Prolog

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Prolog

1975: Hogwarts

Seine roten Augen wanderten über die Schülermenge und blieben nach einer Weile bei einem Mädchen stehen. Für ihn war es kein fremdes Mädchen. Keineswegs. Im Gegenteil, er kannte sie wahrscheinlich besser als sie sich selbst. Ein kaltes Lächeln huschte über sein blasses, lebloses Gesicht, jedoch verschwand es so schnell wie es gekommen war. Er hatte genug gesehen. Langsam erhob er sich von der morschen Bank, sein Blick immer noch auf der Hexe ruhend.

Mit einer eleganten Bewegung drehte er sich um, bereit zu gehen, als er plötzlich das ihm so vertraute Lachen vernahm. Ein letztes Mal schaute er sie an und sog ihren Anblick in sich auf. Noch wähnten sie sich alle in Sicherheit.

Er war sich seiner Sache sicher.

Er, dessen Name nicht genannt werden darf, würde sie alle töten.

Mit einer gekonnten Handbewegung schwenkte er seinen Zauberstab und verschwand.

Ena's P.o.V.

Noch immer lag die positive Stimmung, die der neueste Streich der Rumtreiber verursacht hatte, in der Luft. Ich versuchte so gut es geht mit zu lachen, jedoch ging mir das Gefühl beobachtet zu werden, nicht aus dem Kopf. Skeptisch schaute ich hinter mich, in Richtung des verbotenen Waldes, doch sah niemanden.

„ Ist alles in Ordnung, Ena?", riss mich Remus aus meinen Gedanken. „ Ja, alles in Lot auf dem Boot!", scherzte ich. „ Siehste, Moony, alles in Butter auf'm Kutter", rief Sirius und klopfte mir auf die linke Schulter. Remus musterte mich weiterhin skeptisch, ging dann aber Sirius, James, Peter und meinem Zwillingsbruder Benjamin hinterher um sie von der nächsten Schnapsidee abzuhalten.

Nun stand ich allein mit Anna auf den Hügeln vor unserer Schule.

„ Und dann waren es nur noch zwei!", murmelte Anna und folgte der Chaotentruppe auf ihrem Weg zum Schloss. Ein letztes Mal warf ich einen Blick nach hinten, nichts zu sehen. Schließlich raffte ich mich auf und ging meinen Freunden hinterher.

~

„ Ich bin mir aber ganz sicher, dass da jemand war", erklärte ich Anna, die gerade ein Buch zurück ins Regal stellte. „Hmm...Mach dir mal keine Sorgen", entgegnete sie und sortierte die restlichen Bücher ihres gigantischen Stapels wieder ein. Schnaubend nahm ich ihr ein paar ab und antwortete: „ Du weißt ganz genau, dass die Zeiten gefährlich sind! Er, dessen Name-" - „ Du meinst Voldemort", unterbrach sie mich.

„ Also schön, Lord, dessen Name ich trotzdem nicht aussprechen werde, wird mit jedem Tag stärker. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er nach Hogwarts kommt und uns angreift!". „ Meinetwegen, Miss Drama Queen, ich werde in meiner Lieblingsabteilung nachschauen, ob ich dort einen passenden Zauberspruch finde, der dich kleinen Angsthasen wieder beruhigt. Mal ehrlich, du solltest wieder deinen Beruhigungstee trinken, Ena, du drehst sonst noch völlig durch!", erklärte sie mir belustigt und schaute mich an. „ Aber-!",versuchte ich es ein letztes Mal.

„ Kein aber! Was denkst du wohl, was Remus dazu sagen würde? Es wird uns nichts passieren, solange Dumbledore hier ist.", beendete sie das Thema und drehte sich um.

Verletzt wandte auch ich mich ab und verließ die Bibliothek. Ich war nun mal kein Mensch, der merkwürdige Dinge auf sich beruhen ließ.

~

Ehe ich mich versah, hatte ich bereits den verbotenen Wald betreten.

Ohne jeglichen Orientierungssinn irrte ich durch das Dunkel und suchte nach Anhaltspunkten, die mich in meiner Annahme bestätigten.

Plötzlich hörte ich ein Rascheln hinter mir. Wie angewurzelt blieb ich stehen, unfähig auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

„ Es ist nicht besonders klug in diesen Zeiten allein in den verbotenen Wald zu gehen, Miss Odair. Das sollten sie als Schulsprecherin doch wissen. Was meinen sie?", erschrocken drehte ich mich um und suchte panisch nach einer Ausrede. „ Ehm... Ich wollte... ehm...ehm...", stotterte ich und lief rot wie eine Tomate an.

„Wissen Sie, in meinem Alter kommt es häufig vor, dass man sich an Kleinigkeiten nicht mehr erinnern kann. Vielleicht wäre ich dazu in der Lage diesen kleinen Vorfall zu vergessen, wenn sie mir einen klitzekleinen Gefallen täten.", zwinkerte er mir über seine Halbmondbrille zu. Verwirrt schaute ich ihn an und wartete darauf, dass er mir sein Angebot unterbreitete.

„ Apropos, wo ist denn ihre Freundin Miss Potter? Sonst sieht man euch beide immer zusammen", erkundigte er sich, auch wenn es nicht den Anschein erweckte, dass er darüber nicht bereits informiert war.

Als ich darauf nicht antwortete, holte er ein metallisches Kästchen aus seiner Tasche. „ Zitronenbonbon?"



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