Kapitel 2

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Als ich gefrühstückt hatte, ging ich zurück in meine Gemächer. Ich wusste nicht so recht was ich nun tun sollte, also beschloss ich einen Spaziergang zu machen. Schnell zog ich mir ein einfaches Gewand an, steckte mein langes, blondes Haar zu einem Knoten zusammen und verließ das Zimmer. Ich wanderte durch die Gärten des Schlosses. Sie waren riesig! Um sie einmal ganz zu durchqueren, brauchte man mehrere Tage. Viele Bedienstete waren hier unterwegs. Alle lächelten mich an, wären freundlich, knicksten oder verbeugten sich. Doch niemand sah mir in die Augen.

Später, als ich wieder im Schloss war, streifte ich noch ein wenig durch die Gänge. Alles kam mir so vertraut vor. Und doch so fremd. So leer. Mein Schloss. Es war jetzt mein Schloss. Sonst war niemand mehr da. Und jetzt wusste ich auch was fehlte. Die Fröhlichkeit war völlig verschwunden. Kein Lachen mehr in den Gängen kein Gesang und auch keine Musik. Es war geradezu gespenstisch still. Viele versuchten zwar ihre Trauer zu verbergen, ihre Angst vor dem Ungewissen, das nun folgen würde, taten, als wäre alles wie immer. Doch das war es nicht. Plötzlich wurde mir der Gang in dem ich stand zu eng. Ich wollte weg. Einfach nur weg. Freiheit. Ich rannte den Korridor entlang bis zu einer Tür, die auf einen Balkon führte. Ich atmete frische Luft, spürte den Wind auf meinem Gesicht, während die Sonne erneut im Meer versank. Und noch immer brannte der Wunsch nach Freiheit in mir. Das war der Moment in dem ich beschloss fort zu gehen. Und Rache zu nehmen, an den Entführern meiner Mutter. Endgültig.

Am nächsten Morgen packte ich meine Sachen. Ich schob gerade einen gewellten Dolch in die extra angefertigte Halterung an meinem Gürtel, als es klopfte. Schnell warf ich meine beiden Taschen unters Bett. "Herein!" Es war Lydia. "Meine Herrin", sagte sie und verneigte sich leicht. Als sie sich wieder aufrichtete erstarrte sie. Sie hatte den Dolch an meiner Hüfte bemerkt und die beiden Klingen, auf meinem Rücken. "Wo wollt ihr hin?", fragte sie, mit leichtem Misstrauen in der stimme. Ich hatte beschlossen sie nicht anzulügen, also sagte ich: "Ich werde fortgehen!" Sie machte große Augen, dann fing sie sich wieder. "Aber das könnt ihr nicht! Ihr könnt uns nicht verlassen! Ihr seid die Königin!" Tränen bildeten sich in ihren Augen. Innerlich rang ich mit mir. "Lydia", sagte ich zaghaft und machte einen Schritt auf sie zu. "Bis vor kurzem dachte ich meine Mutter hätte uns verlassen. Aber jetzt kenne ich die Wahrheit! Wenn sie noch am Leben ist, muss ich sie finden!" Und ihre Entführer umbringen, fügte ich in Gedanken hinzu. Lydia nickte. "Ich verstehe" Eine letzte Träne lief ihr übers Gesicht. "Dann werde ich mitkommen!" "Was? Nein!" rief ich erschrocken. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. "Das ist viel zu gefährlich!" Nun lächelte sie. Verwirrt starrte ich sie an. "Glaubst du wirklich ich lasse dich einfach so ziehen? Du kannst ja nichtmal richtig kämpfen. Geschweige denn da draußen überleben!" Wie bitte?! "Ich kann mich verteidigen!", hielt ich entschlossen dagegen. Doch Lydia schüttelte den Kopf. "Zieh dich um mein Kind. Ich werde dich nicht eher gehen lassen, bis du weißt was dich da draußen erwartet!"

Später am Tag traf ich mich mit Lydia in der Bibliothek. Sie hatte darauf bestanden und ehrlich gesagt war ich auch ein Bisschen neugierig geworden. Zu meiner Überraschung hielt sie bei meiner Ankunft ein langes, glänzendes Schwert in der Hand. Ich ging langsam auf sie zu und sah das Schwert dabei argwöhnisch an. Meine Reisekleidung hatte ich widerwillig gegen ein fliederfarbenes Gewand getauscht. Es war zwar bequemer, jedoch war ich immer noch hier. Eigentlich sollte ich schon längst weg sein! Ich schob diese Gedanken beiseite und konzentrierte mich wieder auf Lydia. Und das Schwert. Lydia deutete zu der Wand zu meiner Linken. Dort lehnten eine weitere Klinge, ein Bogen mit Pfeilen und mehrere Messer und Dolche. "Nimm das Schwert!", forderte Lydia mich auf und ich gehorchte. Das Schwert lag kühl und schwer in meiner Hand. Es war stumpf. Als ich mich wieder zu Lydia umdrehte, ging sie in Angriffsposition. Wollte sie etwa mit mir kämpfen? Ich machte gerade den Mund auf um zu protestieren, als die auch schon zum Schlag gegen mich ausholte......

Die Suchenden   ~Daughter of Death~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt