Nachdem Lilly darauf bestanden hat, dass ihr Vater sie ins Bett bringt, verschwindet Meverrick mit ihr ins Kinderzimmer. Sky wollte in der Zwischenzeit die Küche aufräumen, doch kann sie es sich nicht verkneifen, die beiden zu beobachten. Sie schiebt die angelehnte Tür etwas weiter auf und lehnt sich an den Türrahmen.
Lilly liegt, umgeben von einer Armee aus Plüschtieren, in ihrem Bett. In die bunte Bettdecke gekuschelt, hält sie Mrs. Pumpkin fest im Arm und lauscht der Geschichte, die ihr Vater vorliest.
Meverrick sitzt neben dem Bett, ein Buch in der einen Hand, während er mit der anderen sanft über ihr Haar streicht. Das gedämpfte Licht der Lichterketten ist nicht ideal zum Lesen, aber es genügt.
Sky beobachtet die Szene, ihr Herz schwer und voller Sehnsucht. Wieder einmal wird ihr bewusst, wie schön es sein könnte, würde sie ihre Ängste endlich loslassen. Doch diese Furcht, dass er sie beim ersten Anzeichen von Problemen verlassen könnte, lähmt sie. Die Vorstellung, dass ihre Welt erneut einstürzen könnte, lässt sie nicht los.
„Ich hab dich lieb, Daddy“, murmelt Lilly und holt Sky abrupt aus ihren Gedanken. Ein sanftes Lächeln legt sich auf ihr Gesicht.
,,Ich hab dich auch lieb, Mäuschen", flüstert Meverrick. Er klappt das Buch zu, und gibt seiner Tochter einen sanften, liebevollen Kuss auf die Stirn.Er steht auf und zuckt erschrocken zusammen, als er Sky im Türrahmen entdeckt.
„Wie lange stehst du schon da?“, fragt er leise, während sie gemeinsam ins Wohnzimmer gehen.
„Eine Weile“, gesteht Sky und versucht, ihren Blick zu senken. Doch Meverrick mustert sie aufmerksam. Nach einem Moment schiebt er den Wohnzimmertisch zur Seite und schafft Platz.
,,Was hast du vor?", fragt Sky verwirrt. Eine Antwort bekommt sie jedoch nicht.
Meverrick gehst zu dem überfüllten Bücherregal und schaltet sie kleine Anlage ein, die dort einen Platz gefunden hat.
Kurz darauf erklingt ein sanfter, gefühlvoller Song. Ohne ein Wort zu verlieren, streckt er ihr die Hand entgegen.
„Du willst tanzen? Hier?“
„Wir haben schon an ungewöhnlicheren Orten getanzt“, erwidert er mit einem leichten Lächeln. Zögernd legt Sky ihre Hand in seine und lässt sich von ihm führen.
Die Erinnerungen sind überwältigend: Der dunkle BDSM Kerker, den sie einmal zu einer Tanzfläche gemacht haben, ohne Musik. Die kleine Hütte im Wald, während das Feuer im Kamin knisterte. Der Maskenball, zu dem sie nur ihm zuliebe gegangen war. Diese Momente waren so lebendig, dass ihr Herz schneller schlägt.
Mit einer eleganten Drehung zieht er sie zu sich. Seine freie Hand ruht auf ihrer Hüfte, während sie sich zum Rhythmus der Musik bewegen. Die sanfte Stimme der Sängerin erzählt von Liebe, Hoffnung und dem Kampf, das Glück zu finden – und Sky hat das Gefühl, das Lied spricht genau zu ihr.
Für einen kurzen Moment scheinen all ihre Ängste zu verschwinden. Sie geben sich der Musik hin, als würde sie sie davontragen. Beide spüren dieses warme Kribbeln, als ob tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen.
Sky blickt zu ihm auf, verliert sich in seinem Blick, und die Welt um sie herum scheint stillzustehen. Sie vergessen die Lasten der Vergangenheit, die Ängste und die Unsicherheiten – zumindest für diesen Augenblick.
Mit einer sanften Bewegung löst er seine Hand von ihrer Hüfte und dreht sie ein weiteres Mal. Ihr langes Haar schwingt mit der Bewegung, bevor er sie wieder in seine Arme zieht. Sie lehnt sich mit dem Rücken an seine Brust und schließt die Augen. Sein Gesicht vergräbt sich sanft an ihrem Hals, seine Lippen hinterlassen federleichte Küsse auf ihrer Haut.
Ein angenehm warmer Schauer durchfährt ihren Körper.
„Sky?“, flüstert er und küsst sich langsam weiter über ihren Hals.
„Ja?“
„Du fehlst mir“, haucht er.
Seine Worte lassen sie lächeln.
„Du fehlst mir auch“, gibt sie leise zu und lässt sich von ihren Gefühlen leiten.
Sie wiegen sich weiter im sanften Takt der Musik, während seine Küsse wie ein Versprechen auf ihrer Haut verweilen.
Mit einer sanften Drehung löst er die innige Umarmung, nur um sie sofort wieder an sich zu ziehen. Zärtlich streicht er ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr und verliert sich dabei in den Tiefen ihrer leuchtend grünen Augen.
Egal, wie lange es dauert, mein Teufel, beschließt er entschlossen. Dieses Mal würde er sie nicht mehr gehen lassen und auch nicht aufgeben.
Sanft legt er seine Hände an ihren Rücken, zieht sie noch näher zu sich und spürt ihren Körper, der sich perfekt an seinen schmiegt. Sky’s Herz schlägt schneller, während sie ihre Hände in seinen Nacken legt, seine Wärme auf ihrer Haut fühlend.
Ihre Lippen kommen einander näher, streifen sich vorsichtig und verschmelzen schließlich in einem innigen Kuss. Ein Kuss, der mehr spricht, als Worte je ausdrücken könnten – ein Versprechen, das die Zeit überdauert hat und beweist, dass die Jahre ihre Liebe unberührt ließen.
Doch plötzlich kehren Skys Ängste zurück. Sie sind wie ein Schatten, der sich um sie legt und den Moment zerreißt. Sie löst sich aus dem Kuss, sieht ihn mit unsicherem Blick an und murmelt: „Es ist spät. Ich muss morgen früh aufstehen.“Meverrick kennt diese Reaktion nur zu gut. Es ist ihre Art, ihn wegzuschicken, ohne es direkt zu sagen. Schweren Herzens löst er sich von ihr, greift nach seinem Mantel und lässt sich von ihr zur Tür begleiten. Bevor er geht, gibt er ihr noch einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Gute Nacht, mein Teufel.“
„Gute Nacht.“Mit Tränen in den Augen dreht Sky den Schlüssel im Schloss.
Sie lehnt sich mit dem Rücken an die Tür, rutscht langsam zu Boden und bricht weinend zusammen. Ein stechender Schmerz breitet sich in ihrer Brust aus, als würde sich Stacheldraht um ihr Herz winden und sich unerbittlich hineinbohren. Minutenlang starrt sie in den dunklen Flur, bis die Sorge, Lilly könnte sie in diesem Zustand sehen, sie aufrüttelt.
Langsam steht sie auf, schleppt sich ins Badezimmer und schließt die Tür leise hinter sich ab. Dort lässt sie sich gegen die Wanne sinken, zieht die Knie an die Brust und lässt den Tränen freien Lauf. Die schwarzen Spuren ihrer Mascara zeichnen sich über ihre Wangen ab, als hätte der Schmerz Spuren auf ihrer Haut hinterlassen. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Sie hat das nie gewollt.Ein plötzliches Klopfen an der Tür lässt sie zusammenzucken.
„Mummy? Ich hol mir nur etwas zu trinken.“ Die Stimme ihrer Tochter war leise, aber klar.
Sky schluckt den Kloß in ihrem Hals herunter.
„Okay, Schatz“, antwortet sie und versucht, gefasst zu klingen.
Nachdem Lilly wieder in ihr Zimmer verschwunden ist, stemmt sich Sky mühsam hoch und tritt ans Waschbecken. Im Spiegel sieht sie ein zerbrochenes Abbild ihrer selbst: Tränen, verlaufene Schminke, gerötete Augen. Sie fährt sich mit den Händen übers Gesicht, doch die Tränen fließen unaufhaltsam weiter.Plötzlich hallt eine leise Stimme aus dem Flur zu ihr durch: „Ich hab dich lieb, Mummy.“
Für einen Moment zieht sich ein Lächeln über ihr Gesicht, zart und flüchtig wie der erste Sonnenstrahl nach einem Sturm.
„Ich hab dich auch lieb, mein Schatz“, flüstert sie.
Mit einem tiefen Atemzug öffnet Sky die Badezimmertür – und bleibt wie angewurzelt stehen. Vor ihr, ganz unerwartet, steht Meverrick. Die Fassade, die sie mühselig aufgebaut hat, zerbricht in Sekundenschnelle. Mit einem Schluchzen stürzt sie in seine Arme, klammert sich an ihn, als sei er der einzige Anker, der sie davor bewahrt, im Strudel ihrer Gefühle zu ertrinken.
Er hält sie fest, ohne ein Wort zu sagen, nur mit seiner beruhigenden Präsenz, die sie dringend braucht.
„Warum bist du wieder hier?“, flüstert sie gegen seine Brust.
„Lilly hat mich angerufen. Sie meinte, du sitzt weinend im Bad.“
Ihre Tränen versiegen für einen Moment.
Sky hebt den Kopf leicht an.
„Deshalb bist du zurückgekommen?“
Meverrick sieht sie sanft an, ohne Zögern.
„Ich liebe dich, Sky.“
Seine Worte haben ein Gewicht, das direkt auf ihr Herz trifft. Er verstärkt seine Umarmung, als wollte er ihr zeigen, dass seine Liebe nicht nur Worte, sondern ein Versprechen sind.
„Bleibst du?“, fragte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch.
„Natürlich.“
In diesem Moment löst sich der Stacheldraht um ihr Herz ein wenig, und zum ersten Mal seit Stunden scheint das Atmen etwas leichter zu werden.
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Open your heart again
RandomFünf Jahre sind seit der Trennung von ihrem Professor vergangen. Fünf Jahre, die für die 27 jährige Sky, alles andere als leicht waren. Nach einem unerwarteten Aufeinandertreffen mit Meverrick steht für die junge Frau die Welt Kopf. Verschlossene Er...