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Ruby

Als ich zu Hause ankam pfiff der Wind durch die offene Tür, ich musste mich gegen sie lehnen, damit ich sie vernünftig schließen konnte. Anschließend ließ ich mich auf den Boden rutschen, und setzte meine Wintermütze ab. Sie war dunkelrot, und mit Verlaub: Uralt. Das sah man auch. Obwohl, so genau wusste ich es nicht, vielleicht war sie auch neu, aber der Schnitt war aus den 20ern.  Naja, jedenfalls gefiel sie mir nicht so unglaublich, deshalb nahm ich sie in die linke Hand, und schleuderte sie die Treppe hinauf in mein Zimmer. Ich war vollkommen verwirrt. Weder wusste ich, was mir gerade passiert war, noch wer mir passiert war. Alles war verschwommen, als hätte ich keine genaue Erinnerung mehr an die letzte halbe Stunde.
Ich stand auf und ging in die Küche, um zu schauen, was meine Mum wohl gerade so trieb. Doch in der Küche standen lediglich meine Tüten und mein großer Bruder Jasper. Wir hatten ein gutes Verhältnis, wir stritten uns ziemlich wenig, obwohl wir nur 2 Jahre Altersunterschied hatten. Er ist im letztem Monat 18 geworden, hatte sich aber beschlossen, noch etwas länger zu Hause wohnen zu bleiben. In er Schule ist er nicht gerade ein Überflieger gewesen, weswegen er nun nur eine kurze Ausbildung machte, also nicht studierte, dafür aber schon jetzt viel Geld nach Hause brachte.
»Hey«, rief er und ging mit ausgeweiteten Armen auf mich zu »lass dich drücken, kleine!«. Da ich wusste, dass es keinen Sinn hätte zurück zu weichen, umarmte ich ihn halbherzig. Dennoch flüsterte ich im ein leises: »Hey« zurück, dann löste ich mich vorsichtig aus seiner Umarmung. Jasper bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte, und hielt mich auf Armlänge fest. »Was ist denn mit dir, kleine« »ich bin nicht mehr klein«
»Immer noch kleiner als ich« Ich zwickte ihn in seinen Arm und er ließ mich los. Ich nutzte die Gelegenheit, verliess die Küche. Im Wohnzimmer entdeckte ich meine Mum. Ich ging zu ihr hinüber, während ich mich vergewisserte, dass Jasper in die Küche geblieben war. Er war tatsächlich dort geblieben, anscheinend hatte Mum ihn zur Hausarbeit verdonnert. Ich warf einen Blick über Mums Schulter, und sah, dass sie gerade in ihrem Buch las. Ich beschloss, sie dabei nicht zu stören, ich wusste ja, wie schnell sie bei so etwas überreagierte. Stattdessen erklomm ich die Stufen bis in mein Zimmer, ehe ich die Tür hinter mir zu schmiss. Ich vergrub mich in mein Bett, und beschloss, nie wieder hervor zu kommen. Nach kurzer Zeit musste ich mich doch ausbuddeln, denn meine Umhängetasche drückte schmerzlich gegen meine Hüfte. Ich rappelte mich auf, zog sie mir über den Köpf hinweg ab und legte sie auf meine Schoß. Eine Weile saß ich nur da, dachte nach, machte einfach nichts, doch dann bemerkte ich, dass meine kleine Tasche ungewöhnlich leicht und dünn war. Und ich hatte recht. Nachdem ich ein kleines bisschen in ihr herum gewühlt hatte konnte ich mir sicher sein, dass mein portemonnaie weg war. Panisch rannte ich die Treppe hinunter. »Mum, wo hast du mein...« Rief ich, doch das klingeln der Haustür unterbrach mich mitten im Satz. Mum wendete sich zu mir, um mir zu sagen, dass ich dich bitte die Tür öffnen solle, doch Jasper kam mir zuvor, und riss die Tür auf. Sehen konnte ich nicht, wer da war, doch ich konnte es fühlen. Ihn fühlen. Ein Blick zu Jasper, und ich konnte mir sicher sein. Er grinste mich an, während er den Weg zu Tür frei gab. Ich hatte es nicht anders erwartet.
Es war der Junge von gerade eben.

Solange ich LebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt