Das intensive Grün seiner Augen jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken und ließ mich frösteln.Sein Mund war einen spaltbreit geöffnet, sodass ich seine kantigen spitzen Eckzähne darin ausmachen konnte. Einige Spritzer Blut hingen in seinem sonst so eben wirkenden Gesicht und zeugten von seinen Taten.
Ich wagte kaum zu atmen, als er seinen Blick über mich schweifen ließ. Ein dicker Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet und ich versuchte vergebens, ihn durch Schlucken wieder wegzubekommen. Klar wusste ich von der Existenz dieser Geschöpfe und natürlich hatte ich auch schon welche gesehen. Aber noch nie war ich einem von ihnen so nah gewesen, wie ihm jetzt.
Innerlich hatte ich mich schon fast damit abgefunden, dass es nun vorbei war.Ein Vampir kannte keine Gnade, aber das hatte ich eben ja auch noch mal sehen können. Obwohl es für die späte Uhrzeit recht warm war, spürte ich, wie eine eisige Gänsehaut über meinen Körper kroch und ich total unkontrolliert zitterte. Mir war absolut zum Heulen zu Mute!
"Wie heißt du?" Seine Stimme klang ungewöhnlich rau und dunkel. Hatte er mich gerade ernsthaft nach meinem Namen gefragt? Ich musste zugeben, bisher war ich mir nicht einmal sicher gewesen, ob diese Wesen überhaupt sprechen konnten. Seine großen kalten Hände hielten meine Unterarme fest umschlungen, aber auf eine Art und Weise, die einen lediglich an Ort und Stelle hält, aber keineswegs schmerzhaft ist.
"Rachella." Ich stieß das Wort aus, als wäre es ein Fremdkörper. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie piepsig es geklungen haben mochte. Dabei war es nie gut, wenn man einem Raubtier gegenüber Schwäche zulegte. Aber was nachte das überhaupt noch? War ich nicht so oder so bereits halb tot?
"Raaachellaaa", gurrte er und hob seinen Kopf leicht gen Himmel, fast als würde er auf ein Zeichen Gottes warten. Verwirrt und unsicher zugleich blieb ich an Ort und Stelle stehen, was blieb mir auch anderes übrig, und musterte seine Gesichtszüge, die verschlossener nicht hätten sein können. Waren Vampire denn etwa gläubig? Immerhin konnten sie ja scheinbar auch sprechen... Meine Güte!, scholt ich mich. War das gerade etwa mein Ernst??
"Ich habe noch nie von jemandem getrunken, der Rachella hieß!" Er grinste, während ich zugleich bittere Galle zu schmecken bekam und automatisch zurückwich. Doch er packte mich daraufhin nur wieder etwas fester und fuhr mit seiner Nase in meinen Nacken, während er lautstark die Luft einsog.
"Bist Du ...bist Du nicht langsam mal satt?! Du hast eben schon meine Freundin getötet, Du ...", mir blieb der Rest meiner Worte im Hals stecken und mir wurde noch übler, als mir sowieso schon war. Der Vampir neben mir lachte nur lautstark auf und kniff die Augen zusammen.
"Oh, es erstaunt mich doch sehr, dass Du so böse von mir denkst, Rachella!", sagte er dann. Als er meinen Namen auf diese Weise laut aussprach, klang es in meinen Ohren fast, als wolle er mich verächtlich auslachen, was er vermutlich auch tat.
„Dabei kennen wir uns doch gar nicht!"Wütend funkelte ich ihn an. Kurz ließ er meinen rechten Arm los, um sich wie in Zeitlupe bedächtig am Kinn zu kratzen. Ich konnte es nicht lassen und hieb mit voller Wucht mit der Faust in seine Richtung.
Doch mein Hieb ging ins Leere, denn, selbst als ich mich im Kreis drehte, konnte ich ihn nirgends mehr erspähen.
DU LIEST GERADE
Scherben für die Ewigkeit - Kurzgeschichte über einen Vampir
Vampire-- "Warum folgst Du mir?" Meine Stimme zitterte, genau wie es auch meine Beine taten. Ich war mir nicht sicher, ob sie mein Gewicht noch lange würden tragen können. "Tue ich das etwa?" -- Vampire sind mit Abstand das Schlimmste, das es auf diesem P...