Ardian Bora

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Da saß ich nun, alleine und verlassen am Kölner Bahnhof. Okay, alleine war ich nicht unbedingt, denn gefühlte tausend Menschen liefen um mich rum. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wohin ich sollte. Ich versuchte den Chat meines Bruders und mir, nach seiner Adresse durch zu suchen und tatsächlich, ich habe sie gefunden. Ich war echt glücklich darüber, dass ich seinen und meinen Chat niemals gelöscht habe. Wieso auch? Er war nicht nur mein Bruder sondern auch mein Bester Freund gewesen.
Ich gab die Adresse in meinem Navi ein und folgte dann dem blauen Weg. Nach 15 Minuten Fußweg, stand ich nun endlich erschöpft vor dem YouTuberHaus. Ich versuchte die Tür zum Treppenhaus auf zu machen und tatsächlich, sie war offen. Manchmal sollte man versuchen die Treppenhaustür aufzubekommen, bevor man klingelt.

Ich lief also einige Stockwerke hoch und blieb dann vor seiner Haustür stehen. Ich wollte klingeln, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Wieso sollte er mich bei sich wohnen lassen? Mama hat mich raus geschmissen und bei Papa konnte ich nicht bleiben, wegen seiner neuen Freundin.

Meine Mutter meinte, ich solle mir eine eigene Wohnung suchen und einen vernünftigen Job. Ja, mit 19 Jahren, kann man schon mal von seiner Mutter raus geschmissen werden. Ich zögerte kurz und klingelte dann doch bei Tjarks und Bora. Eine tiefe Stimme war zu hören und schon wurde mir auch die Tür geöffnet.

Taddl schaute mich leicht verwirrt an. Kann ich auch verstehen, denn niemand würde normal reagieren, wenn eine kleine, 19 Jährige, Blondine vor der Wohnung des Bruders steht mit einem Koffer und einer Reisetasche. "Hallo, kleine Bora" sagte Taddl mit seiner Tiefen Stimme und stand immer noch wie angewurzelt in der Tür.

"Hallo, Großer" antwortete ich und lächelte ihn vorsichtig an. "Kann Ardy mal kommen?" fragte ich ihn und er nickte nur und ging wieder. Er sah aus, als hätte er eben, den Tod persönlich gesehen.
Kurze Zeit später hörte ich wie Ardy irgendetwas sagte und sofort zur Haustür gestürmt kam. "Hallo Kleines" sagte Ardy fröhlich und zog mich in eine Umarmung. "Hallo" keuchte ich und versuchte Luft zu schnappen.

"Was machst du hier?"wollte er wissen nachdem wir uns aus der Umarmung lösten. "Lange Geschichte" sagte ich und sah ihn nur an. "komm erstmal rein" meinte er dann, nahm mir die Tasche ab und ging mit mir in den Flur.
Im Wohnzimmer waren Stimmen zu hören doch ich konnte nur Taddls Stimme zuordnen. Ich folgte Ardy in die Küche und setzte mich dann auf einen der Stühle die am Esstisch standen. "Also erzähl mal!" sagte Ardy und sah mich neugierig an.

"Was gibt es da schon zu erzählen" meinte ich und sah auf meine Hände, die ich auf meinem Schoß lagen. "Mum hat mich eben raus geschmissen, zu meinem Vater konnte ich nicht, also warst du, sozusagen, die letzte Hoffnung" meinte ich und ich spürte wie meine Augen leicht feucht wurden. "Oh man" murmelte Ardy. "Du kannst natürlich hier bleiben, aber nicht für die Ewigkeit, dass weißt du!" meinte er dann ernst, aber bevor er noch etwas sagen konnte, bin ich ihm schon um den Hals gesprungen. "Dankeschön" flüsterte ich fröhlich in sein Ohr. "Du bist einfach der Beste". "Und du bist die Beste, kleines" entgegnete er.

"Nur gibt es da ein Problem..." sagte Ardy, nachdem ich wieder los gelassen hatte. Ich schaute ihn nur neugierig an und wartete, auf das was jetzt kommen würde. "Du musst dir das Wohnzimmer mit jemanden teilen" sagte er und lächelte schief. Ich zuckte nur mit den Schultern, als Geste dafür, dass es mir egal wäre, denn Hauptsache ich kann bei ihm bleiben. Ardy und ich gingen mit samt Gepäck in das Wohnzimmer aus dem 3 Stimmen zu hören waren. Als wir am Sofa standen, wurde mir bewusst, dass ich nur Taddl kannte.

"Hey Leute, wir haben ein neue Mitbewohnerin" sagte Ardy laut genug, dass es alle hören konnten und nun mich anstarrten. "Wieso redest du nicht erstmal mit mir darüber?" pamte Taddl und sah Ardy mit ernster Miene an. "Wo soll sie denn sonst bleiben? Auf der Straße? Und Manuel hatte auch das gleiche Schicksal, also müssten wir eigentlich ihn rausschmeißen und sie hier lassen!" sagte Ardy etwas lauter.

"Ganz ruhig, Jungs" sagte ich und hob die Hände. "Ja, ist Okay" sagte Taddl beleidigt, stand auf und verließ den Raum. "Was ne Zicke" sagte Ardy und ich merkte, wie er sein schmunzeln verdrückte. "Es wäre übrigens kein Problem" meldete sich nun eine Stimme, die ich schon oft genug gehört hatte, aber nein.... es konnte doch nicht sein oder? Eine Typ mit braunen, etwas längeren Haaren stand auf und stellte sich genau vor mich.

Es war ja nicht so, dass ich schon kleiner bin als Ardy, aber neben dem Typen fühlte ich mich winzig. Als er genau vor mir stand, konnte ich in seine Augen schauen. Sie waren Smaragdgrün und auf irgendeine Art und Weise fesselten sie mich. Völlig perplex sah ich zu ihm rauf.

Zufall oder Schicksal?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt