Light in the dark

Kapitel 6

hier draussen finden. Und wenn doch, dann war es ein Unfall. Ein schrecklicher, tragischer, grausamer Unfall.

Eine Klippe klingt doch nach einem Unfall, oder nicht? «Country Roads, take me homeee, to-» «Verdammt nochmal, noch ein Lied von dir und ich schmeiss dich von der nächsten Klippe, Rey!» Augenblicklich verstummte der Gesang. Gott, wir waren erst ca. vier Stunden unterwegs und ich könnte ihm schon jetzt den Hals umdrehen. Er hat fast den ganzen Weg durch den Wald, welchen wir bis jetzt durchquert haben, gesungen. Jedes Lied, welches ihm in den Sinn kam. Und das waren viele. Sehr viele.

Inzwischen waren wir aus dem grauen Wald, wie er genannt wurde und hatten unser Lager zwischen ein paar grösseren Felsen errichtet. Und mein liebster Freund Rey hatte auch dabei immer weiter gesungen.

«Naja, die nächsten Klippen sind noch ca. einen halben Tag von hier aus entfernt. Also wenn ich auf der Suche sowieso draufgehe, dann aber bitte mit etwas Musik. In diesem Sinne; Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön...» Was habe ich in meinem vergangenen Leben getan, um das zu verdienen? Aber irgendwie erinnerte mich das auch an verschiedene Situationen aus dem letzten Jahr. Vor allem diese eine.

«Scotti, mein liebster, bester, schönster und intelligentester Freund, kannst du mir bitte sagen, was du in deinem Aufsatz über die Kultur Dravesia geschrieben hast? Ich komme einfach nicht weiter mit meinem.» ich sah Reymond ausdruckslos an. Wir zwei sassen momentan zusammen in der Bibliothek der Ritterakademie und erledigten unsere Hausaufgaben. Wobei er mich alle zwei Minuten um irgendetwas bittete oder nicht weiter kam und sich darüber beschwerte. «Ich weiss nicht Rey, ich dachte du wüsstest auch wo wir leben?» «Aber Scott, bitte!» und wie die Dramaqueen welche er war, bettelte er mich auf Knien an und machte eine reisen Show daraus. «Okay, okay! Solange du wieder still bist damit wir nicht aus der Bibliothek geschmissen werden.» und somit begann ich ihm vorzulesen.

«Die Kultur in Dravesia unterscheidet sich im Grundsatz nicht zu weit von der, der anderen vier Königrieche im Land Alar. Jedoch spaltet sich die Kultur selbst etwas im Inneren des Königreiches, da die Lebensstandards der Bevölkerung grosse Unterschiede aufweisen. Während die «reicheren» schichten, wie die Adelsfamilien und die Ritterfamilien dem Glauben an die Legenden der Entstehung der Menschheit glauben und eine unerschütterliche Loyalität gegenüber dem Königshause hegen und oft grössere Anwesen bewohnen, leben die «ärmeren» Bürger in Zweifel gegenüber den Überlieferungen und erheben Aufstände gegenüber manchen Adelsfamilien oder gar gegen das Königshaus, wobei sie jedoch nichts destotrotz dem jetzigen König, König Rhysand Corvus, treu ergeben sind. Sie leben meist in kleineren Anwesen und selbst dies teilen manchmal mehrere Familien zusammen. Oft arbeiten sie auch auf den Anwesen höhergestellter Bürger, wie Adligen.»

Ich hielt inne und sah Rey an. Doch entgegen meinen Erwartungen hörte er mir nicht aufmerksam zu, sondern schrieb auf seine Schriftrolle. «Sag mal, schreibst du mir gerade ab?» ertappt blickte er mich an. «Du weisst doch das ich in diesem ganzen Geschichte-und-Kodex-Zeugs nicht gut bin!» «Aber deswegen kannst du mir noch lange nicht alles abschreiben, das fällt doch auf! Hast du wenigstens andere Worte benutzt?» nun blickte er mich beschämt an. Manchmal könnte ich verrückt wegen ihm werden. «Komm schon Rey! Wirklich?»

«Hey, Issa, sag doch auch etwas dazu!» Die Angesprochene hob nur die Hände und sah mich mit einem leicht belustigten Gesichtsausdruck an. «Halt mich da raus, er ist dein bester Freund.» «Ja, aber auch einer deiner Freunde, also bitte, ich flehe dich an, halt ihn auf.» Ich kniete gespielt dramatisch vor sie hin und verschränkte meine Finger in einer Bettelnden Geste. Dazu sah ich sie bettelnd an. Sie lachte kurz bevor sie sich dann an Rey wandte.