Kapitel 4

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Jade

Mit der Hilfe von Lilly sind die Kisten blitzschnell im Haus. Lilly schaut zwar nicht so aus, aber sie ist unglaublich stark. Im Gegensatz zu mir hat sie mehrere Kisten auf ein Mal getragen.

Viele Kisten sind auch schon ausgepackt und der Inhalt an seinem Platz. "Danke Lilly, ohne dich sehe es wohl noch in ein paar Wochen so aus, als wäre ich gerade eingezogen." Schmunzelnd erwidert Lilly "Mein Bruder ist genauso und schiebt alles ewig vor ihm her. Da bin ich pragmatischer veranlagt."

Wir haben uns gerade hingesetzt, als Lilly auch wieder aufspringt. "Gott ist dass schon spät. Ich sollte mit Paul wieder rüber gehen." "Du kannst auch noch bleiben, wenn du möchtest." biete ich ihr an. "Danke, aber ich sollte wirklich wieder rüber gehen. Komm, schauen wir mal nach unseren Beiden."

So machen wir uns also auf den Weg wieder ins Kinderzimmer. Als wir beide ins Bettchen schauen, entfährt uns beiden ein "Oh wie süß." Paul und Fiona halten im Schlaf Händchen.

Sanft wecken wir jeweils unsere Kinder. Fiona streckt ihre Ärmchen fast sofort mir entgegen. Ich nehme sie auf den Arm und sie kuschelt sich an mich. Paul aber wimmert, als Fiona seine Hand loslässt.

"Oh, na das kann ja interessant werden. Aber scheinbar mögen sie sich. Sag mal, wie machst du es eigentlich mit Fiona? Oder arbeitest du von zu Hause?" fragt sie neugierig. "Ich bin Feuerwehrfrau. Ich arbeite also nicht von zu Hause. Leider habe ich noch keine Lösung für Fiona. Ich wollte hier suchen und keinen einfach per Internet dafür finden. Sie ist mein kleiner Schatz."

Zögernd bietet Lilly schließlich an "Also, nur wenn du willst und ich bin dir auch nicht böse wenn nicht, da kann ich dich voll verstehen, schließlich kennen wir uns nun auch nicht lange, aber ich könnte Fiona nehmen. Ich arbeite zu Hause und erstelle Cover für Bücher. Es würde mir nichts ausmachen, wenn ich auf zwei Kinder aufpassen würde."

Sprachlos schaue ich Lilly an. "Das würdest du wirklich machen? Ich habe auch 24 Stunden-Schichten, das heißt, du hättest sie dann auch solange." Lilly überlegt kurz, doch dann zuckt sie mit den Schultern. "Ich würde es jedenfalls probieren wollen."

Spontan umarme ich sie. "An meinen freien Tagen würde ich natürlich auch mal auf Paul aufpassen. Wie viel soll ich dir den bezahlen? Das kannst du gerne festlegen."

"Ach, schon gut. Es reicht, wenn du die Sachen für Fiona immer bereitstellst. Aber zu ein paar Mädelsabenden würde ich nicht nein sagen. Ich bin hier irgendwie auch recht einsam. Seit meiner Schwangerschaft wohne ich ebenfalls hier und nicht mehr in der Siedlung bei meiner Familie."

Fragend schaue ich sie an. "Warum bist du dann her gezogen? Wäre es bei deiner Familie nicht besser gewesen, wegen der Hilfe?" Sie atmet schwer. "Sie waren mit der Schwangerschaft nicht einverstanden. Generell waren sie nicht mit meinem Lebensstil einverstanden, aber die Schwangerschaft war wohl das I-Tüpfelchen. Du musst wissen, vor der Schwangerschaft war ich eine kleine Rebellin." gesteht sie mir zwinkernd.

"Das tut mir leid zu hören." "Ach schon gut. Inzwischen bin ich auch darüber hinweg. Und bei dir hatte ich gleich das Gefühl, ich kann dir vertrauen und möchte dir helfen." versucht sie überzeugend zu sagen und abzulenken. Doch in ihren Augen sehe ich, dass sie noch lange nicht darüber hinweg ist.

"Also wenn du das wirklich tun würdest, würdest du mir schon einmal enorm viel Last abnehmen. Mein Job fängt nächsten Montag an und ich hatte etwas Panik in der Zeit überhaupt jemanden zu finden." Sprachlos schaut mich Lilly an. "Du wolltest in drei Tagen einen Babysitter finden? Das nenne ich sportlich."

Augenzwinkernd sage ich "Wieso? Hat doch sogar in nur ein paar Stunden geklappt." Lachend schlägt sie gegen meine Schulter. "Witzbold."

Gemeinsam besprachen wir noch die Details, also welche Routinen Fiona hat. Dabei bemerken wir, dass Lilly und Paul fast die gleichen haben. Dies macht die Sache nochmal einfacher.

Doch schließlich verabschiedet sich Lilly wirklich. "Es war sehr schön dich kennengelernt zu haben." verabschiede ich sie. "Ja, auf unsere neue Freundschaft." Lilly hebt Paul hoch und Augen verdrehend hebe auch ich Fiona hoch. Lachend und zu Paul flüsternd geht Lilly schließlich zum Nachbarhaus.

Wieder im Haus beschäftige ich mich einige Zeit mit Fiona. Nach einiger Zeit fange ich aber an, die leeren Kisten wegzuräumen. Als nur noch zwei volle Kisten im Flur stehen, verharre ich. Ich schaue zu Fiona, die gerade wieder begeistert mit ihren Füßen spielt. Die zwei Kisten trage ich also zur Dachbodenluke. Nachdem ich den Dachboden geöffnet habe, bringe ich die Kisten nach oben.

Ich streiche über die geschlossenen Kisten. Die Zweite öffne ich und nehme Johns Hemd in die Hände. Tief vergrabe ich meine Nase im Hemd und nehme seinen Geruch auf. Ich habe Johns Duft immer geliebt, den Geruch nach Mann, Abenteuer und Aftershave.

Erinnerungen an uns kommen wieder hoch. Doch zum ersten Mal seit seinem Tod, fühle ich mich nicht als würde ich in ihnen ertrinken. Sein Hemd streichelnd, lege ich es wieder zurück in die Kiste, wo noch andere Sachen von John gelagert sind. Sachen, die ich nicht einfach weggeben konnte.

Die Träne, die mir doch entkommen ist, wische ich schnell weg. Tief durchatmend klettere ich wieder vom Dachboden hinunter.

Schnell gehe ich zu Fiona und schaue nach, ob es ihr gut geht. Doch zu meiner Überraschung, liegt Fiona nicht mehr an ihrem Platz. Leicht panisch schaue ich mich nach ihr um. Ein Kichern lässt mich innehalten. Schnell umrunde ich das Sofa. Dort liegt Fiona auf dem Bauch und spielt mit dem Kabel der Stehlampe.

Ich setzte mich neben ihr auf den Boden "Da bist du. Du kannst dich ja auf den Bauch drehen. Wahrscheinlich muss ich jetzt besser aufpassen, was ich hier herumliegen lasse. Nicht wahr Krümelchen?" Ich spiele etwas mit ihr und beobachte dann, wie Fiona sich wieder auf den Rücken dreht.

Die nächsten Tage vergehen ganz ähnlich. Fiona und ich verbringen Zeit zusammen, erkunden die Umgebung, kaufen ein und das eine Mal kamen auch Lilly und Paul zum gemeinsamen Spielen.

Feuer der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt