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†Micah P.O.V†

Um viertel vor acht klingelte es an meiner Haustür. Ich wusste genau wer es war, also nahm ich meine kleine Handtasche und verabschiedete mich von Pete. Mein Bruder, wie eigentlich immer wenn was wichiges anstand, war nicht da. Wahrscheinlich würde er auch nicht auftauchen. Verwundert mich nicht, nicht mehr.

Mit meinen High Heels dauerte das Treppe runtergehen länger als gewöhnlich. Normaler weise trug ich nie High Heels, nur wenn meine Mutter was von mir wollte, da musste ich, eigentlich wir, edel anziehen. Toby sollte im Anzug kommen und ich in einem Kleid und hohen Schuhen. Ihr war es egal, ob meine Füße schmerzten oder ob ich nicht mit ihnen laufen konnte, ich musste.

,, Eine Lady muss den Schmerz ertragen. Wer schön sein will, muss Leiden.", sagte sie immer und drillte mich, mich aufrecht hin zu setzten. Mein Bruder, glücklicher Weise, wurde nie gedrillt, da er ein Mann war und diese würden so oder so das machen was sie wollten.

,, Hallo, Mutter.", begrüßte ich meine Mutter höfflich und setzte mich ins Auto. Ich rückte mein Kleid etwas zurecht, da es beim Hinsetzten etwas hoch gerutscht war, und schnallte mich an.

,, Hallo, wo ist dein Bruder?", fragte sie sofort.

,, Ich weiß es nicht.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Meine Mutter schüttelte den Kopf verachtlich und schnalzte mit der Zunge.

,, Ständig verschwindet er, wenn ich was wichiges sagen muss.", sprach sie. Ich nickte stumm und wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Neben meiner Mutter fühlte ich mich wieder wie ein kleines Kind.

Die restlich Fahrt sagte keiner von uns irgendetwas, worüber ich froh und enttäuscht war. Froh war ich, da sie mich nicht mehr über meinen Bruder ausquetschte und enttäuscht, weil sie nur über meinen Bruder geredet hat und kein 'Wie geht es dir' oder 'Wie läuft das Studium'.

,, Einen Tisch für Smith.", sprach meine Mutter und hob ihr Kinn etwas an, um zu verdeutlichen, dass sie die Ranghöhere hier ist. Der Mann schaute im Gästebuch nach und nickte dann.

,, Ein Tisch für drei Personen. Richtig?", fragte er und beäugte uns. Meine Mutter verrächtich schnaufte auf.

,, Ja.", antwortete sie jedoch nur und ich merkte wie sie sich am Riemen riss. Normalerweise würde sie den armen Mann anschnauzen, dass er seinen Berufverfehlt hat und alles.

In den ganzen Jahren waren mit drei Dinge aufgefallen. Das Erste war, dass Leute mit Geld sich wie Tiere aufhielten und ihr 'Revier' und ihre 'Ranghöhe' immer mackieren mussten. Das Zweite war, wer Geld hatte konnte sich alles leisten und das Dritte, jemanden mit Geld kannst du nicht trauen. Traurig aber wahr.

Der Mann führte uns an unseren Tisch und überreichte uns die Speißekarten. Lächelnd nickte ich ihm zu. Der, wahrscheinlich verängstigte, Mann schenkte mir ein Lächeln zurück und verschwand wieder. Meine Mutter beäugte mich streng, sagte jedoch nichts.

Ohne ein Wort zu wechseln aßen wir unser sehr teures Essen. Die Spannung in mir wuchs immer mehr. Immer wieder schaute meine Mutter mich an, schwieg jedoch weiterhin. Langsam wurde ich verrückt.

,, Okay, Mutter. Ich habe es lange genug ausgehalten. Was wolltest du uns sagen?", fragte ich ungeduldig. Sie nahm sich ihre Serviette und wischte sich die Mundwinkel ab, legte sie auf den Tisch und sah mich auf einmal gebrochen an. Ich schaute direkt in ihre Augen und konnte ihre Emotionen sehen. Schmerz, Trauer und Verletzbarkeit. Was war passiert, dass die so einst starke, selbstständige Frau gebrochen ist?

,, Dein Vater und ich lassen uns Scheiden.", erklärte sie mir und ich verschlunkte mich am Wasser.

,, Was? Wieso?", fragte ich ungläubig. Meine Mutter ließ den Kopf hängen.

,, Er hat mich mit seiner Sekretärin betrogen.", erklärte sie mir und ich musste meine Tränen zurück halten. Sie schienen mir immer so glücklich. Ich konnte spüren wie sich in mir was änderte. Mein Herz zog sich zusammen und ich hatte das Gefühl ich bekomme keine Luft mehr. Für die meistens Mädchen ist ihr Vater, ihr 'König'. Der Mann der nichts falsch machen kann, der der immer alles richig macht. Der der perfekt ist. Sowas zu hören, lässt alle Seifenblasen platzen. Er, mein eigener Vater, mein Held, war nicht besser als die meisten Jungs, die mit Mädchenherzen spielen und sich dann einen Dreck um sie scheren.

,, Mom.", krächtze ich und spürte wie sich ein riesiger Kloß sich in meinem Hals bildete. Auch in ihren Augen hatten sich Tränen gebildet. Ohne etwas zu sagen stand ich auf und erließ das Lokal. Ich konnte nicht mehr. Mit einem Taxi, was vor dem Restaurant stand, fuhr ich zu mir nach Hause.

Kaum war ich ihn meiner Wohnung kickte ich meine High Heels in die Ecke und schmiss meinen Schlüssel irgendwo hin. Es war mir egal. Meine Beine trugen mich ins Wohnzimmer, was leer war. Pete schließ wahrscheinlich schon und Toby würde wahrscheinlich erst morgen früh nach Hause kommen. In mir herrschte das komplette Chaos. Meine Gedanken schwirrten umher. Tränen flossen meine Wangen herunter. Meine Finger griffen nach dem erst Besten Ding und warfen es gegen die Wand. Die Vase zersprang in tausend Teile und verteilte sich auf dem Boden. Wie von alleine griffen meine Finger nach dem nächsten Stück und warfen es genauso an die Wand. Auf einmal umgriffen mich ein paar Arme von hinten und hielten mich ab, noch irgendetwas zu werden. Schluchzend brach ich zusammen und fiel auf den Boden. Pete, jedoch hielt mich davon ab auf dem Boden auf zu kommen und hielt mich fest.

,, Hey, shhh. Was ist passiert?", fragte er ruhig und drehte mich zu ihm, sodass er mir uns Gesicht sehen konnte. Sein Blick wechselte zu besorgt.

,, S-sie. I-i-ich.", stotterte ich und suchte nach den passenden Worten. Pete drückte mich an seine Brust und schlank seine Arme um mich. Langsam setzte er sich mit mir auf den Boden und hielt mich fest in seinen Armen. Eine Aura von Beschützbarkeit und Liebe bildete sich um uns herum.

,, Shh. Beruhig dich.", flüsterte Pete und strich mir Behutsam über den Rücken. Ich kuschelte mich enger an ihn und schniefte ihn sein Shirt.

,, Sie lassen sich Scheiden.", krächzte ich als ich mich soweit beruhigt hatte. ,, Er hat sie betrogen."

,, Hey, es wird wieder, okay?", sprach mir Pete zu und strich mir eine meiner losen Stränen hinters Ohr.

,, Versprichst du mir was?", fragte ich ihn und schloss meine Augen. Ich war erschöpft.

,, Alles."

,, Verlass mich nie."

,, Niemals."

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Wieder ein neues Kapitel. Könnt ihr vielleicht mal bei meiner neuen Story Nyctophilia vorbeischauen? Sie hat zwar auch so einen komplizierten Namen wie die hier, ist aber keine FanFiction.

-MusicAndCupcakes

Atelophobia†Fall Out Boy FF† ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt