Kapitel 11

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*3 Stunden später*

*Dornröschen POV*

Gäähn! Boah, ich war echt müde!

Langsam öffnete ich die Augen.

Wo war ich?  Ich sah mich um.

Es sah eigentlich aus wie in einem Krankenhaus. An meinem Nachtkästchen lag ein Buch. Ich nahm es und öffnete die erste Seite.

"Für meine kleine Rosi",stand da. Ich schmunzelte. Typisch Mama. Apropos, wo waren denn meine Eltern?

So lange konnten sie doch auch nicht bei Oma gewesen sein, immerhin war es schon dunkel und als sie weggefahren waren, war es gerade mal acht gewesen.

Ich blätterte um und las mir die nächste Seite durch:

"Liebe Rosi! Ich weiß nicht, was genau am Dachboden passiert ist, aber es gibt etwas, was wir dir die ganze Zeit verschwiegen haben. Deine Großtante wurde zu deinem Geburtstagsfest nich eingeladen, weshalb sie uns gedroht hat, an deinem 16. Geburtstag auf dem Dachboden auf dich zu warten und dann umzubringen.

Du bist dem Tod nur um ein Haar entkommen, hat der Arzt gemeint. Er musste dich in ein 100-jähriges Koma setzen, weshalb wir wahrscheinlich nicht mehr am Leben sein werden, wenn du das hier liest. Weitere Informationen zu neuen Verwandten, Erfindungen und Ereignissen, findest du in diesem Buch. Alles Liebe, Mama und Papa."

Eine Träne lief mir über die Wange. Es waren wirklich 100 Jahre vergangen? Mama, Papa und meine Freunde waren alle schon gestorben?

Diese Nachricht musste ich erst einmal verdauen.

Etwas später klopfte es an der Tür. "Herein!",schniefte ich. Ein junger Mann im Arztkittel kam herein. Er war vielleicht 20 Jahre alt und sah echt gut aus.

Als er mich so dasitzen sah, fielen im fast die Augen aus dem Kopf.

"So gut geht es dir also schon?," fragte er ungläubig. Ich probierte so lässig wie möglich zu antworten:,, Ja, es geht mir sehr gut, danke der Nachfrage", aber irgendwie schien ich ihn nicht überzeugt zu haben.

Er sah mich prüfend und schließlich gab ich mich geschlagen. Wortlos drückte ich ihm das Buch in die Hand. ,,Oh, das tut mir leid,"meinte er und setzte sich an meine Bettkante. "An solche Sachen hatte ich bis jetzt gar nicht gedacht. Oh Gott, das muss echt ein schreckliches Gefühl sein, wenn auf einmal alle tot sind."

Liebevoll strich er mir über die Wange. Normalerweise, also vor 100 Jahren, hätte ich prompt zurück geflirtet und mir diesen Charmeur gekrallt, aber im Moment dachte ich einfach nur ein meine Familie, an meine Freunde, ja sogar an meine Lehrer. Ich dachte an jede Person, die ich auf der Straße getroffen hatte, jede Person, mit der ich gequatscht, gelacht und Blödsinn gemacht habe. Alle waren tot. Alle. Ausnahmslos. Allein bei diesem Gedanken wurde mir schlecht.

,,Wenn du willst, können wir ja mal zu dem Grab deiner Eltern fahren...sobald du wieder halbwegs fit bist,"meldete sich der Typ im weißen Kittel wieder zu Wort.

Ich antwortete ihm aber nicht, sondern fragte stattdessen:,, Wann und wie sind sie eigentlich gestorben?" Er drückte mir einen Briefumschlag in die Hand. Ich öffnete ihn, nahm einen der zwei Briefe darin in die Hand und begann zu lesen:

Gerhard Meyer, geliebter Vater, Ehemann, Sohn und Bruder, ist am 13. Dezember 1989 ganz plötzlich und ohne Vorwarnung von uns gegangen. Möge er ruhen in Frieden!

Tränen stiegen mir in die Augen. Ich nahm mir den zweiten Zettel und probierte ihn durchzulesen, doch ich sah rein gar nichts mehr.

Ich hatte die Umwelt ausgeblendet. Der einzige Gedanke von mir war: Warum? Warum hatte mein Paps nur 42 Jahre alt werden dürfen? Schlimm genug, dass ihm seine geliebte Tochter entrissen wurde, aber das auch noch?

Oh Gott, wie Mama wohl erst darunter leiden hatte müssen! Vor meinen innerlichen Auge saß gerade eine alte Frau, die seine Ähnlichkeit mit Mama hatte, und strickte.

Sie saß ganz alleine in dem Zimmer und überall hingen Fotos von ihrem Mann und ihrer Tochter. Sie blickte traurig auf die Fotos und es bildeten sich wieder Tränen in ihren Augen. Allein bei diesem Gedanken zerbrach mein Herz in 1000 Stücke.

Plötzlich änderte sich das Bild.

Mama strickte nicht mehr, sondern saß zusammen mit einem alten Mann in dem Zimmer.

Auf ihrem Schoß saß ein 2-jähriger Junge und ein junger Mann lehnte zusammen mit einer Frau im Türrahmen.

Im Raum hing kein Bild mehr von mir oder Paps, sie alle waren von Fotos vom alten Herren, dem jungen Mann, der Frau und dem kleinen Jungen ersetzt worden.

Mama lachte und sah gar nicht aus als würde sie uns vermissen beziehungsweise an uns denken. Der Gedanke machte mich vollkommen fertig.

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