Kapitel 1 - Ein normaler Tag?

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Das nervtötende Klingeln meines Weckers reißt mich aus meinen Träumen.

Noch verschlafen tapse ich ins Bad und klatsche mir ersteinmal eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht, um wachzuwerden und betrachte mich im Spiegel.

Das Mädchen, welches mich anschaut, hat helle blaue Augen, welche aber grau und farblos wirken. Ihre Haare haben einen matten hellblonden Ton und hängen schlaff herunter. Insgesamt: Ein graues Mäuschen.

Und genau das bin ich auch.
Ich glaube in der Schule kennt mich niemand, außer vielleicht ein paar Leute aus meinem Kurs und natürlich die Bad Boys um Carter Black, welche mich oft als Nonne oder Mutter Theresa beschimpfen.

Etwas dagegen sagen tue ich nie, denn dafür fehlt mir einfach der Mut und das Selbstbewusstsein, denn die Bad Boys sind in der ganzen Stadt gefürchtet.

Irgendwann früher, als mein Vater noch da war und meine Welt in Ordnung, da war ich frech und vorlaut. Meine Mutter hat mich immer die kleine Löwin genannt.
Aber das ist jetzt lange vorbei. Resigniert wende ich mich vom Spiegel ab und gehe zu meinem Kleiderschrank.

Da wir nicht viel Geld haben, habe ich auch nicht viel anzuziehen. Schlussendlich entscheide ich mich für eine helle Jeans, die leicht ausgewaschen ist und einen weißen Pullover. Dazu mache ich mir die silberne Kette mit einem kleinen schlüsselförmigen Anhänger um, welche mir mein Vater irgendwann früher geschenkt hat.

Dazu schlüpfe ich in meine schon ausgelatschten Ballerinas und ziehe eine dünne graue Jacke über.

"Ich bin dann in der Schule Mom.", meine Mutter lächelt mir nur kurz zu, denn sie ist selber gerade dabei sich fertig zu machen. Seit mein Vater vor sieben Jahren abgehauen ist, muss sie jeden Tag von morgens bis abends in einem Supermarkt etwas außerhalb arbeiten, trotzdem wird das Geld oft knapp.

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Als ich die Schule betrete, nicken mir einige Leute auf den Schulhof, die in meinen Kursen sind flüchtig zu, dann werde ich wieder unsichtbar.

Leider nur für kurze Zeit, denn plötzlich stehen Carter und seine Gang vor mir: "Na wen haben wir denn da? Die kleine unschuldige Sky."

Ich weiche einen Schritt zurück, doch auch hinter mir steht ein Kerl mit ziemlich breiten Schultern. Ich meine ihn aus meinem Biokurs zu kennen, Alex oder so ähnlich.

"Du brauchst gar nicht versuchen, wegzurennen, das hilft nämlich nicht Kleine.", Carter sieht mich böse an.

"Weißt du, ich finde dich echt langweilig. Und nervig. Wäre besser wenn du mal aus unserem Blickfeld verschwinden würdest...", er klingt wirklich genervt, aber in mir keimt die Hoffnung auf, dass sie mich vielleicht gehen lassen.

Leider hat er scheinbar andere Pläne: "Also ich hoffe du verstehst, dass ich mit gehen nicht vom Schulhof meine. Ich meine, dass du dich hier verpissen sollst. Komplett. Oder ich kann dafür sorgen...", er gibt seinem Kumpel ein Zeichen und dieser lässt mich sofort los.

"Ich überlege mir noch, was ich mit dir machen kann.", bevor er mir noch weiter drohen kann, laufe ich in Richtung Schulbibliothek, wo ich mich ersteinmal vom Schock erholen muss.

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Als ich nach Hause komme, ist meine Mutter schon da. Verwundert sehe ich sie an: "Hast du früher Schluss bekommen?"

Sie sieht mich traurig an: "Ich wurde gekündigt. Tut mir leid, aber ich habe nichteinmal das letzte Monatsgehalt bekommen. Warscheinlich müssen wir auch aus der Wohnung raus, weil ich die Miete nicht zusammenbekomme."

Schockiert sehe ich sie an. Dann reiße ich mich zusammen: "Wir finden sicher eine Lösung. Ich wollte sowieso mal nach einem Nebenjob als Kellnerin schauen. Ich muss dan direkt nochmal los."

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Als ich an der Bushaltestelle stehe, sehe ich plötzlich Carter und seiner Jungs. Panisch drehe ich mich weg und ziehe mir meine Kapuze ins Gesicht. Als ein Bus hält steige ich ein, ohne darauf zu achten, welche Linie es ist.

Als ich mich auf einen Sitzt fallen lasse, atme ich erleichtert auf, nur um zu bemerken, dass die fünf Jungs hinten auch eingestiegen sind.

Sie unterhalten sich mit Feuereifer über irgendein Fußballspiel und scheinen mich nicht zu bemerken. Als die nächste Haltstelle angezeigt wird, hämmere ich auf den Halten Knopf und stelle mich schoneinmal vorne an die Tür.

Als dann die Computerstimme im Bus endlich verkündet, dass wir jetzt die Haltestelle Caristraße erreicht haben, springe ich in Windeseile aus dem Bus und bringe so viel Abstand wie möglich zwischen mich und den fünf Typen.

Als ich einige Straßenecken weiter bin, atme ich erleichtert auf. Das Triumphgefühl verschwindet jedoch gleich in der nächsten Sekunde, als ich bemerke, dass ich keine Ahnung habe, wo ich bin.

Scheinbar eine Gegend mit Clubs und Restaurants, da kann ich direkt mal nach einem Nebenjob Ausschau halten. Zwar bin ich eigentlich viel zu tollpatschig zum Kellnern, das Einzige, was ich wirklich beherrsche ist tanzen, aber da würde ich jetzt sicher keinen Job finden.

Ich begann also die Restaurants nach Schildern im Fenster, die ein Jobangebot beinhalteten, abzusuchen. Schon ein paar Häuser später sah ich ein Schild "Aushilfe an der Bar gesucht"

Obwohl der Laden nicht wirklich seriös aussah, durch die flimmernden Neonbuchstaben welche das Wirt "Zizi", scheinbar den Namen des Clubs, bildeten und die zugezogenen Vorhänge, öffnete ich die Tür und fand mich in einem waschechten Stripclub wieder.

Überall tanzten leicht bekleidete Frauen an Stangen und es saßen Männer in plüschigen Sesseln, welche den Tänzerinnen immer wieder Geldscheine zusteckten.

Etwas verloren stand ich also am Eingang herum, bis eine Blondine auf mich zukam und mich breit anlächelte: "Hey Schätzchen. Was kann ich für dich tun?"

"Ich wollte mich auf den Job als Kellnerin bewerben. Also ich meine Baraushilfe.", etwas verlegen lächelte ich zurück.

"Das tut mir jetzt echt leid Kleine, aber der Job ist schon vergeben. Aber kannst du tanzen?", erwartungsvoll blickte mich Blondie an.

"Ja ziemlich gut. Ich hatte früher Ballett und Jazzdance Unterricht.", unsicher behielt ich mein Lächeln bei. Was hatte tanzen denn mit dem Ganzen hier zu tun?

"Na dann kannst du hier ja als Tänzerin arbeiten wenn du willst. Da ist nämlich noch eine Stelle frei. Komm doch mal mit nach hinten, da kannst du zeigen was du kannst und dann auch gleich loslegen. Natürlich nur wenn du gut bist.", sie zwinkerte mir zu und zog mich, bevor ich mitbekam was überhaupt geschah, nach hinten in eine Art Umkleide.

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