Part 8

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„Bitte ...", murmelte er mit wild klopfenden Herzen.
Nichts wollte er lieber als Harry zu küssen. Sein Gehirn war wie leergefegt, sein Blick gefangen in den leuchtenden grünen Augen. Wie schön sich die Laternenlichter darin spiegelten.
Ein wohliger Schauer nach dem anderen wanderte von seinem Nacken die Wirbelsäule entlang den Rücken hinunter. Warme Finger streichelten ihm dort zärtlich über die Haut, übten leichten Druck aus.
Druck, dem er sehr gerne nachgab und sich bereitwillig nach vorne lehnte.
Harrys Atem kitzelte, hinterließ ein Prickeln auf seiner Haut, das so viel stärker wurde, als sich dessen weiche Lippen sachte auf seine legten. Sich vorsichtig gegen ihn bewegten.
Fock, das war schön, das war ...
Sein Herz stolperte vor Freude.

„Atmen, Lou!"
Erschrocken sog er den Sauerstoff, den er so dring benötigte, durch die Nase. Ihm war nicht aufgefallen, dass er die Luft angehalten hatte.
„Wäre schade, wenn du erstickst ...", murmelte der Lockenkopf und strich ihm mit dem Daumen über den Wangenknochen.
„Du hast die hübschesten und längsten Wimpern, die ich je gesehen habe, weißt du das?"
Bevor er vor Scham rot anlaufen konnte, zog Harry ihn erneut zu sich.
Diesmal vergaß er das Atmen nicht. Erwiderte sofort. Genoss, wie zärtlich der Lockenkopf war. Versuchte, sich ihm anzupassen. Möglichst viel von dem wundervollen Gefühl in sich aufzunehmen.

Die anderen Menschen um sie herum blendete er einfach aus. Da war nur er mit seinem Sankt Martin. Gemeinsam unter der geteilten Decke, Am glimmenden, leise knackenden Feuer, das fast heruntergebrannt war. Und der leichte Geschmack von Schokolade und Puderzucker auf ihren Lippen.
Harrys linke Hand hatte den Weg unter seine dünne Jacke gefunden und streichelte verlockend über seinen Rücken. Unwillkürlich drückte er sich fester gegen den hübschen jungen Mann. Er hatte sich gedreht, saß rittlings auf Harrys Schoß und vergrub seine Hände in dessen flauschigen Pullover.
Gott das war das beste Date, dass er bisher hatte. Das war so viel besser als eine Grindr-Verabredung.

„Hey! Hier sind noch Kinder! Reißt euch mal zusammen! Ist ja ekelhaft!", blaffte irgendwer, der reichlich betrunken klang.
„Aber besoffen sein ist okay ...?", grummelte Louis, als sie sich widerwillig lösten.
Genervt vergrub er sein Gesicht in Harrys Halsbeuge.
Himmel roch der gut.
„Ein Idiot, der etwas gegen zwei Männer hat. Ignorier ihn, Lou ..."
„Ja ...."
Er seufzte. War wohl auch für Harry nicht die erste Begegnung solcher Art.
Dabei hatten sie niemand etwas getan. Sie hatten nicht mal mit Zunge küsst und waren außerdem in die Decke gewickelt.

„Selbst rotzte dicht, aber uns blöd anmachen."
Louis hob den Kopf.
„Ärger dich nicht ..."
Die Art, wie der ihn gerade fester umarmte – fast schon beschützend – gefiel ihm. Der ganze Mann gefiel ihm. Harry s Lippen wirkten röter und etwas geschwollen im Vergleich zu eben. Das fand er unglaublich sexy. Vor allem, wenn der wie jetzt so niedlich grinste. Louis fuhr total auf die tiefen Grübchen ab.
„Ich wüsste zu gerne, was ihn deinem hübschen Köpfchen vorgeht ..."
Harrys Grinsen verzog sich zu einem breiten Lächeln.
„Wie heiß ich deine Grübchen finde ..."
„Tust du das?"
„Mhmm."!
Er konnte nicht anders, er musste einfach mit dem Zeigefinger in eine der tiefen Kuhlen piksen.

Er hätte nichts dagegen weiterzugehen. Richtig mit Zunge zu küssen. Harry in den Dutt zu greifen und ... Scheiß auf irgendwelche Menschen, die ihnen vorschreiben wollten, was sie zu tun oder zu lassen hatten. Harrys Lippen waren eine zu große Verlockung und schmeckten viel zu gut, als dass er sich das entgehen lassen würde. Immer wieder neckten sie sich. Saugten an ihren Lippen, brachten zurückhalten ihre Zungen ins Spiel. Immer darauf bedacht, nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, aber das machte es aus seiner Sicht heißer. Irgendwie verboten.
Louis könnte ewig so weiter machen.
Von Minute zu Minute kribbelte sein Brustkorb mehr. Ein Gefühl, das süchtig machte.

Und es lenkte ihn ab. Von der feuchten Kälte, die trotz Decke unter seine Kleidung kroch. Das Feuer hinter ihm war lange heruntergebrannt und in ein schwaches Glimmen über gegangen. Aber er wollte nicht, dass das Date schon vorbei war. Und so als Koala unter der Wolldecke an Harry gekuschelt ließ es sich auch noch eine Weile aushalten. Vor allem, wenn der so angenehm seinen Rücken kraulte.

Aber egal wie gerne er die Zeit anhalten wollte, es funktionierte nicht. Als die Buden um sie herum schlossen, wurden auch sie vom Sicherheitspersonal aufgefordert, dass Gelände so langsam zu verlassen.
Sie hatten Glück und konnten ihre Pfandbecher noch in der letzten Minute abgeben. Seit sie aufgestanden waren, hatten sie nicht viel gesprochen. Aber Harry hatte ihm die Decke eng um die Schulter gelegt und dann wieder seine Hand gegriffen.
Es war noch nicht mal halb zehn. Also noch nicht spät -zumindest nicht für ihn. Für Harry vielleicht schon, das konnte er nicht einschätzen. Deshalb haderte er mit sich. Sollte er fragen, ob Harry noch wo anders was trinken gehen wollte?
Falls ja, musste er sich beeilen, denn sie hatten mittlerweile den Parkplatz erreicht und der Taxi-Stand war nicht mehr weit.

„Lou?"
Harry bliebt stehen und kratze sich mit der freien Hand im Nacken.
„Ähm...du... Oh man, ich bin nicht gut in so was. Hast du vielleicht Lust, mit zu mir..."
„Mit zu dir zu kommen?", half er den Satz zu beenden.
Sein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer.
„Ja ... aber, das klingt falsch! Ich meine ... also vorhin haben wir über Filme gesprochen und ich dachte ... wir könnten was zusammen schauen. Wir haben beide morgen frei und....", stammelte der Lockenkopf nervös.
„Ich will nicht dass du schlecht von mir denkst. Das klingt, als wollte ich dich nur abschleppen. Aber das ist nicht meine Art."

„Harry. Es ist okay."
Süß, wie der herumdruckste. Louis war sich noch immer nicht hundert Prozent sicher, ob das dessen Masche war, oder nicht. Ein so gutaussehender, charismatischer junger Mann wie Harry war doch nicht Single und wartete genau auf ihn? Aber es war der schönste Abend seit langem, er wäre dumm, es nicht drauf ankommen zu lassen. Er hatte noch nie so viel Spaß gehabt und sich auf einem Date zu gut gefühlt. Und wenn er ihn - was wahrscheinlich war - ab morgen nie wieder sehen würde, dann wollte er diesen Abend noch auskosten. Egal, wie.

Im Licht einer Straßenlaterne bliebt er stehen und griff nach Harrys freier Hand, drehte ihn zu sich.
„Ich möchte gerne noch einen Film mit dir schauen. Wieso sollte ich schlecht von dir denken? Das war eines der besten Dates, das ich jemals hatte!"
„Wirklich?"
„Wirklich. Ich bin froh, dass ich versetzt wurde."
„Ich auch ... Hab mich schlecht gefühlt, als Gemma mir das erzählt hat."
„Schlecht? Wieso?"
„Weil ich es ein bisschen gehofft habe. Du hast mir von Anfang an gefallen ... "
Sein Sankt Martin wurde etwas rot.
„Aha! Du gehst also immer so ran?", murmelte er amüsiert.
„Nein! Eigentlich ... Gemma hat mich mehr oder weniger gezwungen. Ich hätte mich nicht getraut. Musste mir ehrlich gesagt erstmal ein bisschen Mut antrinken. Ich dachte nicht, dass ich eine Chance habe. Ich bin nicht so, wie die meisten auf diesen Dating-Plattformen."

„Du bist unglaublich süß! Ich würde dich jederzeit und immer solchen Männern vorziehen. Wie gesagt, ich mach sowas auch eher selten ...."
Louis konnte sein Grinsen nicht unterdrücken, als Harry ihn glücklich anstrahle.

„Sollen wir los? Dir ist kalt."
„Gerne."
Seine Wange kribbelte, als Harry ihm da einen sanften Kuss drauf drückte.
„Auch wenn du mich nicht abschleppen willst ... Können wir nachher trotzdem ein bisschen rumknutschen?"

Harrys tiefes, herzliches Lachen ließ seinen Magen kribbeln.

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Ich wünsche euch allen ein schönes, friedliches und gutes neues Jahr 2025!

Was die beiden wohl anschauen?
Und ob es beim Küssen bleibt?



Sankt MartinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt