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Henry

Nervös tigerte ich durchs Haus. Meine Hände waren Schwitzig und mir war schwindelig, wenn ich es nicht besser gewusst hätte, würde ich behaupten, ich sei krank. Und irgendwie stimmte es ja, wenn auch auf eine vollkommen andere Weise. Es war die Liebe, die mich krank machte. Nicht physisch, sondern psychisch. Ich musste sie sehen, ich musste Ruby besuchen. Einen guten Vorwand hatte ich ja, doch mir fehlte der Mut. Im Grunde war es ja ganz einfach. Ich musste lediglich ihr Portemonnaie nehmen, zu ihr nach Hause gehen- oder zumindest zu der Adresse, die auf ihrem Ausweis steht- und es ihr wiedergeben. Keine große Sache. Und dann? Hoffentlich sah sie es als Entschuldigung für heute morgen, wahrscheinlich aber nicht. So oder so musste ich mit ihr, oder wenigstens ihren Eltern sprechen, aber wie zum Himmel sollte das denn gehen, wenn ich nicht mal einen Ton heraus bekam, wenn ich auch nur an sie dachte. Das würde mich nicht auch nur im geringsten weiterbringen.
Ich warf einen Blick auf das kleine Foto auf ihrem Ausweis. Ihre hellbraunen Haare umspielten leicht ihr Kinn, um ihre leuchtend grünen Augen bildeten sich leichte Lachfältchen, und ihr Mund lächelte in einem rosarotem Schein. Sie war bildhübsch, einfach nur vollkommen. Ich musste sie einfach besuchen. Und das würde ich auch.
Ich schnappte mir meine Winterjacke, ein paar Handschuhe, mein Handy und ein wenig Kleingeld, und verschwand durch die Tür. Es konnte nicht allzu weit sein, nicht länger als 20 Minuten Fußmarsch, doch der Wind machte mir klar und deutlich zu schaffen, und schon nach der Hälfte des Weges war ich komplett ausgepowert, doch alleine der Gedanke, sie zu sehen ließ mich weiterlaufen.

Solange ich LebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt