Melcon und ich sitzen hier schon seit Stunden. Er wirkt so friedlich und süß, dass ich mich fühle, als wäre ich in einen dieser Liebesromane versetzt worden. So perfekt, wie er sich gibt. Der Melcon mit der eiskalten Fassade scheint nicht zu existieren, als wäre er nur eine Maske für die Außenwelt. Doch was war sein wahres Ich? Das, welches weder Gefühle noch Menschlichkeit zu besitzen schien, oder das hier: das zärtliche und liebenswerte? Was war die Realität? Oder war das hier eine Maske, und sein wahres Ich war kalt?
Die Grenzen zwischen ihm und anderen waren so riesig, und dennoch fühlte ich mich bei ihm so wohl, als würde ich ihn schon mein ganzes Leben lang kennen. Es war so kurz, diese Zeit mit ihm, und trotzdem hatte ich das Gefühl, als hätte ich immer auf ihn gewartet – nur auf ihn. Was war bloß mit mir los? Jemand entführt dich, du siehst, wie er andere ohne Reue verletzt und tötet, und trotzdem... Trotzdem konnte ich ihn nicht als das Monster sehen, das er sein sollte. Er war derjenige, der mein Herz schneller schlagen ließ, besonders in Momenten wie diesem. Derjenige, mit dem ich eine gewisse Verbundenheit spürte. Es ging nicht anders. Obwohl ich die Wahrheit kannte, wie er wirklich war, strich seine Hand sanft über meine.
Er lächelte mich warm an.
„Über was denkst du nach?" fragte er und sah mich mit einer unbeschreiblichen Wärme in den Augen an.
„Über dich. Was du bloß mit mir machst", antwortete ich. Jetzt schmunzelte er, und seine Grübchen wurden sichtbar. Wie konnte jemand, der so unbeschreiblich war, so viele falsche Dinge tun?
„Was ich mit dir mache? Dasselbe könnte ich dich auch fragen."
Es schien, als würde er die Antwort bereits kennen. Dieses wissende Grinsen lag auf seinem Gesicht, und ich war mir hundertprozentig sicher: Er wusste genau, warum ich so auf ihn reagierte. Dann schaute er weg, zur anderen Seite.
„Das ist alles nicht so leicht. Du weißt doch nicht einmal, wer ich bin. Futhi konke ngoba ngathandana nawe", murmelte er mehr, als dass er es sagte.„Wer bist du denn? Der adoptierte Sohn einer mächtigen Familie? Finns Bruder? Jahrgangsbester? Oder..." Mein Kopf begann zu schmerzen, und die Worte, die ich jetzt sprach, kamen aus einer Tiefe, die ich nicht erklären konnte. Ich wusste, dass sie wahr waren – aber woher? Seine Worte eben hatten alles in mir verändert. Es war, als hätte er mit dem, was er in seiner Sprache sagte, etwas in mir zusammengefügt. Ich fühlte, dass ich ihn plötzlich besser verstand.
„Oder der König der Seytane?"Er lachte auf, aber nur kurz. Ein Schatten huschte über sein Gesicht.
„Wie kommst du denn darauf?" fragte er, scheinbar gelassen, doch ich bemerkte die Anspannung in seiner Stimme.Ich sah ihn an.
„Keine Ahnung, es war nur so ein Gefühl, Melcon. Obwohl... das scheint auch nicht dein richtiger Name zu sein."
Was sagte ich da? Melcons Blick wurde immer dunkler, doch zugleich schien er verwirrt. Er brachte nur ein Wort hervor:
„Woher?"Es war, als würde er mit jemandem kämpfen – oder mit sich selbst. Es war sein anderer Teil, das fühlte ich. Seit ich das erste Mal in diese Welt getreten war, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas fehlte. Noch nie war dieses Gefühl so greifbar wie heute. Und doch war ich mir sicher, dass das, was ich jetzt sagen würde, der Wahrheit entsprach.
„Es stimmt doch, was ich sage... Nolan, oder?"Melcons zweiter Teil, der Seytan in ihm, hieß Nolan. Dieses Wissen – ich wusste nicht, woher ich es plötzlich hatte, aber ich war mir sicher, dass es stimmte. Als ich das ausgesprochen hatte, verfärbten sich Melcons Augen dunkel. Doch seltsamerweise wurde sein Lächeln wärmer, und seine gesamte Ausstrahlung schien vertrauter.
„Ich wusste die ganze Zeit, dass sie dir nicht alles nehmen konnten, obwohl du wirklich lange gebraucht hast, um mich zu erkennen, Mari."Es fühlte sich an, als würde ich ihn tatsächlich kennen, und doch hatte ich nur mehr Informationen über ihn. Hilflos schüttelte ich den Kopf.
„Ich weiß doch gar nichts."
Er lächelte nur warm.
„Ach, Mari... dass du nur meinen Namen kanntest, ist Beweis genug."Langsam beugte er sich zu mir vor, und seine Lippen berührten endlich meine. Der Moment war magisch. Alles in mir fühlte sich froh und glücklich an, unbeschreiblich, wie sehr ich mir das gewünscht hatte. Der dunkle Schatten verschwand aus Melcons Augen, doch er hörte nicht auf – selbst jetzt, da er die Kontrolle zurückerlangt hatte.
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Und wie fandet ihr das Kapitel? Ich hoffe es gefällt euch. Bin mit k ihr sicher ob das nicht zu plötzlich zwischen den beiden ist.Würde mich wie immer sehr über eine Rückmeldung oder votes freuen. Liebe Grüße Damfene
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Ich und begabt, schlimmer kann es ja nicht mehr werden
FantasyBand 2 Ren zieht mich in einen Schatten. Alles um mich herum verschwimmt, und mir wird schwindelig. Die Übelkeit steigt in mir auf, bis mir schwarz vor Augen wird und ich mich verzweifelt an Ren klammere. Als ich meine Augen wieder öffne, stehen wir...