Teil 8) Serendipity

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Michael gähnte und ließ sich auf sein Bett fallen. Er war zwei Tage für Interviews in München und Stuttgart gewesen, hatte das Wochenende dann zu Hause in Bietigheim-Bissingen verbracht und war viel später als geplant am Montag Abend wieder in Berlin angekommen. Der Wecker zeigte 22:51 Uhr an und Michael sah nachdenklich rüber zu seiner Zimmertür. Ob es zu spät war um bei Mélanie zu klopfen? Er hatte sie nach dem Abend in seinem Zimmer und seiner Abreise am Donnerstag nicht mehr getroffen.

Ohne weiter darüber nachzudenken stand er auf und verließ sein Zimmer. Etwas unschlüssig was er ihr überhaupt sagen wollte, hob er seine rechte Hand, um an die Zimmertür zu klopfen.

"Shindy, wieder zurück?"

Michael fuhr herum. "Ey, Seti, ja, grad wieder angekommen. Wie läuft's?"

"Gut, danke, viel zu tun, wie immer." Seti zuckte mit den Schultern. "Suchst du jemanden bestimmtes?" Er nickte in Richtung der Zimmertür, vor der Michael stand.

"Ehm, ja, ich wollte nur kurz.. Also ich hatte noch.. Also aber sie scheint nicht.."

"Die beiden sind gestern abgereist."

'Die beiden?' Michael versuchte sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen. "Ah, okay." Er nickte.

"Du, ich muss leider weiter." Seti verabschiedete sich von Michael und lief den Flur hinunter. "Ruf an, wenn du was brauchst!"

"Mach ich!" Michael sah irritiert die Tür vor sich an. Er versuchte kurz den Abend zu rekonstruieren, den er mit Mélanie verbracht hatte, aber der Alkohol hatte einige Erinnerungen verschwinden lassen. Hatte sie gesagt, dass sie allein hier war? Hatte sie erwähnt, dass sie schon abreisen wollte? Er wollte es sich nur ungern eingestehen, aber er war wirklich enttäuscht.

Kopfschüttelnd drehte er sich um und ging zurück zu seiner Zimmertür. Er griff in seine Hosentasche und ließ die Schultern sinken. "Nicht im Ernst.." Er hatte seine Karte im Zimmer vergessen. Genervt starrte er seine Zimmertür an. Jetzt zum Empfang zu gehen, und von einer der Tussen vollgelabert zu werden, war das letzte was er gebrauchen konnte.

"Hast du dich ausgesperrt?"

Michael fuhr herum. Er hatte Mélanie's Akzent sofort wiedererkannt. "Hi!" Mehr brachte er nicht hervor.

"Hi." Mélanie stand am Ende vom Flur, lächelte ihn an und auch auf Michael's Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.

"Also, hast du?"

"Was?" Michael sah sie irritiert an.

"Dich ausgesperrt?" Mélanie fing an zu lachen und Michael stellte erneut fest, wie wunderschön ihre Lache war.

"Ich.. Ja, ich befürchte ja." Er fuhr sich durch den Bart. "Weißt du was? Warte hier, ja? Ich bin gleich zurück." Er lief den Flur herunter und bog um die Ecke zur Lounge. "Seti, ich brauch mal deine Hilfe!"

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Mélanie verließ den Raum, den, wie sie gelernt hatte, alle nur Abstellkammer nannten, und ging langsam den Flur entlang. Sie hatte gerade ihre Uniform, die sie gestern endlich bekommen hatte, und durch die sie sich ein bisschen mehr wie ein Teil des Hotels fühlte, weggebracht. Speziell jetzt, da sie endlich eine kleine Einzimmer-Wohnung gefunden hatte, in die sie vor zwei Tagen mit ihrem Hab und Gut, das zur Zeit aus genau einem Koffer bestand, einziehen konnte, hatte sie langsam aber sicher das Gefühl in Berlin anzukommen.

Sie wollte gerade um die Ecke biegen, schrak dann aber zurück, als sie Michael sah, der gerade sein Zimmer verließ. Was machte er hier? Sie hatte ihn seit Tagen nicht gesehen, und war davon ausgegangen er sei abgereist. Vorsichtig lugte sie um die Ecke und realisierte erschrocken, dass er auf dem Weg zu dem Zimmer war, von dem er glaubte, es sei ihres.

"Was machst du da?"

Mélanie fuhr erschrocken herum und sah Seti an. "Ich, ähm.. Seti, kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Bitte, ich erklär dir alles, aber kannst du ihn davon abhalten zu klopfen?"

Seti ging einen Schritt an Mélanie vorbei, sah um die Ecke und schaute sie dann irritiert an. "Du schuldest mir wirklich ein paar Erklärungen.."

Er ging um die Ecke. "Shindy, wieder zurück?"

Mit klopfendem Herzen lauschte Mélanie der Unterhaltung und hörte, wie Seti Michael erzählte, die zwei Gäste, die das Zimmer bewohnten, seien am Vortag abgereist. Die ganze Geschichte wurde einfach immer komplizierter und Mélanie ging ihre Möglichkeiten durch. Sie konnte versuchen Michael aus dem Weg zu gehen, jetzt, wo er dachte sie sei abgereist. Aber die Wahrscheinlichkeit ihm über den Weg zu laufen, gerade wenn er regelmäßig im Hotel war, war einfach zu groß. Sie konnte ihn weiter anlügen, was aber nicht verhinderte, ihm zu begegnen. Die einzige Möglichkeit war, ihm einfach die Wahrheit zu sagen, und als sie sah wie Seti sich verabschiedete, und Michael zu seinem Zimmer zurückging, wusste sie was zu tun war.

Mélanie bog um die Ecke und wollte gerade etwas sagen, als sie schmunzelnd feststellte, dass Michael sich anscheinend ausgesperrt hatte.

"Hast du dich ausgesperrt?" Sie konnte es sich einfach nicht verkneifen.

Michael sah sie überrascht an. "Hi!"

"Hi!" Mélanie wusste nicht so recht was sie sagen sollte. "Also, hast du?"

"Was?"

Mélanie musste lachen. Michael sah so niedlich irritiert aus. "Dich ausgesperrt?"

"Ich.. Ja, ich befürchte ja." Er fuhr sich durch den Bart. "Weißt du was? Warte hier, ja? Ich bin gleich zurück." Er lief den Flur herunter und Mélanie sah ihm irritiert hinterher. Was hatte er bloß vor?

Als er einen Moment später mit Seti zusammen um die Ecke bog, wurde Mélanie kurz schwindelig.

"Mélanie, das ist Seti."

Heartbreak Hotel (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt