🔥XXIV. Fiero

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Trigger Warnung: sexuelle Belästigung

Erst nach dem Frühstück hatte Fiero die Chance Ramona zu sprechen. Die lange Nacht, die ganze Aufregung und das Gerede über seine Vergangenheit hatten ihn ziemlich mitgenommen, und er hatte sich sehr anstrengen müssen, nicht noch am Frühstückstisch einzuschlafen. Leonora hatte ihm immer wieder besorgte Blicke zugeworfen; wahrscheinlich dachte sie, dass er noch immer unter Kopfschmerzen litt.

Er stand gerade vom Tisch auf, nachdem der Graf sich vorzeitig verabschiedet hatte und die restlichen Familienmitglieder und die Hoheiten alleine ließ, da sprang Ramona ebenfalls auf und zog ihn am Handgelenk mit sich.
„Wir sehen uns später!", rief sie in Noemi's Richtung über die Schulter. Ihre Cousine war nicht die einzige die ihnen verblüfft hinterherschaute.
„Wohin gehen wir?", zischte Fiero ihr zu. Sie durchquerten den angrenzenden Flur, und Ramona stieß die Tür zum Ballsaal auf.
„Ich spiele dir etwas auf dem Klavier vor", sagte sie laut, klang dabei übertrieben freundlich.
Stirnrunzelnd folgte er ihr in den zum Glück leeren Saal. Ramona schmiss die Flügeltür hinter ihm zu und ließ ihn sofort los. Sie streckte sich ausgiebig. Dann marschierte sie seelenruhig auf den imposanten Flügel am anderen Ende des Raums zu.
Fiero warf einen Blick in den Garten hinaus, doch auch dort war niemand. Langsam folgte er ihr.
Ramona wartete nur auf ihn und klopfte lächelnd neben sich auf den Klavierhocker. Fiero schauderte; es schien als wisse sie ganz genau dass er etwas zu erzählen hatte, dass er nicht alleine mit seiner Familie an einem Tisch sitzen wollte. Ganz subtil verhielt sie sich nicht, doch ihre Intelligenz gruselte ihn dennoch. Zögerlich quetschte er sich neben sie auf den Hocker.
Ramona klimperte ein wenig herum, und es klang nicht einmal schlecht. Zugegeben, ihr Stück, das sie zu seinem Geburtstag und ihrer Verlobung vorgespielt hatte war wirklich schön gewesen. Im Gegensatz zu ihm war sie sehr talentiert, was Musik anging.
Nachdenklich musterte er ihr Profil. Schließlich stieß er einen leisen Seufzer aus. „Du hattest recht."
Ramona nahm die Hände von den Tasten und sah ihn mit einem milden Lächeln an. „Wie bitte? Ich habe dich leider nicht gehört."
Grummelnd wandte er den Blick ab. „Du hattest recht. Ist es das was du hören wolltest?"
Sie kicherte, nun wieder amüsiert wie immer. „Wenn du wüsstest. Ich liebe es, mich durchzusetzen. Vor allem vor Männern die politisch über mir stehen. Ist es nicht schön anzusehen wie sie vor einem kleinen, jungen Mädchen wie mir zugeben dass sie falsch lagen?"
Der letzte Satz klang eher als spräche sie zu sich selbst. Fiero sah sich kurz um, dann flüsterte er: „Könntest du nicht mal Marshall und Archibald statt mich zurechtweisen?"
Schmunzelnd ließ sie ihre Knöchel knacken und strich über die schwarz-weißen Tasten vor ihr. „Die beiden sind schwierige Fälle. Aber mir fällt sicher etwas ein um ihnen gewaltig in den Hintern zu treten."
Fiero konnte nicht anders als zu grinsen.
„Also", sagte sie, während sie wieder ein wenig herumklimperte, „wie war dein Ausflug?"
„Ich habe ihm alles erzählt", antwortete Fiero. Er war sich nicht sicher ob sie ihn über das Klavierspiel verstehen konnte, doch sie hakte auch nicht nach, also ging er davon aus dass sie ein gutes Gehör besaß. „Er schien verständnisvoll. Und er möchte mich trotz allem wiedersehen." Er zögerte, konnte sich aber nicht zurückhalten. Verträumt seufzte er auf. „Wir haben uns wieder geküsst..."
Ramona's Spiel endete abrupt, und sie bedachte ihn mit einem angeekelten Blick. „Igitt. Wird man etwa so wenn man sich verliebt?" Sie erschauerte. „Hoffentlich wird mir sowas niemals passieren."
Fiero lachte auf. „Vielleicht musst du einfach ein Mädchen treffen?"
Missbilligend hob sie eine Braue. „Ich hasse Männer und Frauen, Prinz Herzensbrecher."
Besagter Prinz zog eine Grimasse. „Nenn mich noch einmal so und ich erzähle deinem Vater dass du die Besen zum Fechten gestohlen hast."
Sie hielt inne, dachte einen Moment lang nach. „Hmm. Das wäre unpraktisch. Dann bin ich heute mal gütig, schließlich hast du ja auch zugegeben dass es eine gute Idee war auf mich zu hören."
Genervt rollte er die Augen. Ramona konnte einem ziemlich auf die Nerven gehen, auch wenn ihre Intentionen meist gut waren. Er fragte sich nur wie lange es dauern würde bis sie in ein Fettnäpfchen treten würde, und in Angesicht der Tatsache, dass nicht nur sein Leben auf dem Spiel stand, würde es ihr sicher guttun sich ein wenig zurückzuhalten.

Die Prinzen von VenedigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt