feststellen, dass es meinen Blutdurst nur unwesentlich zu stillen vermochte.

Am liebsten hätte ich laut geflucht, wütend irgendetwas zerschlagen. Die Wut darüber, dass ich mich nicht wirklich im Griff hatte, hatte ein schier unvorstellbares Ausmaß angenommen und entfachte meine inneren Triebe nur noch mehr. Ich wusste, dass ich mich nicht mehr lange würde beherrschen können.

Doch zum umkehren war es bereits zu spät. Mein ganzer Körper arbeitete gegen meinen Verstand, fast, als wolle er mich auslachen oder das bisschen Selbstachtung das noch übrig geblieben war, auch noch dem Erdboden gleich machen.

Ehe ich in der Lage gewesen wäre, überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen zu können, bewegten sich meine Beine auch schon wie von selbst, rasten mit einer absolut unmenschlichen Geschwindigkeit auf das Mädchen zu. Als ich so dicht vor ihr stand, sie für einen guten Biss in Postion brachte, erkannte ich sie. Sie hatte dasselbe schwarze lockige Haar, wie sie es immer schon gehabt hatte, denselben betörenden Duft an sich.

Dass Tanja schrie, bekam ich nur noch am Rande mit.

Erst als ihr toter Körper laut auf den Boden plumpste, vermochte ich zu begreifen, was ich da gerade getan hatte; ich hatte wieder jemanden umgebracht!





Da bin ich wieder! ;) Ich muss schließlich meinem Namen; FastWriter, gerecht werden, nicht wahr? xD

Hierbei handelt es sich um eine kleine Kurzgeschichte (nur mit knapp über 8000 Wörtern), die ich vor einiger Zeit bereits geschrieben habe.

Viel Spaß beim Lesen! :)

Scherben für die Ewigkeit - Kurzgeschichte über einen VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt