Kapitel 12

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Gott sei Dank war der junge Arzt hier und befreite mich aus diesem grauenvollen Gedanken.
"Mein Name ist übrigens Niklas," meinte er jetzt. Ich nickte.

Schließlich räusperte er sich:,, Ähm... Was hältst du davon, wenn ich dich morgen ein bisschen an die frische Luft bringe? Also, du müsstest halt in einen Rollstuhl steigen, aber..."

,,Egal, ich will nur unbedingt mal wieder raus an die frische Luft!",unterbrach ich ihn und ein vorfreudiges Lächeln huschte mir übers Gesicht. Man musste ja immerhin bedenken, dass ich seit über 100 Jahren keine Frischluft mehr eingeatmet hatte.

Auch Niklas grinste vor sich hin.

"Also, bis morgen", verabschiedete er sich dann und winkte mir noch einmal zu, bevor er durch die Tür verschwand.

Am Abend lag ich noch lange wach. Mir schwirrten einfach viel zu viele Gedanken durch den Kopf. Auch wenn die Tatsache, dass meine Freunde und Verwandten tot waren, sehr traurig war, war das nicht mein Hauptgedanke.

Der galt nämlich meiner einzigen Bezugsperson in der Gegenwart: Niklas. Die ganze Zeit fragte ich mich, ob das morgen ein Date sein würde oder nicht.

Er wäre ja persönlich total mein Geschmack: blondhaarig, Augen in diesem klaren Meeresblau und eine leicht gebräunte Haut. Aber ein 25-jähriger Mann zusammen mit einer 116 Jahre alten Dame?

Der Gedanke daran war etwas skurril. Ich gähnte.

Ich musste wohl erst die ganzen Informationen im Traum verarbeiten. Ich zog die Bettdecke enger an mich und kuschelte mich in sie hinein.

Keine fünf Minuten später war ich auch schon im Träumeland gelandet.

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