Ich hatte noch ein paar Minuten gebraucht, bis ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich mit Reys Schwert zurück zum Lager laufen konnte. Aber was ich nicht glauben konnte, oder wollte, war, dass Clarissa und auch Reymond tot waren. Sie mussten noch leben. Und wenn sie dies taten, dann hatte sie sicherlich Conroy entführt, oder besser gesagt, Conroys Schergen. Und dies würde bedeuten, dass ich die magische Waffe Rypide finden muss. Denn nur mit ihr konnte man Conroy besiegen. Noch dazu kam, dass Sir Bowman gesagt hatte, dass es Gerüchte gibt, dass Conroy sich auch auf den Weg nach Avosea machen würde. Und falls- nicht falls, sondern wenn- er Issa und Rey hatte, dann musste auch er selbst in der Nähe von unserem Lager sein und damit früher aufgebrochen sein, als Sir Bowman erwartet hatte.
Er war der Waffe genauso nahe wie ich. Und er hatte irgendwie herausgefunden, dass ich, Clarissa und Rey uns auf die Suche nach der Waffe gemacht hatten. Vielleicht gab es einen Verräter unter den Rittern? Oder ich bin nur paranoid und er hat auf seiner Reise hierher bemerkt, dass wir auch unterwegs waren. Jedenfalls ist es momentan egal, wie er zu dieser Information gekommen ist. Wichtig ist nur, dass er die Waffe nicht vor mir findet.
Nun, die Klippen gelten zwar nicht als die gefährlichste Gegend, aber wenn ich sie von hier unten so ansehe, möchte ich dieser Beschreibung wirklich widersprechen. Ich meine, falls ich einmal auch nur etwas abrutsche und vom Weg abkomme, dann bin ich Geschichte. Ich liess meinen Blick kurz wieder zurück auf unser ehemaliges Lager schweifen. Ich hatte vorhin innerhalb von fünfzehn Minuten alles, was ich tragen und brauchen kann in meinem Rucksack verstaut. Jetzt stand ich vor dem, noch klar ersichtlichen Weg, welcher über die Klippen führte. Sobald ich am höchsten Punkt der Klippen vorbeigekommen bin, wäre ich in Avosea. Die Grenze zwischen Dravesia und Avosea wurde, aus mir nicht logischen Gründen, mitten durch die Klippen gezogen. Vielleicht wollte man damit erreichen, dass keine der beiden Seiten diese Grenze gut überwachen konnte und sie somit fast gezwungen waren friedlich miteinander umzugehen? Aber was weiss ich denn schon darüber. Vielleicht wussten nicht einmal die Gründer der beiden Länder, warum sie es so machen wollten und als dieser Vorschlag gemacht wurde, haben beide Seiten ihn einfach mit einem Schulterzucken akzeptiert.
Jedenfalls hatte ich nicht mehr einen allzu langen weg vor mir. Denn praktischerweise befanden sich die Höhlengebiete von Avosea bei den Klippen. Unpraktischerweise gab es sehr viele Höhlen dort. Und damit war das grösste von meinen Problemen, die richtige Höhle zu finden.
Möge die Suche beginnen. Yey.
Was ich den Klippen lassen muss, ist, dass es von hier oben wirklich eine Wunderschöne Aussicht ist. Oben auf den Flächen, auf denen man gut laufen konnte, war Gras und zum Teil auch Moos über das Gestein gewachsen. An manchen Stellen befanden sich sogar Blumen, hauptsächlich , das sind gelbe, kleine Blumen, und zum Teil wachsen auf den grösseren Grünflächen auch vereinzelt Mohnblumen. Wenn man bei den Abhängen nach unten schaute, war das gezackte Gestein wieder klar ersichtlich. Und ganz unten floss zwischen den Abhängen eine starke Wasserströmung hindurch. Das Wasser selbst reflektierte, je nachdem von welchem Winkel aus man hinuntersah, die Sonne wieder, was dem Wasser einen magischen Effekt verlieh. Irgendwie wirkte es hoffnungsvoll. Und nun, so fühlte auch ich mich. Ich hoffte. Darauf, dass es Rey und Issa gut ging, dass ich die Waffe vor Conroy finden würde, dass ich diese Reise überlebe und meinen einundzwanzigsten Geburtstag noch erleben kann. Dass der Auserwählte den Krieg beenden kann. Und noch so vieles mehr. Aber wie heisst es so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und nun, ist das nicht passend? Es heisst zwar sie stirbt zuletzt, aber sie stirbt trotzdem. Und ich weiss auch genau, dass die Hoffnung auf einen Sieg bei diesem Krieg immer mehr schwindet. Und meine Hoffnung, dass Rey und Clarissa beide wohlauf sind schwindet auch mit jeder Minute, jeder Stunde immer etwas mehr.
Unsicherheiten machen sich bei mir bemerkbar. Ich meine, was, wenn sie tatsächlich schon tot sind und ich nur ihre Leichen finden werde? Wie könnte ich es mir jemals verzeihen, wenn ich weiss, dass es meine Schuld wäre, weil sie mich auf der Reise begleitet haben? Auch wenn ich nicht derjenige wäre, der sie niedergestochen hat, wäre ich trotzdem verantwortlich für ihre Tode. Ich hätte meinen besten Freund und meine grosse Liebe auf dem Gewissen. Wie könnte ich jemals damit umgehen? Könnte ich mir dies jemals verzeihen? Wahrscheinlich nicht. Und deshalb möchte ich auch nichtmehr darüber nachdenken.
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Light in the dark
FantasíaWenn in der Dunkelheit ein Licht brennt, sei es noch so klein, wird die Hoffnung bestehen bleiben... - Dais ist nur der Anfang einer langen Prophezeihung. Scott und sein bester Freund Reymond werden in die Zeit, in der sich diese erfüllen soll hine...