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Ruby

Noch immer konnte ich ein schmunzeln nicht zurück halten. Er hatte mir geragt, er könnte nicht kommen, weil er schon beinahe zu Haue sei. Lustig daran war, dass ich ihn die ganze Zeit über noch beobachtet hatte. Und auch jetzt sah ich ihn noch. Er kauerte hinter dem Baum, hinter dem er sich schon die ganze Zeit lang versteckte. Nachdem ich lauthals gelacht hatte, schien er ziemlich geknickt gewesen zu sein, denn er hatte direkt im Anschluss aufgelegt. Es tat mir so leid, ich wollte doch nicht, dass er traurig war, und ich wollte auch nicht, dass er dachte, dass ich ihn verhöhnte, oder dass ich in irgendeiner Weise genauso arrogant und herablassend wie all die anderen Zicken in meiner Stufe sei. Er sollte sich doch kein falsches Bild von mir machen. Doch es war ja auch meine Schuld, ich ich musste das jetzt auch wieder gerade biegen. Ich rannte zur Haustür, riss meinen Wintermantel von Kleiderhaken, setzte eine Mütze auf, nahm mir ein wenig Geld vom Tresen und stürmte aus der Tür. Draußen angekommen beschloss ich, besser nicht zu rennen, deshalb schlich ich mich nun an den Baum, hinter dem Henry stand. Eigentlich dürfte er nichts hören, denn die Musik vom Weihnachtsmarkt war bis hier hin zu hören, zwar nicht besonders laut, doch sie übertönte meine Schritte. Als ich ankam lehnte ich mich von der anderen Seite gegen den Baum, sodass er mich nicht sehen konnte.
Er murmelte etwas, was ich nicht genau verstehen konnte, dann machte er eine Pause.
»Oh Ruby«, flüsterte er. Das haute mich um. Er sagte es so gefühlvoll, so gequält, dass ich auf der Stelle eine Gänsehaut bekam. ›Oh Henry!‹
Als ob er meine Gedanken gelesen hätte erstarrte er. Ich sah ihn nicht, doch ich konnte es spüren. »Ruby?«
»Ja?«
»Warum bist du hier?«
Ich trat hinter dem Baum hervor. »Ich wollte«›dich sehen!!!‹, dachte ich, laut wiederum sagte ich:»mich bei dir bedanken, dafür, dass du so freundlich gewesen bist, mir mein Portemonnaie wieder zu bringen«
»Ehrensache. Also, nichts zu danken.«
»Doch, ich möchte dich gerne auf ein Getränk einladen. Auf einen Kakao. Oder was immer du willst. Gleich hier vorne ich ein netten Café!«
»Tausend dank, aber das ist nicht nötig. Wirklich nicht.« Egal, was ich tat, nicht würde er machen, solange es nicht auf seine Kosten war. Doch ich wollte im Moment nichts sehnlicher, als mit ihm eine heiße Schokolade zu trinken. Um ihn dazu zu bringen musste ich vollkommen umdenken.
»Und wenn ich es mir ganz doll wünsche?« Nun schien er wahrhaft zu überlegen.
»Dann soll dein Wunsch in Erfüllung gehen«

Solange ich LebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt