Kapitel 12

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Jade

„Dein Bruder?" frage ich ungläubig. „Aber, er, er, er war so unhöflich." Sage ich und kann ihr gesagtes noch nicht ganz glauben.

Traurig schaut Lilly auf Paul und streicht ihm über den Kopf. „Weiß du, meine Eltern sind wirklich noch von der alten Schule. Erst Sex nach der Hochzeit, keine Dates, keine Jungs, keine Partys und der Partner wird der Vorgeschriebene sein. Christoph und ich sind mit ihren ständigen Ermahnungen aufgewachsen. Während ich mich für die Rebellion entschieden habe, wollte Christoph die Anerkennung unserer Eltern. Eigentlich denkt er auch nicht so, aber meine Eltern haben ihm eine ganz schöne Gehirnwäsche verpasst, während wir aufgewachsen sind. Erst jetzt, wo wir Erwachsen sind, merkt er, was unsere Eltern da eigentlich für einen Bockmist erzählt haben." Lilly seufzt schwer.

„Und warum lebst du dann nicht bei deinem Bruder, sondern hier?" frage ich sie vorsichtig. Sie lächelt schwach. „Wir haben wie gesagt in einer Siedlung etwas außerhalb der Stadt gewohnt." Ich unterbreche sie „Ja, da hatten wir heute Nacht ein Feuer gehabt."

Lilly horcht auf und fragt aufgeregt „Oh mein Gott. Was ist passiert? Ist jemand verletzt?" Schnell beruhige ich sie. „Eine schwangere Frau wurde mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Total verrückt, dass ihr da sogar eine kleine Krankenstation habt. Naja jedenfalls, bis auf die Frau ist niemand verletzt. Nur das große dreistöckige Haus ist abgebrannt und muss abgerissen werden." Lilly seufzt erleichtert. „Okay, gut." „Tut mir leid Lilly, du wolltest weiter erzählen?"

„Ja, genau. Die Siedlung hat auch so eine Art Bürgermeister. Meine Familie hat schon immer die Familie des Bürgermeisters unterstützt. Dadurch ist meine Familie auch hoch angesehen. Ich glaube du kannst es dir vorstellen, wie ich mich da gefühlt haben, als meine Eltern dann überall über mich herzogen. Ich sei nicht würdig den Familiennamen zu tragen oder unter Ihnen zu leben. Der Bürgermeister versuchte mich zu beschützen, aber leider hat er es zu spät bemerkt. Da waren die meisten des Rud.. äh der Siedlung schon dafür mich zu verstoßen. Ich konnte zwar nicht mehr in der Siedlung leben, aber der Bürgermeister wollte mich auch nicht verstoßen. Deshalb lebe ich hier. Der Bürgermeister versucht sein bestes, um die Anderen wieder zum Umdenken zu bewegen."

Obwohl ich Fiona und Lilly Paul auf dem Arm hat, versuche ich sie so gut wie möglich zu umarmen. „Es tut mir so leid Lilly. Niemand sollte so eine Ablehnung erfahren." Lilly kuschelt sich regelrecht an mich, so weit es geht. „Danke L... Jade" flüstert sie leise und kaum hörbar für mich.

Nach einige Zeit löse ich mich vorsichtig von Lilly. „Sag mal, heißt der Bürgermeister zufällig Mathias Jenkins?" „Ja, kennst du ihn?" fragt sie mich und hat ein Glitzern in den Augen.

„Ja, heute Nacht war ich wie gesagt in der Siedlung und musste dann später mit ihm Reden." Ich schaue nachdenklich aus dem Fenster. „Da ist noch mehr oder Jade?" Mein Blick wandert wieder zu Lilly. „Ja, er hatte mich bevor wir gefahren sind auf einen Kaffee eingeladen und heute Mittag nach dem Schichtwechsel hat er mit einem Kakao auf mich gewartet. Lilly, er hat mir ein Kompliment gemacht." spreche ich fast ungläubig.

„Oh je, ein Mann wagt es, dir ein Kompliment zu machen." zieht mich Lilly auf und ich werfe ihr einen Dein-Ernst-Blick zu. Lilly kichert, doch fasst sie sich schnell wieder. „Mal im Ernst Jade. Du bist eine wunderbare Frau. Bist nett und freundlich. Du kümmerst dich um Andere, bist loyal und dazu auch noch wunderschön. Es hat mich gewundert, dass du nicht schon vorher Komplimente bekommen hast. Genieße es doch einfach." rät sie mir zum Schluss.

„Es genießen? Die letzten Komplimente, die ich bekam, waren alle von... von John. Ich hätte das Gefühl ich betrüge ihn." bringe ich kurz vorm weinen heraus. „Oh Jade, wie lange genau ist es jetzt eigentlich her?" fragt sie sanft. „Morgen sind es ..." ich rechne schnell nach. „Sieben Monate genau her."

„Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um zu heilen Jade, aber vergesse nicht, dass das Leben weitergeht. Ich mein, ich kenne John nicht, aber meinst du nicht, er hätte gewollt, dass du alleine bleibst?" Ich schaue Lilly an.

„Nein, er hätte gewollt, dass ich glücklich werde. Aber Lilly, ich bin noch nicht dazu bereit." „Dann ist das eben noch so. Aber verschließe dich nicht. Vielleicht wartet ja auch eine schöne Freundschaft dahinter." meint Lilly sanft lächelnd.

„So, kommen wir von diesem doch eher schweren Themen weg. Was machst du heute noch so?" frage ich Lilly. „Nun, ich hatte heute vor, etwas für die Arbeit zu tun. Gestern kam ich leider nicht so dazu und du?" Bestürzt schaue ich sie an. „Ich werde mir auch Paul schnappen und dann mit beiden rüber gehen, sodass du arbeiten kannst."

Lilly lächelt dankbar doch sagt sie „Danke, das ist wirklich lieb von dir, aber ich glaube ich brauche nach dem Besuch von Chris Paul in meiner Nähe. Ich weiß du würdest ihn auch beschützen, aber ich brauche mein Baby heute hier." Ich öffne schon meinen Mund, um vorzuschlagen, dass ich hier bleibe, als Lilly weiterfährt „Und bevor du vorschlägst, du bleibst hier und kümmerst dich dann hier um Beide; Nein danke. Geh du mit Fiona rüber und genieße deine Freizeit. Es ist schönes Wetter, du könntest mit ihr hinaus gehen?" schlägt sie schließlich vor.

„Bist du dir sicher Lilly? Es würde mir wirklich nichts ausmachen. Ich.." werde ich wieder von Lilly unterbrochen. „Ja und jetzt geh schon." schmeißt sie mich fast schon aus dem Haus. Geschlagen lasse ich mich hinaus schieben. „Aber falls doch etwas ist, melde dich bei mir?" biete ich ihr nochmal an. „Mache ich und jetzt geh." Lächelnd winken wir uns nochmal zu, ehe ich dann tatsächlich rüber gehe..

„Und was machen wir heute noch? Lilly hat Recht, dass Wetter ist für Herbst heute echt nochmal schön." spreche ich zu Fiona.

Feuer der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt