🔥 XI. Fiero

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„Das geht nicht, Ramona. Wir sind schon jetzt viel zu laut. Es ist mitten in der Nacht!"
„Ach was. Soll ich dir etwas verraten?"
Mit einem verschmitzten Lächeln ließ Ramona den Besenstiel wacklig kreisen, den sie offensichtlich aus einer der Bedienstetenkammern gestohlen hatte. Irgendwie hatte sie es geschafft, die Borsten abzureißen und diese mit großer Sicherheit auf dem ganzen Weg bis zu Fiero's Zimmer verteilt. Er wollte gar nicht wissen, was in ihrem Kopf vorging, geschweige denn, was sie zu sagen hatte.

„Bitte nicht", knurrte Fiero. Er saß noch immer mit verschränkten Armen auf seinem Bett und stierte sie grimmig an.
Ramona rümpfte bloß die Nase. „Auf dem Flur schläft außer uns keiner. Die anderen Gemächer sind leer. Und Vater hat sein eigenes Reich im Kern der Villa. Es wird uns sicherlich keiner hören. Unter uns ist nur einer der Säle. Also mach schon, wir haben eine Abmachung!"

Stöhnend wischte er sich übers Gesicht. „Muss das wirklich sein? Können wir uns nicht auf irgendetwas anderes einigen? Wenn das irgendwer herausfindet, hänge ich demnächst noch am Marktplatz!"
„Stell dich nicht so an. Bist du ein Kämpfer oder nicht?" Nun stemmte Ramona die Hände in die Hüfte und funkelte ihn herausfordernd an.
„Nein, verdammte Axt! Ich bin Maler, kein Krieger. Ich liebe Männer, Kunst und Kleider. Ich will keine Schwerter mit mir herumtragen und unschuldige Menschen umbringen. Ich will tanzen, so wie du, und ein friedliches Leben führen!"
Unkontrolliert war er lauter geworden, und presste nun beschämt die Lippen zusammen. Das hatte er alles gar nicht so offen sagen wollen, doch nun wusste Ramona es ganz klar. Und womöglich auch der Rest des Hauses, wenn er zu laut gewesen war. Warum konnte er sich denn nicht einmal zusammenreißen?

„Wir haben einen Deal." Ramona schnappte sich den anderen Besenstiel, kam auf ihn zu und drückte ihm das Ding in die Hand. Als Fiero sich nicht regte, seufzte sie theatralisch auf und ließ sich neben ihn aufs Bett plumpsen. Überraschenderweise griff sie sanft nach seiner Hand und strich über seine Haut.
Verwirrt starrte er sie an.
„Hör zu, ich weiß, dass all das nicht einfach für dich ist und deine Familie grausame Barbaren sind." Ramona schaute nicht ihn an, sondern stur auf den Boden. Natürlich war es ihr auch nicht gerade angenehm, ihm gegenüber verständnisvoller zu sein, schließlich saßen sie im selben Boot.
„Trotzdem müssen wir das beste aus dieser Situation machen. Ich will es schließlich auch nicht. Außerdem..."
„Was, außerdem?", drängte Fiero, als sie nicht weitersprach.
Unruhig kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Dann seufzte sie tief. „Außerdem wurden Mutter und meine Schwester von einem Dieb getötet, der ein Schwert mit sich führte. Sie verbluteten, obwohl Hilfe im Anmarsch war. Er ist immer noch auf freiem Fuß, und– und wenn ich die Gelegenheit bekomme, mich für die zwei wichtigsten Frauen in meinem Leben zu rächen, werde ich alles tun, um dies zu erreichen. Wenn ich ihn finde, werde ich ihn zu einem Duell herausfordern und siegen, um meine Familie zu rächen."

Besorgt legte Fiero den Kopf schief. Er zweifelte daran, dass diese Idee eine gute war, geschweige denn, dass sie den Mörder tatsächlich irgendwann finden würde. Allerdings schien eine solche Wut in ihr zu brodeln, dass ihn ihre Entschlossenheit nervös machte. Immerhin brach sie ihm noch die Hand, wenn sie diese weiterhin so zerquetschte.

„In Ordnung, Ramona. Aber bitte lass mich los, sonst kann ich dir gar nichts beibringen."
Sie schnaubte, tat aber wie geheißen. „Schwach."
„Ich zeige dir gerne, wie schwach ich sein soll", erwiderte Fiero genervt und stand schwungvoll auf.
Was hatte er sich überhaupt solche Gedanken darüber gemacht, ob sie erwischt wurden oder nicht? Er scherte sich doch ohnehin nicht darum. Sein Ruf war bereits zerstört, da konnte er doch der Grafentochter, die er heiraten sollte, auch noch Fechten beibringen.

Er stellte sich mitten in sein geräumiges, spärlich beleuchtetes Gemach und winkte Ramona näher heran, welche nun mit triumphierenden Grinsen auf ihn zu hüpfte.
„Als allererstes; leg das dumme Ding weg, das ist unwichtig." Er nahm ihr den Besenstiel weg und lehnte ihn an die Wand.
„Was? Ich dachte, wir Fechten. Dafür sollte man doch eine Waffe nutzen?"
„Nicht bevor du weißt, wie du dich hinstellst, und schon gar nicht mit einem schweren Besenstiel. Da könntest du genauso gut ein Langschwert nehmen." Er musterte sie von oben bis unten. „Und in Nachthemden würde ich an deiner Stelle auch nicht üben, das solltest du ändern."
Mit roten Wangen blickte Ramona an sich hinunter. „Ich habe nichts anderes... glaubst du etwa, Vater lässt mich in Hosen herumlaufen? Ich kann doch nicht nur in Strümpfen hier auftauchen."

Die Prinzen von VenedigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt