Circa 1000 Jahre später
Der Wind blies schwungvoll durch die Straßen der kleinen Stadt, in der ich lebte, riss an meinem Haar und meiner Kleidung. Wie eine Wilde rannte ich durch die kalten Straßen, absolut unfähig, auch nur einen kurzen Moment anzuhalten, geschweige denn zu verschnaufen.
Denn, so mies es auch klingen mochte, ich hatte keine Wahl, keine andere Option, als in einem Fort weiter zu rennen. Wenn er mich fand, und das würde er zwangsläufig früher oder später tun, dann musste ich bereits erledigt haben, was es zu erledigen galt!
Andernfalls würde mein Leben ein jähes Ende finden, ehe ich überhaupt wusste, wie mir geschah. Also bedarf es wohl auch keiner weiteren Erwähnung, wenn ich sage, dass ich absolut alles dafür getan hätte, um ihm zu entkommen. Da konnten mich auch das schwere Rasseln meiner Lungen oder mein laut pochendes Herz, bei welchem ich mich inzwischen ernsthaft darüber wunderte, dass es dabei nicht in tausend Teile zersprang, nicht dazu bewegen, dass ich überhaupt nur daran zu denken wagte, mein Tempo zu drosseln.
Denn, wenn mir eines klar war, dann, dass er schneller war als ich; viel schneller. Jedenfalls, sobald er mich erst einmal gewittert hatte. Und ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er dazu in der Lage war.
Zu viel Kontakt hatte ich mit seiner Spezies schon gehabt. Zu viele Leute hatte ich schon vor meinen Augen sterben sehen, zu viele blutentleerte Körper. Wenn ich mir eines sicher war, dann, dass ich mich eben definitiv nicht getäuscht hatte.
Ganz genau hatte ich mit ansehen müssen, wie er seine fürchterlichen Klauen um ihren Oberkörper gelegt und beherzt zugebissen hatte. Direkt in den Hals meiner besten Freundin hinein!
Einige Sekunden hatte ich hilflos dabei zugesehen, während ich mit aller Kraft meinen Brechreiz zurückgehalten hatte. Ich war ihr gar nicht erst zur Hilfe geeilt. Gegen einen Vampir hatte ich keinerlei Chancen, da brauchte ich mir absolut nichts vormachen.
Wenn ich eines gelernt hatte, dann, dass Vampire einem Menschen im Grunde in jeglicher körperlicher Hinsicht überlegen waren. Meine Beine waren inzwischen schon ganz aufgekratzt von irgendwelchen Dornen, die sich in meine Haut gruben.
An mehreren Stellen spürte ich, wie mir etwas Blut über die Haut perlte. Ich vermochte kaum einen klaren Gedanken zu fassen, insbesondere wenn ich vor meinem geistigen Auge das Bild abspielte, wie Kerta in seinen Armen gehangen und...
Ich verbot mir den zweiten Teil dieses Gedanken. Wie eine Irre hastete ich durch das Blätterwerk des Waldes, Tränen in den Augen. Ich wusste nicht, ob es klug war, die Straßen zu verlassen und mich durch das Dickicht zu schlagen. Aber meine Gedanken spielten im Augenblick sowieso verrückt.
Plötzlich wurde ich jäh aus dem Chaos meiner Gedanken gerissen, als ich ein Rauschen neben mir vernahm und im nächsten Moment auch schon zur Seite gerissen wurde, nur um einem gespenstisch glühendem Augenpaar entgegen zu sehen.
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Scherben für die Ewigkeit - Kurzgeschichte über einen Vampir
Vampire-- "Warum folgst Du mir?" Meine Stimme zitterte, genau wie es auch meine Beine taten. Ich war mir nicht sicher, ob sie mein Gewicht noch lange würden tragen können. "Tue ich das etwa?" -- Vampire sind mit Abstand das Schlimmste, das es auf diesem P...