Kapitel 13

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Wir arbeiteten schnell und konzentriert. Oder, versuchten es zumindest. Als Allyson endlich ein erschöpftes: "Fertig", herausbrachte, atmeten wir erleichtert auf. Jedoch war es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir Lucy nicht mehr würden helfen können. Wenn es nicht schon zu spät war. "Kommt",meinte Linneya und zog Allyson und mich hinter sich her.

Lucy lag bleich und starr auf dem Bett. Das schwarze Geflächt hob sich bedrohlich von ihrer blassen Haut ab. Ich zog den Ausschnitt ihres Kleides ein Stück nach unten. Linneya zog scharf die Luft ein. Allyson sah uns zweifelnd an. "Es hat ihr Herz fast erreicht", erklärte ich tonlos. "Fang an. Und beeil dich!", riet Linneya ihr. Das kleine Fläschchen fest in der Hand und mit zerzaustem rotem Haar, trat Allyson näher an Lucys Bett. Vorsichtig legte sie ihrer Freundin das kühle Glas an die Lippen. Die helle Flüssigkeit troff in ihren leicht geöffneten Mund. Linneya murmelte unterdessen unverständliche Worte.  Ich vermutete, dass es der zauber aus dem Buch war. Dann versiegte der Wortfluss. Allyson klammerte sich an die bettkante. "Komm schon Lucy", flüsterte sie. Ich biss mir auf die Lippe, wartete. Wir alle warteten, beobachteten was passierte. Angespannt. Doch es passierte ... nichts. "Komm schon", flüsterte ich flehend. Aber Lucy rührte sich nicht. Leise strich ein letzter Atemzug über ihre Lippen. Dann war es still. "Nein...", flüsterte Allyson. "Nein!" Ihr Schrei zerriss mir das Herz. Allyson und Linneya griffen verzweifelt nach Lucys Händen, drückten sie, hielten sie fest. "Was habe ich nur getan?" Die roten Haare verdeckten ihr Gesicht, doch ich wusste wie Allysons Gesicht nun aussehen musste. Es spiegelte sich in Linneyas Ausdruck. Beiden liefen Tränen über die Wangen. Ich sah Lucy an. Ihre Wimpern bildeten schwarze Kränze unter ihren geschlossenen Augen. Für immer geschlossen. Schuldgefühle wallten wieder in mir auf. Nur meinetwegen war sie tot. Doch Moment... "Du hast das Richtige getan Allyson", sagte ich. "Seht nur..." Die beiden sahen auf. Kein genervter Blick nur Trauer und Hoffnungslosigkeit. Doch das änderte sich, als ich auf Lucys Brust zeigte. Die schwarzen Linien wurden blasser und begannen, sich zurück zu ziehen. Fort von ihrem Herzen. Und dann hob sich ihre Brust und sie tat eine  tiefen Atemzug. "Lucy...", Allysons Stimme zitterte, als sie sich von den Knien erhob und sich über ihre Freundin beugte. "Lucy, kannst du mich hören?" "Allyson? Bist du das?" Die schwache Stimme, die als Lucys Kehle drang, war so leise, dass man sie kaum hörn konnte. Und dennoch... "Lucy! Du lebst!" Ich lachte erleichtert auf. "Ich wusste du schaffst es!" Flatternd öffneten sich ihre Augenlieder und sie sah uns nacheinander an. "Linneya, was ist passiert?" Linneya, die immer noch zusammengesunken am Boden saß und Lucys Hand umklammerte, lächelte hinter ihrem Tränenschleier hervor. "Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass du lebst!" Auch auf Lucys Gesicht konnte man nun ein Grinsen erahnen. Dann wanderte ihr Blick zu mir. "Du bist ja noch hier." Ich nickte. "Ja." "Glaub mir ich habe versucht sie rauszuwerfen aber sie wollte einfach nicht gehen!", unterbrach Allyson gespielt empört. "Glaubt mir, mich werdet ihr nicht so schnell los", lachte ich. Allyson senkte den Kopf. "Und darüber bin ich auch verdammt froh." Überrascht sah ich sie an, doch sie wich meinem Blick aus. Luy lächelte glücklich. "Muss denn erst jemand sterben, bevor ihr euch versöhnt?" Ein wehmütiges Grinsen erschien auf Allysons Gesicht. "Zum Glück bist du das ja nicht. Und das hast du Serafina zu verdanken!" "Also ich...", versuchte ich abzuwehren und hob die Hände, doch nun sahen ich alle an und ich ließ sie sinken. "Danke", sagte Lucy. Und ich nickte. "Jetzt ruh dich aus", riet Linneya und strich Lucy leicht über den Arm. "Ich mache dir etwas zu Essen und wenn es dir wieder besser geht, glaube ich,  sind wir Serafina noch etwas schuldig."



Die Suchenden   ~Daughter of Death~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt