🔥V. Fiero

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Die Villa der Medicis lag recht zentral inmitten der Wasserstadt und ragte pompös in die Höhe, während all die anderen Häuser daneben in ihrem Schatten in der Mittagssonne standen. Es war sehr gut ersichtlich, wie einflussreich die Medicis sein mussten. Die Fassade des Hauses war mit hübschen Mamorornamenten geschmückt, die man hinein gemeißelt hatte. Das Wappen eines Fuchses prangte über der imposanten Eingangstür.

Fiero konnte nicht umhin daran zu denken, auch die Mansion der Familie zu malen. Auf dem Weg durch die Gewässer der Stadt hatte er sich die Masken der Gondoliere genau angesehen und sie sich ins Gedächtnis geprägt, damit er deren Schönheit später so detailreich wie möglich malen konnte.
„Aufstehen." Konran packte Fiero am Arm, und somit zerplatzte der sichere Kokon der Imagination, in der Fiero so gern vor der Außenwelt flüchtete.

Seine Familie wartete bereits auf der Treppe zur Eingangstür der Villa, da der Bürgersteig nicht gerade breit war, und vor allem durch das plätschernde Wasser ziemlich rutschig. Fiero mochte sich gar nicht vorstellen, wie oft Menschen ins Wasser fielen, oder gar ertranken.
Onkel Marshall griff den großen Türklopfer, welcher ebenfalls einen Fuchskopf in der Mitte abbildete, und schlug gegen das Holz. Neben ihm stand Archibald mit verschränkten Armen und säuerlichem Gesichtsausdruck.
Fiero warf einen letzten Blick zurück zu den Gondolieres, die langsam davon ruderten. Doch Konran drehte seinen Kopf wieder nach vorne.
Genau in diesem Moment öffneten sich die Flügeltüren des Hauses und ein schlanker, hochgewachsener Mann in Frack und einer schlichten schwarzen Maske, welche seine Augen bedeckte, blickte ihnen entgegen.
„Ihr müsst die Familie Fountain sein", sagte er auf Englisch, aber mit starkem Akzent.
„Richtig. Ist Giulio bereits da?", fragte Marshall in genervtem Ton.
Konran grunzte. Er trat vor und deutete eine leichte Verbeugung an. „Konran Fountain, zweiter Kronprinz von England. Graf Medici hat uns eingeladen, seine Tochter kennenzulernen. Mein Bruder" — damit schob er Fiero vor sich und schlug ihm fest auf die Schulter — „wird sie heiraten. Dürfen wir eintreten?"

„Ich werde Eure Hoheiten ankündigen. Tretet ein." Der Maskierte lud sie mit einer ausholenden Handbewegung ins Haus ein und verneigte sich tief dabei. Archibald und Marshall gingen vor, dann folgten Fiero und Konran.
„Ich lasse jemanden für Eure Gefolgschaft kommen, Eure Hoheit", wandte der Page sich an Fiero, noch immer in demütiger Haltung.
Fiero konnte sich ausmalen, dass die Ritter nicht durch den Haupteingang kommen sollten, doch er wunderte sich, warum er angesprochen wurde, und nicht etwa seine Brüder oder Onkel Marshall. Schließlich hatte er unter ihnen am wenigsten zu sagen.
Aber da er wusste, dass Marshall sich unglaublich darüber aufregen würde, nickte er und sagte: „Am besten schnell, sie tragen all unsere Taschen bei sich."
„Selbstverständlich, Eure Hoheit."

Der Page rauschte ab, und Fiero musste sich ein Grinsen verkneifen.
„Denk daran, du hast hier absolut gar nichts zu sagen", zischte Marshall ihm zu. Sein Kopf war schon wieder rot angelaufen.
„Du auch nicht", hauchte Fiero mild lächelnd.
Marshall knurrte, die Ader an seiner Stirn sprang hervor, doch bevor er etwas sagen konnte, erklangen laute Schritte. Archibald gab seinem Onkel einen nervösen Klaps gegen den Arm und warf seinen Brüdern einen ersten Blick zu.
Fiero straffte die Schultern. Die Familie des Grafen kam.

Die Fountains stellten sich formell nebeneinander, um ihre Gastgeber zu begrüßen. Ein Mann von schätzungsweise vierzig Jahren in eleganter, Mahagoni farbener Robe betrat die Eingangshalle, gefolgt von Pagen, einer Dienstmagd und zwei Frauen, die eine etwa in Fiero's Alter, die andere wohl eher so alt wie der Graf.
„Seid gegrüßt, Eure Hoheiten", sagte Graf Medici mit überschwänglicher Armbewegung. Ihre Gastgeber verbeugten sich und die Frauen knicksten tief.

„Wir freuen uns, Euch kennenzulernen, Graf Medici", erwiderte Konran mit leichtem Lächeln.
„Ganz meinerseits, Euer Hoheit." Der Blick des Grafen wanderte zwischen den vier Männern hin und her, offenbar suchend. Konran legte seinem jüngeren Bruder eine Hand auf die Schulter, was Fiero eine Gänsehaut bereitete.
„Dies ist Fiero, Lord Medici. Auf ihn habt Ihr wahrscheinlich gewartet."
Fiero zwang sich zu einem Lächeln, welches seine Augen aber nicht erreichte. Er versuchte krampfhaft, das Mädchen zu ignorieren, welches zwar genauso gelangweilt wirkte, aber definitiv die Tochter des Grafen sein musste.

Die Prinzen von VenedigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt