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Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass mein Unterricht eigentlich in zwei Minuten beginnen sollte, aber ich konnte mir Zeit lassen, weil mein Lateinlehrer grundsätzlich 5 min zu spät kam. Also machte ich mich ganz gemütlich auf den Weg ins oberste Stockwerk meiner Schule. Dort angekommen ließ ich mich zu meinen Freunden auf den Boden fallen und wartete dort geschlagene 10 min. Und dann, grade, als mein Kurs beschlossen hatte zu gehen, kam mein Lehrer und hatte einen von diesen Fernsehern auf Rollschränken dabei. Für diese Aktion erntete er von meinem Kurs begeisterten Applaus. Sofort sprangen einige Jungs zu ihm, um ihm beim einschieben in den Raum zu helfen, damit es schneller ging. Begeistert rief ein Junge:"Welcher Film isses denn?". Daraufhin antwortete mein Lehrer: "Der beste aller besten Filme, wenn es um Latein geht! Wir sehen heute Troja!" Die anfängliche Begeisterung verschwand so schnell wieder, wie sie aufgekommen war. Wir kannten unseren Lehrer und wussten deshalb auch, dass er mit uns niemals den Film mit echten Menschen sehen würden, sondern nur eine billige Zeichentrickversion, die ziemlich sicher für Kinder von 5-9 war, da der Film FSK 0 hatte.
Nachdem ich eine Doppelstunde diesen Film gesehen hatte, setzte ich all meine Hoffnung darauf, dass meine restlichen Stunden ausfallen würden. Mit letzter Kraft schleppte ich mich ins Foyer und stellte mit einem kurzen Blick auf den Vertretungsplan erfreut fest, dass ich tatsächlich nur noch Religion in der 8./9. Stunde hatte. Allerdings kann man das ja auch mal ausfallen lassen und so ging ich zur Bushaltestelle. Mit dem Bus fuhr ich in die Stadt lief zum Rhein. Ich setzte mich auf eine Bank, steckte mir Kopfhörer in die Ohren und dachte nach. Ich dachte über die Schule, meine Oma und mein uncooles Leben bei ihr nach. Als meine Eltern vor 3 Jahren bei dem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, war meine Oma die einzige, die sich dazu bereit erklärte, mich aufzunehmen. Damals haben meine Oma und ich uns noch gut verstanden, sodass ich ihr Angebot annahm und zu ihr zog. Allerdings hat sich unser Verhältnis in diesen drei Jahren extrem verschlechtert- vielleicht lag es an der Pubertät, oder daran, dass wir 24/7 in einer Wohnung waren. Und während ich so darüber nachdachte, wurde mir bewusst, dass, wenn mir jemandd anbieten würde, von hier weg zu ziehen, ich das Angebot annehmen würde.

Arched- Nur im UntergrundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt