Teil 19) Timing

786 34 18
                                    

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Ich wünsch euch einen schönen Wochenstart! ✌🏻️
____________________

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das kleine Fenster in ihrem kleinen Schlafzimmer und Mélanie blinzelte. Sie saß auf ihrem Bett, eingewickelt in eine Decke, und starrte die Wand vor sich an. An Schlaf war nicht zu denken. Sie sah sich im Zimmer um und kletterte aus dem Bett.

In der Küche startete sie die Kaffeemaschine und beobachtete einen kleinen grauen Vogel, der auf dem Fensterbrett vor dem Küchenfenster landete und seinen Kopf schieflegte. Es war die zweite Nacht in Folge gewesen, in der sie kaum ein Auge zugemacht hatte. Die zweite Nacht, seitdem Michael rausgefunden hatte, dass sie gelogen hatte.

Gestern Abend hatte sie an seine Zimmertür geklopft, aber er hatte sie nicht geöffnet. Wenn sie ihm nur alles erklären könnte, er müsste einsehen, dass es gar keine so große Sache war, dass sie nur aus Unsicherheit gelogen hatte. Aber sie schien einen wunden Punkt getroffen zu haben.

Mit einer Tasse Kaffee in der Hand, eingewickelt in eine Strickdecke, setzte sie sich auf ihren Sessel im Wohnzimmer. Vielleicht hatte all das passieren müssen. Damit sie sich wieder konzentrierte. Damit sie nicht vergaß, warum sie nach Berlin gekommen war und ihren Vater zurückgelassen hatte. Sie hatte es ihrer Mutter versprochen.

__________

"Das klingt doch scheiße!" Michael saß kopfschüttelnd auf dem Sofa im Studio und sah Konstantin verständnislos an.

"Shindy, lass deine scheiß Laune nicht an mir aus. Der Beat ist von dir!"

"Ja und hab ich's abgemischt?"

Konstantin drehte sich mit dem Schreibtischstuhl um und sah Michael genervt an. "Dicker, das geht jetzt schon zwei Tage so. Du gehst mir ernsthaft auf den Sack."

Michael schnaubte und wollte etwas erwidern, aber er wusste nicht was. Ihm war bewusst wie er sich verhielt, aber er konnte nichts dagegen tun.

"Nur weil sie dir nicht erzählt hat, dass sie Zimmer putzt."

"Halt dich da raus, Djorka!" Michael sah ihn wütend an. "Es geht darum, dass sie mich belogen hat! Sie hätte es mir doch sagen können, aber sie hat ihre Geschichte weitergesponnen!" Michael stand auf und lief ziellos durch den Raum. "Ich bin mit ihr nach Frankreich geflogen und sie hat mir eine herzzerreißende Geschichte über ihre Mutter erzählt, die angeblich gestorben ist und sich den Traum vom eigenen Hotel nicht erfüllen konnte!"

"Und das war auch gelogen?"

"Was weiß ich, wahrscheinlich! Was soll ich ihr denn glauben? Sie war sogar abgebrüht genug, Seti da mit reinzuziehen. Hab ich dir doch mal vorgestellt, der Consierge. Er hat so getan, als würde er sie nicht kennen."

"Hast du ihn danach gefragt?"

"Nein, noch nicht."

Bevor Konstantin etwas erwidern konnte, betrat Michael die Aufnahmekabine. "Lass uns weitermachen. Wir haben nicht mehr viel Zeit."

__________

"Bin ich ein schlechter Mensch, Nonna?"

"Nein, Kleine." Nonna half Mélanie die benutzten Handtücher in die Waschmaschinen des Spas zu stopfen. In der feuchten Luft des Waschraums hing der Duft von Weichspüler und Wäschestärke. "Du hättest ihn sofort aufklären sollen. Aber manchmal verpasst man den Zeitpunkt einfach. Und je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es."

"Wär mir nur diese verdammte Schneekugel nie runtergefallen."

Nonna lächelte. "So darfst du nicht denken. Denk an die Zeit in Frankreich mit ihm."

"Aber das war doch nicht echt!" Mélanie stellte eine der Maschinen an und griff sich den nächsten Haufen Handtücher.

"Warum war das nicht echt?" Nonna stemmte ihre Hände in ihre Hüften. "Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Red dir das nicht ein. Du hast viel mehr verschwiegen, als dass du gelogen hast. Mach dir nicht so viele Vorwürfe. Er könnte dir wenigstens die Möglichkeit geben, dich zu erklären. Aber er scheint mir sehr stolz zu sein."

Mélanie nickte und überlegte was sie tun konnte. Sie war nicht bereit das mit Michael aufzugeben. "Was, wenn ich ihm einen Brief schreibe?"

Nonna dachte kurz nach. "Das ist eine gute Idee. Schreib alles auf, erklär dich. Wenn du willst, kannst du mir nachher helfen, die Zimmer zu säubern, von den Gästen die spät auschecken. Ich klär das mit dem Spa. Dann können wir zusammen überlegen, was du schreiben könntest."

Mélanie sah Nonna voller Dankbarkeit an und schluckte. "Danke." Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, was ich ohne dich und Seti hier machen würde."

"Ach, das ist doch selbstverständlich!" Nonna zwinkerte ihr zu. "Was machen eigentlich die Empfangshexen?"

Mélanie schütelte grimmig den Kopf. "Ich weiß nicht. Ich hab Lena nicht gesehen, seit sie mich wegen des Schauspielers reingelegt hat."

"Das wird sie bereuen. Das versprech ich dir. Ich bin zu lange in diesem Hotel, als dass ich tatenlos zusehen würde, wie sich dieses Früchtchen hier benimmt. Da fällt uns schon was ein. Das setzen wir mit auf die Agenda für nachher."

Später am Tag schob Mélanie den Wagen mit den Reinigungsutensilien durch den siebten Stock. Sie war auf dem Weg zu Nonna und hatte ein flaues Gefühl im Bauch als sie um die Ecke in den Flur bog, in dem Michael's Zimmer lag. Erschrocken blieb sie stehen, als sie Konstantin vor der Tür entdeckte.

"Shindy, jetzt mach die Tür auf. Wir müssen in zwanzig Minuten bei Anis sein."

Mélanie war die Situation im Studio immer noch unendlich peinlich und sie wollte gerade weder Konstantin, noch Michael begegnen, während sie den Putzwagen durch den Flur schob. Aber es war ihr Job. Und sie war selbst Schuld. Also atmete sie tief durch und ging los, als sich plötzlich die Zimmertür öffnete.

Mélanie traute ihren Augen nicht, als Lena aus der Tür trat und Konstantin fast umrempelte. Lena entdeckte Mélanie und ihr irritierter Gesichtsausdruck änderte sich in ein abfälliges Lächeln. Auffällig langsam stopfte sie ihre zerknitterte Bluse zurück in ihren Rock und ging auf Mélanie zu.

"Man sieht sich halt immer zweimal im Leben, Dubois." Lena klopfte ihr auf die Schulter und lief an ihr vorbei, während Mélanie sich in Schockstarre an den Wagen klammerte. Bevor Konstantin das Zimmer betrat, entdeckte er Mélanie, aber sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Tränen verschleierten ihren Blick und sie ließ den Wagen stehen und lief zum Fahrstuhl. Sie musste weg hier. Und zwar sofort.

Heartbreak Hotel (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt