Kapitel 16

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Ich umarmte die drei ein letztes Mal. Erst Linneya, dann Allyson und schließlich Lucy. "Vielen Dank. Für alles", flüsterte ich. Tränen standen in meinen Augen. Dann löste ich mich von ihr. "Ich werde euch vermissen", sagte ich mit zitternder Stimme. "Wohin willst du gehen?" Auch Lucy liefen nun Tränen übers Gesicht. "Ich weiß nicht", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Zuerst nach Skilandris und dann wohin immer mein Weg mich führen mag." Traurig sah sie mich an. Sie war die einzige, der ich erzählt hatte, wieso ich meine Reise begonnen hatte. Die anderen wussten von Erobas und den Reitern, jedoch nicht von meiner Mutter. "Viel Glück. Ich hoffe, du findest, wonach immer du auch suchst", sagte Linneya. Sie weinte nicht, jedoch sah man auch ihr an, dass ihr der Abschied nicht gerade leicht viel. Es war schön in einer so kurzen Zeit solche Freunde gefunden zu haben.  "Danke", sagte ich noch einmal. Dann ging ich zu Raven, stieg auf und gab ihm die Sporen. Er galoppierte einen kleinen Hügel hinauf und blieb dann stehen. Ich drehte mich noch einmal um und winkte den dreien zu. Schließlich wandte ich mich ab. Mit vor Aufregung klopfendem Herzen setzte ich meine Reise fort.

Ich ritt nun schon einen ganzen Tag lang, ohne Pause, ohne etwas zu essen. Ich wusste zwar, dass Lucy mir etwas eingepackt hatte, aber ich wollte es nicht verschwenden. Wer wusste schon wie lange ich noch unterwegs sein würde? Allmählich veränderte sich die Landschaft, während ich weiter nach Westen ritt. Die Bäume verloren langsam ihre Farben und standen nicht mehr so dicht, wie sonst in Calithar. Mit jedem von Ravens Schritten, näherten wir uns Skilandris.

Am nächsten morgen wurde ich wach, als Raven mir seinen warmen Atem ins gesicht blies. Lächelnd strich ich ihm über den Hals und packte dann meine Sachen zusammen. Es war eine unruhige Nacht gewesen. Ständig war ich hochgeschreckt, da ich unbekannte Geräusche gehört hatte. Die Angst vor den schwarzen Reitern war mit jeder Meile, die ich mich von dem Heim meiner Freunde entfernt hatte, größer geworden. Als es langsam Mittag wurde und die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, wandelte sich die Welt um mich erneut. Die Bäume lichteten sich immer mehr und es wurde zunehmend wärmer. Bald würden wir Skilandris erreicht haben. Von den Reitern hatte ich nichts mehr gesehen. Seit wir gegen sie gekämpft hatten, waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Über mir zwitscherten die letzten heimischen Vögel Calithars und die Sonne schien hell und warm auf mich herab. Grade als ich etwas Essbares in meinen Taschen suchen wollte, hörte ich es. Das unverkennbare Geräusch von Pferdehufen. Mein Herz machte einen Satz und begann dann wild weiter zu stolpern. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Wie hatte ich nur denken können ich wäre sie los? Hecktisch schaute ich mich um. Keine Möglichkeit sich zu verstecken. An eine Flucht war nicht zu denken. Ich konnte nur hoffen, dass sie mich nicht sahen, doch der Wald war hier bei weitem nicht dicht genug. Und die Pferde kamen immer näher. Zwanghaft versuchte ich die Angst und mein klopfendes Herz zu ignorieren. Doch ein unkontrollierbares Zittern hatte eingesetzt. Mir war abwechselnd kalt und heiß. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich in den Wald, das Heft meines Schwertes fest umklammert. Dann tauchten sie zwischen den Bäumen auf.

Die Suchenden   ~Daughter of Death~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt