Kapitel 14

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Nachdem wir fertig mit dem Knutschen waren, setzte er mich wieder in den Rollstuhl und brachte mich in die kleine Krankenhaus-Cafeteria.

Wir redeten viel miteinander und lernten uns immer besser kennen. Ich glaube, ich hatte noch nie so viel in meinem Leben gelacht wie in dieser einen Stunde. Niklas war der Traummann schlechthin.

Wenn Mama uns beide sehen würde, würde sie bestimmt sehr glücklich darüber sein, dass ich so schnell wieder zurück ins Leben gefunden hatte.

Mittlerweile hatte ich eine Taktik entwickelt, die Trauer zu überwinden: Das Engelsbild. Ich stellte mir einfach vor, wie Mum und Dad auf den Wolken mit Engelsflügeln saßen und hinunter auf die Erde sahen und mich beobachteten.

Außerdem würde ich sie ja wiedersehen, wenn ich selber sterben würde.

Ich wusste, dass zumindest der erste Gedanke nur Kleinkinderkram war, aber das war mir egal. Hauptsache, es half.

Nachdem ich mein erstes Eis seit 100 Jahren verdrückt hatte, schob mich Niklas erst einmal eine Runde durch den Park.

Ich atmete gierig die frische Luft ein und genoss das leichte Kitzeln auf der Haut, wenn die Sonne darauf schien. Das Wetter war herrlich - keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen.

Die Vögel zwitscherten vergnügt und auch die anderen Krankenhauspatienten, die gerade draußen waren, machten nicht den Eindruck, dass sie besonders traurig wären. Auch mir war das Lächeln ins Gesicht gepflastert worden.

Doch ein Gedanke saß in meinem Kopf fest. Ich wusste nicht, ob ich ihn aussprechen sollte, entschied mich schließlich aber dafür:

"Sind wir jetzt eigentlich zusammen?"

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