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Vorab wollte ich mich bei eich alles schon mal fürs Lesen bedanken!!! Ich bin zwar noch lange nicht fertig mit der Geschichte, aber ich habe seit gestern morgen (endlich) 100 reads!!! Danke, danke an euch!❤️
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Henry

Ich glaube, der gestrige Abend ist der schönste meines Lebens gewesen. Zwar ist für Ruby nun mein komplettes Taschengeld aufgebraucht, doch das war es mir wert. Besser meines als ihres. Heute jedoch scheint mir der Tag einen Streich zu spielen. Zuerst riss meine Hose, dies ließ mich denken, ich hätte zugenommen, was ich zum Glück nicht hatte, dann benutzte ich aus Versehen den Nagellackentferner meiner Mum anstatt mein Rasierwasser, weswegen ich nun einen knallroten Ausschlag überall im Gesicht hatte, und zu allerletzt musste mein Frühstücksteller dran glauben. Ich hatte einen Moment nicht aufgepasst, da hatte Lilly- unser Collie- mich von der Seite angesprungen, woraufhin mir das Geschirr -samt belegtem Brot- vor Schreck aus der Hand fiel. Und auch meine Haare hörten nicht auf mich. Ich benutzte sonst nie Haargel, doch heute ließen sie mir keine andere Wahl. Ich schmierte mir ein wenig Zeig davon in die Haare, doch auch das half nichts. Heute war es hoffnungslos. Ich warf zwei, drei letzte verzweifelte Blicke zurück in den Spiegel, bevor ich zu meiner Mum in den Flur ging. Sie verstaute gerade etwas in unserem Schuhregal, doch als sie mich sah, schaute hörte sie auf, und schaute mich verwundert an. »Bist du fertig?«, fragte sie, und wendete sich wieder den Schuhen zu. »Wir müssen jetzt los. «
»ich bin fertig, bist du es denn?«, rief ich zurück, bevor ich aus der Tür ging. Sie kam mir keuchend hinterher gelaufen. »Warte doch noch auf mich!« Ich ging weiter. Hinter mir hörte ich das Rasseln des Haustürschlüssels, ich wurde langsamer, dann konnte ich das zischen des Reisverschlusses der Handtasche meiner Mutter erkennen, ehe ich das klopfen ihrer Schuhe auf dem Boden hörte. Als sie mich einholt hatte ging ich wieder einen Schritt schneller, immer Richtung Auto. Sie folgte mir, auch wenn sie wieder ein kleines Stückchen hinter mir lag. Ich hasste es, wenn sie trödelte. Früher in der Grundschule bin ich beinahe Täglich zu spät gekommen, erst später auf der Weiterführenden Schule kam ich pünktlich, da ich die Möglichkeit hatte, alleine mit dem Bus zu kommen. Im Moment waren Ferien, doch das war noch lange keine Entschuldigung, immer zu spät zu kommen. Auch wenn meine Mum das so sah. " entspann dich, wir haben frei", war daher ihr Standartspruch in den Ferien. Doch heute wollte ich pünktlich kommen. Wir sind von dem Arzt meiner Großmutter ins Krankenhaus bestellt worden, irgendetwas muss vorgefallen sein, denn er betonte, es sei sehr wichtig.
Meine Oma litt an Alzheimer, eine noch unheilbare Krankheit, die häufig bei älterem Menschen auftritt, quasi wie die Alters Demenz, nur mit dem Bedeutendem Unterschied, dass Alzheimer sich in die Erinnerungen frisst, und dich innerlich zerstört. Und wenn du diese Krankheit lange genug hast, stirbst du schließlich. Entweder an der Depression die man bekommt, oder dadurch, dass deine Organe vergessen, wie man arbeitet. Die Lunge vergisst zu atmen, das Herz vergisst zu schlagen. Meine Oma war gerade so ziemlich im Endstadium, sie konnte weder Sprechen noch konnte sie einem Zeigen, dass sie dich verstand. Auch laufen verlernte sie nach und nach. Nun war sie bis an ihr Lebensende an ihr Krankenbett gebunden. Und an uns. Andere Verwandte als und hatte sie nicht mehr. Und aus diesem Grund mussten wir uns auch um sie kümmern.
Nach ein paar Minuten bogen wir endlich in die Straße des Krankenhauses an, und bemühten uns, einen möglichst nahen Parkplatz zu finden. Anschließend nahm meine Mum ihre Handtasche aus dem Kofferraum, ich schnappte mir mein Handy, und wir machten uns auf den Weg zum Krankenhaus. Der Weg ging durch einen gepflegten Grünweg, bunte Planzen und Blumen umgaben uns. ›Es war schön hier‹, dachte ich ›gar nicht wie vor einem Krankenhaus‹. Doch als der schöne Weg zu Ende ging, und man die schäbige Eingangstor der Klinik sah, änderte sich meine Meinung auf der Stelle. Durch die Schiebetür konnte man das sparsam eingerichtete Foyer sehen, welches wir nur wenige Augenblicke später betraten. Alles war weiß, links und rechts an einem liefen Ärzte in langen Kitteln vorbei und es roch nach Desinfektionsmittel. Meine Mum steuerte auf die Rezeption zu, um uns anzumelden. Ich blieb dicht hinter ihr stehen, und schaute neugierig auf das Chaos, welches sich hinter der dünnen Glasscheibe befand. Akten flogen auf dem Tisch herum, Telefone klingelten. Ich würde an so einem Ort nie arbeiten können. Als meine Mum fertig war gingen wir zum Fahrstuhl herüber und lifteten zum 3. Stockwerk, dort stiegen wir aus, und fingen an, Omas Krankenzimmer zu suchen. Es war das letzte in diesem Gang, und die Tür stand offen. Ich hörte einen erstickten Schrei und das scheppern von Glas.

Solange ich LebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt